Montag, 9. November 2009

Predigt über Lk 14,25-33: „Wie ‚teuer‘ ist Gottes Reich?“

Predigt über Lk 14,25-33: „Wie ‚teuer‘ ist Gottes Reich?“
Liebe Gemeinde,
das Predigtthema heute ist seltsam: Wie „teuer“ ist Gottes Reich? Ich bin darauf gekommen wegen eines Druckfehlers. In unserer Tageszeitung steht immer die biblische Losung des Tages, und vor einigen Jahren fand ich zu meinem großen Staunen dies hier:
„Jesus sprach: Selig seid ihr Armen, denn das Reich Gottes ist teuer.“
Das wäre natürlich bitter für die Armen, wenn sie das Reich Gottes nicht bezahlen könnten. Umgekehrt hat Jesus es gesagt: „Das Reich Gottes ist euer“, also gehört euch, gerade euch Armen. Man muss schon richtig lesen!
Allerdings hat es durchaus seinen Preis, wenn Gottes Herrschaft zu uns kommt. Gottes Reich erfasst unser Leben und verändert es. Das kostet uns schon einiges. Ich lese einen Bibelabschnitt vor, in dem Jesus die Kosten für Gottes Herrschaft aufzeigt:

25 Viele Menschen begleiteten ihn; da wandte er sich an sie und sagte: 26 Wenn jemand zu mir kommt und nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, ja sogar sein Leben gering achtet, dann kann er nicht mein Jünger sein. 27 Wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger sein. 28 Wenn einer von euch einen Turm bauen will, setzt er sich dann nicht zuerst hin und rechnet, ob seine Mittel für das ganze Vorhaben ausreichen? 29 Sonst könnte es geschehen, dass er das Fundament gelegt hat, dann aber den Bau nicht fertig stellen kann. Und alle, die es sehen, würden ihn verspotten 30 und sagen: Der da hat einen Bau begonnen und konnte ihn nicht zu Ende führen. 31 Oder wenn ein König gegen einen anderen in den Krieg zieht, setzt er sich dann nicht zuerst hin und überlegt, ob er sich mit seinen zehntausend Mann dem entgegenstellen kann, der mit zwanzigtausend gegen ihn anrückt? 32 Kann er es nicht, dann schickt er eine Gesandtschaft, solange der andere noch weit weg ist, und bittet um Frieden. 33 Darum kann keiner von euch mein Jünger sein, wenn er nicht auf seinen ganzen Besitz verzichtet. (Lk 14)

Jesus erzählt hier zwei Gleichnisse. Das erste davon, das Gleichnis vom Bauherren, sollte von uns eine Medaille bekommen. Es ist in den letzten Monaten wohl einer der meistzitierten Bibeltexte in unserer Gemeinde. Das liegt auch auf der Hand: Wir machen uns Gedanken über unsere Gemeindegebäude und außerdem auch um unsere Gemeindekasse. Also hört man am besten auf Jesus, wenn er über Gebäude und die Baukosten spricht.
Nun ist es aber wie beim Druckfehler in der Zeitung: Wir müssen schon genau hinsehen, damit wir herausfinden, was Jesus wirklich sagen wollte. Genau hinsehen – da müssen wir uns ein kleines wenig Arbeit machen. Aber keine Angst: es ist gar nicht schwierig.
Ich möchte uns im ersten Teil der Predigt einladen in die Bibelwerkstatt. Wir wollen die Worte Jesu unter die Lupe nehmen und genau betrachten. Normalerweise passiert das nicht in der Predigt, sondern vorher am Schreibtisch des Predigers. Aber weil wir so oft dieses Bibelwort zitieren, sollten wir es einmal gemeinsam untersuchen. Manchem riecht das vielleicht etwas zu sehr nach Unterricht – und das Sonntag früh ... aber wem das so geht, der kann sich auf den zweiten Teil der Predigt freuen, wo ich persönlicher sagen will, wie wir mit dem Bibelwort Jesu leben können.

Also zunächst in die Bibelwerkstatt! Was hat Jesus im einzelnen gesagt? Wie sind seine Worte in der Bibel angeordnet?
Zuerst erfahren wir etwas über die Situation, in der Jesus das Wort ergriffen hat: viele Menschen ziehen mit ihm. Dann nennt Jesus einige Grundsätze: nicht jeder kann sein Jünger sein, sondern nur diejenigen, die bestimmte Entscheidungen treffen. Entscheidungen gegen die Familie und gegen das eigene Leben, Entscheidungen dafür, das Kreuz zu tragen.
Dann kommen zwei Gleichnisse. Beide wollen dasselbe sagen: Wer etwas bauen will, muss vorher ausrechnen, ob er genug Geld hat. Wer eine Schlacht gewinnen will, muss vorher ausrechnen, ob er genug Soldaten hat.
Und schließlich sagt Jesus noch einen Satz, was er mit den beiden Gleichnissen meint: wieder ein Grundsatz.
Der letzte Grundsatz fasst also alles zusammen und setzt die ersten beiden Grundsätze fort.
Warum hat Jesus die beiden Gleichnisse erzählt? Was wollte er damit sagen? Er wollte seine drei Grundsätze damit erklären.

Nun schauen wir genauer auf die Gleichnisse. Wie funktioniert ein Gleichnis? Es enthält ein Bild oder auch eine Geschichte. Jesus hat ja viele Geschichten aus dem Alltag erzählt. Diese Geschichten hatten eine Bedeutung. Also der Klartext, auf den Jesus eigentlich hinauswollte.
Jedes Gleichnis besteht damit aus zwei Teilen: dem Bild und der Bedeutung. Manchmal hat Jesus selber gesagt, welche Bedeutung er meint. Oft hat er es aber auch nicht gesagt – die Zuhörer konnten es sich schon denken.
Ein Gleichnis funktioniert nun so: Das Bild ist nur ein Bild. Das Bild ist meist nicht dasselbe wie die Bedeutung. Die Bedeutung liegt nicht einfach schon im Bild. Sondern das Bild wird übertragen – man trägt hinüber vom „Bild“ in die „Bedeutung“. Man darf beides nicht verwechseln. Den Jüngern von Jesus ist das einmal passiert: sie haben bei einem Gleichnis das Bild mit der Bedeutung verwechselt. Jesus hatte gesagt: Nehmt euch bloß in Acht vor dem Sauerteig der Pharisäer. Die Jünger dachten: Sauerteig? Brot backen? O weia, wir haben ja vergessen, Brot mitzunehmen. Jesus wollte uns das sagen. Aber Jesus hat geantwortet: Unsinn. Ich rede doch nicht vom Brot. Brot kann ich aus ein paar Krümeln machen, das habt ihr doch erlebt. Nein, ich rede von den Pharisäern. Vor denen nehmt euch in acht, sonst steckt ihr euch mit deren Denkweise an, so wie ein bisschen Sauerteig den gesamten Brotteig durchsäuert.
Das Bild war also der Sauerteig. Die Bedeutung des Bildes war die Denkweise der Pharisäer. Aber die Jünger hatten gedacht, das Bild, der Teig, wäre schon die Bedeutung. Sie dachten: Jesus gibt Anweisung zur Vorratshaltung mit Brot. Sie haben es verwechselt. (Mt 16,5-12)

Nun haben wir also heute in der Predigt zwei Gleichnisse von Jesus. Das Gleichnis vom Bauherren und vom König, der Krieg führen will. Das Bild ist jeweils klar: Jemand will einen Turm bauen, jemand will seine Feinde besiegen. Aber das sind eben nur Bilder. Fangen wir mit dem zweiten an: Jesus wollte natürlich nicht Anweisungen für Könige in Ausbildung geben, die vielleicht noch nicht wissen, wie man die Truppenstärke berechnet; Jesus wollte keine Feldherren beraten, wie sie am effektivsten eine Schlacht gewinnen. Wer aus diesem Gleichnis Jesus eine biblische Militärtaktik ableitet, hat sich völlig vertan. Was Jesus sagt, wissen Militärs ja sowieso.
Und das erste Gleichnis: Jesus wollte also auch keine Anweisung für angehende Bauherren geben, die vielleicht noch nicht wissen, wie man ein Bauprojekt plant. Er wollte keine Tipps geben, als ob man beim Hausbau erst den Finanzplan klar haben muss und dann den Bagger bestellt. Wer aus diesem Gleichnis eine Handbuch biblischer Bauplanung ableitet, hat Jesus missverstanden. Wäre ja auch überflüssig: Bauherren wissen sowieso, was Jesus hier sagt.
Nun gehört aber das Gleichnis vom Turmbau, wie gesagt, zu den meistzitierten in unserer Gemeinde. Aber bitteschön: Fragen wir doch danach, was Jesus mit diesem Gleichnis sagen wollte. Benutzen wir es nicht einfach als Argument für unsere Bauplanungsdebatten. Dafür wollte Jesus uns keinen Nachhilfeunterricht geben. Vor ungefähr 20 Jahren kam ein Buch heraus, das sich mit der Kommunikation zwischen Frauen und Männern befasst. Es wurde schnell populär. Es hieß: „Das hab ich nicht gesagt!“ Eine häufige Erfahrung, wenn man miteinander redet. „Du hast mich nicht verstanden. Das hab ich nicht gesagt!“ Wenn wir das Gleichnis vom Turmbau im Munde führen, um unsere Gebäudefragen zu klären, dann müsste Jesus eigentlich genau dies rufen: „Das hab ich nicht gesagt!“ Ich hab doch mit meinen beiden Gleichnissen was anderes gemeint! Ich habe doch meine drei Grundsätze mitgegeben. Das ist der Klartext, das ist die Bedeutung.

Und jetzt verlassen wir die Bibelwerkstatt. Lasst uns jetzt zur Bedeutung gehen, die Jesus gemeint hat. Wenn wir das tun, dann fällt mir allerdings noch mal der Druckfehler aus der Zeitung ein. „Das Reich Gottes ist teuer“? Ja, Jesus spricht davon, dass es viel kostet, ihm nachfolgen. Das ist sein Thema. Wenn jemand nicht sein leben gering achtet, kann er nicht sein Jünger sein. Jesus ruft Leute, die ihr ganzes Leben völlig auf ihn und seine Botschaft abstellen. Jesus sucht Nachfolger, die Jesus konkurrenzlos anerkennen als Meister, Lehrer, Schrittmacher, Freund, Lebensarzt, Seelsorger, Retter. Menschen, für die Jesus all dies ist, konkurrenzlos, die sind Nachfolgerinnen und Nachfolger Jesu. Jesus hatte viele Leute um sich herum. Viele waren aber auch nur Zuschauer. Denen sagt Jesus: Es kostet schon sehr viel, mir nachzufolgen – überlegt euch, ob es euch das wert ist.

Welchen Preis meint Jesus? Er sagt, man solle „Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, ja sogar sein Leben gering achten.“ Man soll sein Kreuz tragen. Man soll auf seinen ganzen Besitz verzichten.
(Jesus formuliert sogar sehr scharf: „Wenn jemand zu mir kommt und nicht Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, ja sogar sein Leben ‚hasst‘, dann kann er nicht mein Jünger sein.“ Das klingt nun völlig widersinnig. Diejenigen, die ich liebe, soll ich hassen, sagt der Christus, der doch die Liebe zu den Nächsten und den Feinde und die Liebe zu Gott über alles stellte?
Jesus meinte damit keinen Hass, so wie wir Menschen hassen. Wir können dieses Wort, das Jesus benutzt, verstehen, wenn wir vergleichen, wie die Sprache der Evangelien es sonst verwendet. Und dann merken wir, was Jesus meint:)
Wer ihm folgen will, muss alle anderen Beziehungen in seinem Leben zurückstufen. Es geht Jesus nicht um Hass als Emotion, sondern es geht Jesus darum, wer mein Leben wirklich bestimmt. „Zurückstufen“ ist das beste Wort für diese Botschaft von Jesus. Jeder Mensch lebt zwar in Beziehungen, die meisten haben „Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern“ und jeder hat sein eigenes Leben. Aber nichts davon soll bestimmender sein als Jesus. Jeder Mensch hat auch mehr oder weniger an Besitz. Aber der soll nicht die Entscheidungen beherrschen. All das soll derjenige zurückstufen, der Jesus folgen will. Kein Mensch muss so leben wie Jesus sagt. Jesus lässt jedem die Freiheit, sein höchstes Glück zu suchen in den Beziehungen zu „Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern“ oder im Besitz. Das geht. Aber man kann dann Jesus nicht nachfolgen. Sondern Jesus zu folgen hat eben diesen Preis – Zurückstufen! – , es kostet so viel. So „teuer“ ist Gottes Reich.

Was fangen wir mit dieser glasklaren Ansage von Jesus an? Ich höre sie als jemand, der verheiratet ist und seine Frau liebt und der seine beste Zeit im Leben erlebt, seitdem er sie kennt. Ich höre Jesus als jemand, der Kinder hat und je länger ich mit ihnen zusammenlebe, desto tieferes Glück entdecke ich. Ich habe eine Wohnung gemietet und fahre ein Auto, ich freue mich an Büchern und Musikinstrumenten – ich habe Besitz. Als Nachfolger von Jesus. Bin ich aber ein Nachfolger von Jesus mit meinem Leben und Familie und Besitz? Wäre ich doch besser vor 30 Jahren ins Kloster gegangen, um Jesu Anweisung zu erfüllen?
Archäologen haben das antike Kafarnaum ausgegraben – die Stadt Jesu. Dort sind alte Mauern der Häuser damals zu sehen. In der Mitte einer Wohnsiedlung ist das Fundament einer achteckigen Kirche. Sie ist errichtet über dem Haus des Petrus. Zumindest wurde an dieser Stelle von Christen das Haus des Petrus verehrt. Petrus war ein Nachfolger Jesu und hatte ein Haus. Er hatte Besitz. Später war hier eine Hauskirche. Christen brauchen Häuser, damit man Gottesdienst feiern kann. Petrus war auch verheiratet. Paulus schreibt einmal in einem seiner Briefe, dass Petrus seine Ehefrau unterwegs bei sich gehabt hat – als Jünger, als Gemeindemitarbeiter. (1Kor 9,5) Petrus ist Jesus nachgefolgt – mit seinem Besitz und mit seiner Ehefrau. Er hat die Frau nicht weggejagt und das Haus nicht verkauft.
Allerdings – eine Zeitlang hat er beides verlassen. Eine Zeitlang hat er sich nur auf Jesus konzentriert. Und seitdem hat er ein Leben geführt, in dem Jesus sein Herr war und auch der Herr über seinen Besitz und über seine Ehe. Sein Haus war nicht mehr sein Haus, sondern Jesus durfte darüber verfügen. Petrus’ Ehe war nicht mehr seine Ehe, sondern Petrus war unterwegs für Jesus und seine Frau war dabei. Gottes Reich war das übergeordnete Ziel.
Ich versuche so ähnlich ein Nachfolger von Jesus zu sein. Mit Ehe und Familie und mit Besitz – aber Jesus bestimmt, wo es langgeht. Ich entscheide nicht frei und nach eigenem Recht darüber, wie ich meine Ehe führe und meine Rolle als Vater lebe und wie ich meinen Besitz verwende und wie viel Besitz ich anschaffe und was nicht. Jesus hat darüber das Recht.

Aber wie soll das funktionieren? Jesus folgen, auf Kosten meiner Ehe und zu Lasten meiner Kinder? Nein, sie schneiden keineswegs schlecht ab dabei. Denn ich bin ein besserer Ehemann und ein besserer Vater. Wenn ich Jesus über meine Frau und meine Kinder stelle. Ich kann sie besser lieben, wenn ich immer wieder wegsehen von ihnen und mich nur auf Jesus konzentriere. In Traupredigten sage ich dem frisch gebackenen Ehepaar manchmal: „Du bist deinem Partner den ‚Christus in dir‘ schuldig.“ Deine Ehe lebt davon, dass du sich an Christus verlierst.
Ich glaube, dass Menschen wie Petrus (mit Ehefrau, mit Haus, das aber unter Jesus) ein glückliches Leben geführt haben, auch wenn sie das Recht darüber an Jesus abgegeben haben. Wir Nachfolgerinnen und Nachfolger Jesu verlieren ja nicht alles bei Jesus. Christus raubt uns nicht aus. Aber wir leben mit den wichtigen Feldern unseres Lebens anders, mit Familie und Besitz und Geld und Zeit. All das könnten wir für uns behalten und wir könnten auf unser Recht pochen: Das steht mir zu! Wenn ich nun aber mein Recht darüber an Jesus abgebe, dann gibt er mir das zurück, was er für gut ansieht. Ich habe diese Lebensdinge dann wiederbekommen, aber nicht mehr sie allein. Ich habe sie nicht mehr in der eigenen Hand. Sondern ich habe sie von Jesus zurückbekommen und habe jetzt Ehe, Familie, Geld, Besitz, Zeit zusammen mit Jesus. Vorher hatte ich nur dies. Jetzt habe ich es – plus die Beziehung zu Jesus. Manches gibt er mir auch nicht zurück. An vielen Stellen setzt er Grenzen. Kein grenzenloser Besitz. Geld nicht als Selbstzweck. Vater sein nicht als Herr des Hauses. Herr ist Jesus. Aber es ist immer noch genug, übergenug, was Jesus mir gibt.
Das ist der Unterschied zwischen einem Menschen in Eigenregie und einem Nachfolger Jesu: Der Mensch in Eigenregie hat alles, was er sich verschaffen kann. Der Nachfolger Jesu hat das, was er von Jesus bekam – plus die Beziehung zu Jesus. Der Mensch in Eigenregie nimmt sich das aus dem Leben heraus, was ihm gefällt. Der Nachfolger Jesu nimmt sich nichts, sondern empfängt. Und spürt deshalb die Hand dessen, der es ihm gibt: die Hand seines Herrn Jesus.
Es kostet viel, ein Nachfolger von Jesus zu sein. Aber das Glück bleibt nicht auf der Strecke. Das Reich Gottes ist sozusagen „teuer“. Aber wir bekommen unendlich viel mehr zurück: einen Meister, Lehrer, Schrittmacher, Freund, Lebensarzt, Seelsorger, Retter. Jesus Christus.

Und nun muss sich jeder überlegen, ob er bereit ist, den Preis zu zahlen. Wie ein Bauherr überlegen muss, ob er das gewünschte Haus bezahlen kann und will. Wie ein Offizier sich überlegen muss, ob er genug aufbringen kann, um es einzusetzen im Kampf. Wir müssen uns überlegen, ob wir den Preis aufbringen können und wollen, den die Nachfolge kostet. Wir geben das eigene Recht auf. Jesus bestimmt jetzt. Das ist so im privaten Leben und das ist so in der Gemeinde. Jesus bestimmt jetzt und das letzte Wort hat nicht mehr unsere Vorliebe, unser Geld, unsere liebe Gewohnheit, unser Wunsch nach Sicherheit. Nein, Jesus bestimmt jetzt. So teuer ist Gottes Reich.

Eine eindeutige Botschaft von Jesus. Ist das zumutbar? Ist es zumutbar, dass wir auf unser Bestimmungsrecht verzichten? Brauchen wir nicht ein solches Recht? Ist es nicht erst Voraussetzung, um überhaupt das Leben gestalten und entscheiden zu können?
Natürlich ist das ein tiefes menschliches Grundbedürfnis: Bestimmungsrecht haben. Und wohl wahr: an keinen anderen Menschen sollten wir unser Selbstbestimmungsrecht abtreten und von keinem es uns nehmen lassen. Aber wer vor Gott auf sein Bestimmungsrecht pocht, wer vor Gott sein Recht wahren möchte, der bekommt auch das, was er will: er bekommt sein eigenes Recht. Und hat dann seine eigene Gerechtigkeit. Eigene Gerechtigkeit ist nichts anderes als Selbstgerechtigkeit. Die gesteht Gott uns zu, wenn wir darauf bestehen. Aber Selbstgerechtigkeit trägt nicht. Selbstgerechtigkeit wird in Gottes Licht verglühen. Vor Gott brauchen wir ein anderes Recht, eine andere Gerechtigkeit, eine die hart wie Diamant ist. Das ist die Gerechtigkeit, die Jesus uns schenkt. Diese diamantharte und ewig beständige Gerechtigkeit hat ihren Preis. Die hat Jesus das Leben gekostet. Und sie kostet mich mein Bestimmungsrecht. In meinen Augen ein guter Tausch. Denn nun bekomme ich das vom Leben, was Jesus mir in die Hand gibt. Ich nehme mir mein Glück nicht und auch nicht meine Sicherheit, ich empfange sie. Und empfange zugleich mehr als das. Ich spüre nämlich die Hand dessen, der mir all das gibt.

Wie teuer ist Gottes Reich? Sehr teuer. Der Kaufmann im Gleichnis von Jesus hat seinen kompletten Besitz für die eine wunderschöne Perle gegeben. Und er war danach nicht frustriert, sondern glücklich.
Amen.