Montag, 16. Dezember 2013

Was passiert, wenn Jesus kommt?

Predigt über Lukas 7,36-50

Was passiert, wenn Jesus kommt?


Wir haben heute in unserem Land einen  populären Bundespräsidenten: Joachim Gauck. Vor vierzig Jahren hieß der Bundespräsident Gustav Heinemann, und der würde heute als ziemlich cooler Typ gelten. Zu den festlichen Empfängen zu Neujahr hat er z.B. nicht nur Politiker und Diplomaten eingeladen, sondern auch einfache Bürger wie Krankenschwestern oder Müllmänner. Irgendwann schrieb ihn einmal ein einfaches Ehepaar aus Bonn, dass der Präsident ja ziemlich einsam sein müsse, weil er immer nur offizielle Termine habe und dann abends zu Hause sitze. Sie luden ihn in ihre Wohnung zum Abendessen ein. Und Heinemann kam tatsächlich mit seiner Frau und sie verbrachten einen plaudernden Abend dort.

Der Bundespräsident im Wohnzimmer! Das war schon ein Ereignis. Ich stelle mir vor, wie das heute wäre – und meine Phantasie geht ein wenig mit mir durch. Ab jetzt ist die Geschichte erfunden. Angenommen, so ein Präsident käme bei mir zu Besuch. Ich habe alles vorbereitet, die Wohnung gesaugt, Essen bestellt. Und dann kommt er. Kerzen an, die Mahlzeit geht los. Plötzlich klingelt es und jemand anderes steht vor der Tür. Die Cousine des Präsidenten, im Jogginganzug. Sie stürmt in die Wohnung und fängt an, mit dem Präsidenten zu reden. Und der scheint das ganz in Ordnung zu finden und nimmt sich erst mal Zeit für sie. Anschließend guckt er sich in meiner Wohnung um und macht abfällige Bemerkungen über die Einrichtung. Er schaut sich meine Bücher an und sagt, dass da ziemlich viel Schrott steht und die wichtigen Titel hätte ich gar nicht. Außerdem ist mein Klo nicht geheizt und der Rasen vor der Tür sieht auch mies aus.
Ich kratze mich am Kopf und denke: Ist das der Präsident? Benimmt man sich so als Präsident? Der fällt doch total aus der Rolle. Das ist ja irgendwie nicht gerade höflich. Will ich so einen Typen wirklich zu Besuch haben? Wie kriege ich den möglichst schnell wieder vor meine Tür?

Der Präsident fällt aus der Rolle – nun, weder Joachim Gauck noch Gustav Heinemann traue ich so was zu. Die Geschichte ist erfunden. Aber sie zeigt, wie sich die Leute damals gefühlt haben müssen, als Jesus bei ihnen zu Besuch kam. Denn da ging es manchmal ähnlich zu. Was passiert, wenn Jesus kommt – das ist die Frage, um die es in der Predigt heute geht. Wir sind ja in der Adventszeit. Advent ist die Ankunft des Herrn. Jesus kommt also. Aber was passiert dabei?

In der Bibel stehen viele Berichte darüber, wie Jesus zu Menschen kam. Einen davon möchte ich heute mit euch anschauen.

36 Einer der Pharisäer lud Jesus zum Essen in sein Haus ein. Jesus nahm die Einladung an und setzte sich zu Tisch. 37 In dem Ort gab es eine Frau, die ihr Leben – wie man wusste – nicht nach Gottes Willen führte. Als sie erfuhr, dass er da war,  brachte sie ein Gefäß mit kostbarem Salböl. 38 Sie kniete vor Jesus nieder und weinte. Ihre Tränen fielen auf seine Füße, und sie trocknete sie mit ihren Haaren. Dann küsste sie ihm wieder und wieder die Füße und salbte sie mit dem Öl.
39 Als der Gastgeber sah, was da vorging und wer die Frau war, sagte er sich: »Das beweist, dass Jesus kein Prophet ist. Wäre er wirklich von Gott gesandt, dann wüsste er, was für eine Frau ihn da berührt. Eine Sünderin!«
40 Jesus wusste, was er dachte, und sagte zu dem Pharisäer: »Simon, ich habe dir etwas zu sagen.« »Ja, Meister«, nickte Simon, »sprich nur.« 41 Darauf erzählte Jesus: »Ein Mann lieh zwei Leuten Geld – dem einen fünfhundert Denare und dem anderen fünfzig. 42 Als keiner der beiden ihm das Geld zurückzahlen konnte, erließ er ihnen ihre Schulden. Wer von den beiden liebte ihn danach wohl mehr?« 43 Simon antwortete: »Ich nehme an, derjenige, dem er die größere Schuld erließ.« »Das stimmt«, sagte Jesus.
44 Dann wandte er sich der Frau zu und sagte zu Simon: »Schau dir die Frau an, die da kniet. Als ich dein Haus betrat, hast du mir kein Wasser angeboten, um mir den Staub von den Füßen zu waschen; sie hat meine Füße mit ihren Tränen gewaschen und mit ihrem Haar getrocknet. 45 Du hast mir keinen Begrüßungskuss gegeben; sie hat mir unaufhörlich die Füße geküsst, seit ich hereingekommen bin. 46 Du hast es versäumt, mir Gastfreundschaft zu erweisen und mir den Kopf mit Olivenöl zu salben; sie hat meine Füße mit kostbarem Salböl gesalbt. 47 Ich sage dir, ihre Sünden – und es sind viele – sind ihr vergeben; also hat sie mir viel Liebe erwiesen. Ein Mensch jedoch, dem nur wenig vergeben wurde, zeigt nur wenig Liebe.«
48 Dann sagte Jesus zu der Frau: »Deine Sünden sind dir vergeben.« 49 Die anderen Männer am Tisch sagten zueinander: »Für wen hält sich dieser Mann, dass er Sünden vergibt?« 50 Und Jesus sagte zu der Frau: »Dein Glaube hat dich gerettet; geh in Frieden.«


Was passiert, wenn Jesus kommt?

1. Jesus fällt aus der Rolle.


Jesus spricht ja sehr undiplomatisch mit seinem Gastgeber. Er zählt ihm auf, was er alles als Gastgeber nicht getan hat. Begrüßungskuss, Salbung mit Öl – gut, das hätte er auch nicht unbedingt machen müssen. Er hätte es aber tun können. Und vor den Ohren aller anderen Gäste breitet Jesus diese Versäumnisse des Hausherrn aus. Höflich sein geht anders.

Das Heftige dabei ist: Jesus tat das dauernd. Bei dem Pharisäer hier war das kein Ausrutscher, sondern es hat Methode bei Jesus. Bei Maria und Marta erlaubt er einer Frau – einer Frau! –, bei seinem Unterricht zuzuhören. Eine Frau als Schülerin. Ungewöhnlich. Bei einem anderen Pharisäer ist Jesus später ebenfalls zu Gast. Dabei lässt er sich groß und breit über die Fehler der Pharisäer aus. Die Gäste fühlen sich beleidigt, und als sie das Jesus sagen, legt er noch nach. Also, ich möchte keinen Gast haben, der gegen meine anderen Gäste stänkert.
Noch später ist Jesus bei wieder einem anderen Pharisäer eingeladen. Hier hat er was auszusetzen am Verhalten der Gäste – alle drängeln nach den besten Plätzen. Und die Zusammensetzung der Gästeliste gefällt ihm auch nicht. Und dann berichtet die Bibel noch von dem  Abendessen, zu dem Jesus eingeladen ist, aber plötzlich fängt er an, das Brot zu brechen – als ob er der Hausherr wäre. Das ist so, als würde heute ein Gast in die Küche gehen, das Essen auftragen, allen guten Appetit wünschen und die Mahlzeit eröffnen.

Jesus ist Spezialist darin, als Gast aus der Rolle zu fallen. Wer Jesus einlädt, der geht ein Risiko ein. An Advent feiern wir das Kommen des Herrn.  Aber wenn der Herr wirklich kommt, ist das riskant. Advent, echter Advent, ist riskant.

Kann uns das heute auch noch passieren? Ich glaube schon. Wenn ich mich nach einer Adventszeit sehne, die tief erfüllt ist und in der Jesus vorkommt, dann könnte es passieren, dass er wirklich kommt – und mir sagt, was ich erst mal aufräumen soll in meinem Leben. Oder er sagt mir, dass ich mich um die falschen Dinge kümmere oder um die falschen Menschen. Jedenfalls macht Jesus nicht immer das, was ich will. Er verhält sich nicht so, wie ich es eigentlich von ihm erwarte. Ein solcher Advent, an dem Jesus wirklich kommt, ist nicht gemütlich. Advent ist riskant.

Auch heute noch ist Jesus unbequem. Mich stört es z.B. immer wieder an Jesus, dass ich ihn um etwas bitte, aber seine Antwort fällt ganz anders aus. Oder sie kommt viel später. Ich würde mir gern einen Heiland, einen Retter einladen, der etwas heil macht, etwas rettet,  bei mir oder bei denen, die ich lieb habe. Und Jesus kommt und hat ganz andere Pläne und eine ganz andere Zeitrechnung. Jesus ist nicht so, wie ich ihn gern hätte.
In diesem Jahr hatte ich den Eindruck, Jesus wollte mich in eine ganz bestimmte Richtung führen. Andere haben das auch für mich bestätigt: Ja, geh los, das ist von Jesus gewollt. Also bin ich losgegangen. Und irgendwie vor die Wand gelaufen. Ich habe gelernt: Nein, das war es doch nicht gewesen. Aber wozu dann der ganze Umweg? Jesus hat es mir nicht leicht gemacht. Jesus ist nicht der, der mir ein übersichtliches Leben garantiert.

Unbequem ist auch, wen Jesus alles im Gefolge hat. Damals beim Pharisäer kam ihm ja diese Frau hinterher. Sie kam wegen Jesus und Jesus hieß sie willkommen. Er war zwar Gast, aber hat dann sozusagen die Tür für andere Gäste geöffnet. Sicher wäre der Pharisäer gerne unter seinesgleichen geblieben: seine Familie, ein paar andere Pharisäer und dann noch Jesus. Man könnte anregende geistliche Gespräche führen. Aber nun ist die Stimmung im Eimer wegen dieser Frau da. Auch das kann passieren, wenn wir einen Jesus-Advent erleben: Wir müssen uns auf unerwartete Menschen einlassen. Wir Frommen können nicht mehr hübsch unter uns bleiben. Wir müssen bereit sein für Menschen, die aus der Rolle fallen. Jesus tat das ja auch – er ist auch aus der Rolle gefallen.

Was passiert, wenn Jesus kommt? Wenn er kommt, ist das riskant. Ein Jesus-Advent kostet einen Preis. Manchmal den Preis der Gemütlichkeit.

2. Bei Jesus haben wir ein Ansehen und einen Namen.


Da sitzen sie nun alle im Wohnzimmer, und plötzlich kommt die Frau herein. Allen ist klar: Die kennen wir doch. Das ist doch diese Sünderin! Die hat doch eine Menge auf dem Kerbholz. Das schreit doch zum Himmel, wie die lebt. Und die wagt es, jetzt reinzukommen!
Diese Frau war abgestempelt. Bei jedem, der sie sah, lief so ein innerer Film ab: Diese unmoralische Person!! Kein leichtes Leben, mit so einem Stempel in der eigenen Stadt herumzulaufen.

Diese Frau ist übrigens bis heute abgestempelt. Fast alle, die von ihr in der Bibel lesen, glauben sofort, sie wüssten, was das für eine ist. Eine Schlampe, eine Hure, eine Ehebrecherin! In den meisten Bibelkommentaren steht das, und in manchen Bibeln auch in der Überschrift zu diesem Abschnitt: „Jesus, der Pharisäer und die Prostituierte“ oder so ähnlich. Sehr seltsam. Im Bibeltext steht nichts davon. Da steht nur, dass sie eine Sünderin war. Warum fällt vielen Menschen dabei nur die Sex-Sünde ein? Warum ist diese Frau auch heute noch so abgestempelt? Sie könnte ebenso ja eine zanksüchtige Frau gewesen sein. Eine Zwietrachtsäerin. Eine Lügnerin, die schlecht über andere redet. Oder eine Diebin. Eine Wahrsagerin, eine Zauberin. Oder irgendetwas.

Bei einem Mann damals im Raum lief kein innerer Film ab. Bei Jesus. Ich finde es total bewegend, wie er von dieser Frau redet. Jesus sagt nicht: „Diese Sünderin“. Sondern er sagt zum Pharisäer einfach nur: „Siehst du diese Frau?“ Diese Frau – das ist sie für Jesus. Eine Person. Ohne Etikett, ohne Stempel.
Diese Frau bekam von Jesus eine unglaubliche Wertschätzung geschenkt. Jesus nahm eine sehr bewegende Haltung zu ihr ein – ganz buchstäblich eine besondere Haltung. Zuerst sprach er mit seinem Gastgeber. Und dann, so heißt es im Bericht, drehte er sich der Frau zu und redete weiter zum Pharisäer. Er sprach zu ihm, hat sich aber von ihm abgewandt und der Frau zugewandt. Damals lag man ja auf Sofas beim Essen zu Tisch. Die Köpfe zeigten zur Mitte, die Füße nach außen. So ist es auf diese Skizze zu sehen:
(Die Skizze ist entnommen aus: Lexikon zur Bibel, hrsg. von Fritz Rienecker, Gerhard Maier, Alexander Schick und Ulrich Wendel.)

Die Frau hatte sich mit den Füßen von Jesus beschäftigt, sie stand außerhalb des Kreises. Wenn Jesus sich ihr zuwendet, dreht er sich also aus der Runde der Gäste heraus, aber spricht weiter in diese Runde hinein. Er sagt dem Pharisäer, was diese Frau alles für ihn, für Jesus, getan hat, und sieht ihr dabei in die Augen. Er spricht es dem Pharisäer ins Ohr und ihr ins Gesicht. Was für eine unglaubliche Haltung! Was für eine Wertschätzung, was für eine Geste!

Was passiert, wenn Jesus kommt? Dann bekommen Menschen ein Ansehen. Diese Frau hat jetzt ein Ansehen, weil Jesus sie ansieht. Sie ist gut angesehen bei ihm. Ein Etikett, ein Stempel ist jetzt völlig bedeutungslos.

Hast du auch manchmal das Gefühl, die meisten Menschen sehen nur etwas ganz Bestimmtes in dir? „Ach, das ist die, die ist ja immer so freundlich. Und hilfsbereit. Die sagt nie nein.“ Aber niemand weiß, wie es wirklich in dir aussieht. „Ach, das ist der, der nie was auf die Reihe kriegt. Vieles angefangen, wenig zu Ende gebracht. Jaja, das kennen wir.“ Aber keiner weiß, was sonst noch in dir steckt. Auch der Erfolg kann ein Etikett sein, das gar nicht zur Person passt. „Ja, der hier, was der anfasst, das gelingt. Der fällt immer auf die Füße. So ein Image möchte ich wohl auch gern mal haben.“ Aber was dich zutiefst bewegt und welchen heimlichen Preis du für deine Leistung bezahlst, weiß keiner. Es gibt so viele Etiketten. Wie schnell stempeln wir einander ab, selbst wenn wir es gar nicht böse meinen.
Jesus sagte zu der Frau nicht: „Diese Sünderin! Ach die!“ Sondern einfach: „Diese Frau“. Sie ist angesehen.

Und der Pharisäer? Ist der nicht doch abgestempelt bei Jesus? Jesus hat ja so oft diesen Pharisäern ihre Schattenseiten und Defizite vorgehalten. Hat Jesus auch für diesen Pharisäer Wertschätzung übrig?
Ja, hat er. Er nennt ihn nicht: „Du Pharisäer! Du bist ja einer aus der ganzen Korona, ich weiß doch, wie ihr drauf seid!“ Sondern Jesus nennt seinen Namen: Simon. Auch diesen Simon sieht Jesus also als Person an.

Was passiert, wenn Jesus kommt? Bei Jesus hast du ein Ansehen und einen Namen.

3. Die Liebe hat eine Vorgeschichte.


Die Frau ist also in das Haus hineingekommen, in das Abendessen hineingeplatzt und hat Jesus ein ganz persönliches Zeichen der Liebe und Dankbarkeit gegeben. Alle anderen fanden es ungehörig, aber Jesus hat erkannt, was die Frau damit meinte. Um das Simon klar zu machen, erzählt Jesus ein Gleichnis. Simons soll erkennen: Hinter ihrer Zuwendung steckt viel Liebe, und hinter ihrer Liebe steckt viel Dankbarkeit. Auch Simon hat etwas für Jesus getan. Ihn eingeladen und ein Abendessen ausgerichtet. Dahinter steckt vielleicht auch Zuwendung, zumindest Interesse, vielleicht auch Liebe, wer weiß? Aber nicht so viel Liebe wie bei der Frau.

Die Frau hat eine Vorgeschichte mit Jesus. Ganz offensichtlich hat sie vorher schon einmal Jesus getroffen, und Jesus hat ihr dabei gesagt, das Gott ihre Sünden vergeben hat. Auf die Vorgeschichte kommt es an. Wir Menschen sind aus uns heraus kein Ausbund an Liebe. Die Quelle der Liebe in unseren Herzen, in unserer Seele ist schnell ausgetrocknet. Wenn wir jemand anderen lieben wollen und noch mehr wenn wir Gott lieben wollen, dann muss diese Liebe eine Nahrung haben. Muss von etwas gefüttert worden sein. Von einem gemeinsamen Erlebnis. Von einer berührenden Erfahrung. Unsere Liebe braucht eine Vorgeschichte. Anders können wir unsere Bestimmung, für die wir gemacht sind, nicht leben. Unsere Bestimmung ist ja dies: Gott lieben aus ganzem Herzen, ganzer Seele, ganzer Kraft, und unseren Nächsten lieben. Aber damit wir das können, muss vorher etwas mit uns passiert sein. Etwas, das unsere Liebe befeuert.

Die Frau kannte ihre Vorgeschichte. Sie kannte ihre Sünde und kannte Gottes Vergebung. Ihre Vorgeschichte war nicht geradlinig. Ich glaube, keiner von uns hat eine geradlinige Lebensgeschichte. Bei jedem von uns sind Sprünge und Brüche vorhanden. Dinge, die in uns zerbrochen sind. Die jemand in uns kaputt gemacht hat. Und auch Dinge, die wir bei andere zerbrochen haben.
Und zu unserer Lebensgeschichte gehört, dass Gott da hineinkommt. Uns Signale gibt, wie sehr er uns schätzt und liebt. In unserer Lebensgeschichte ist also beides ineinander verflochten: Zerbruch und Heilung,  Gleichgültigkeit zu Gott und Gnade. Bei der Frau jedenfalls war es so. Sie weiß, was sie Jesus verdankt. Und deshalb kann sie ihn lieben.

Was heißt das für uns? Für unseren Advent? Advent bedeutet: Der Herr kommt. Und wenn der Herr zu mir kommt, mich anrührt, dann kann ich ihn lieben, wenn ich mir klarmache, was ich ihm verdanke.  Meine Adventszeit wird um so jesusmäßiger, sie wird um so mehr auf Jesus konzentriert, je klarer ich das sagen kann, was ich ihm verdanke. Ob diese Adventszeit also wirklich von Jesus durchdrungen ist für mich, das steht und fällt mit meiner Dankbarkeit.
Für die Frau war das klar. Eine Lebensgeschichte mit Zerbruch. Heilung und Vergebung. Dankbarkeit. Liebe.

Und Simon? Was kann der dafür, dass er nicht so viel auf dem Kerbholz hatte? Dass er alles richtig gemacht hat? Hätte er etwa nicht anständig und fromm sein sollen? Wenn seine Vorgeschichte nun einmal geradliniger ist als die der Frau – woher soll dann Liebe zu Gott kommen?

Auch Simon ist ja von Gott dazu geschaffen worden, ihn zu lieben mit aller Kraft, und seinen Nächsten ebenso. Ob Simon das Schicksal der vielen Frommen teilt? Die vielen Frommen, die alles richtig machen, aber ohne viel Liebe?  Deren geistliches Leben scheinbar glatt verläuft, ohne Brüche, aber gerade dies ist dann der Bruch: dass sie nur alles richtig machen, aber ohne viel Liebe. Hier haben sie Heilung nötig. Und wenn Gott kommt und sie mit Liebe füllt, dann ist das ihre Erfahrung, die sie dankbar machen kann. Dankbar wie die Frau es war.

Ich meine, auch Simon hätte Grund gehabt, Jesus zu lieben. Auf seine, Simons, Weise. Aus seinem speziellen Grund. Immerhin: Jesus hat ihn besucht. Jesus hat ihm Zeit gewidmet. Jesus hat ihn als Person angesehen und mit Namen genannt. Jesus hat ihm das geschenkt, was Simon sich vielleicht gewünscht hat: ein Abendessen mit einem anregenden geistlichen Gespräch, einem Austausch unter Leuten, denen es ernsthaft um Gott geht. Ja, das hat Simon bekommen. Allerdings so, dass er selbst erst mal die Wahrheit schlucken musste. Die Zuwendung von Jesus zu ihm war eine Zumutung. Simon hat die Wahrheit über sich erfahren. Aber immerhin, es war eine Zuwendung. Auch Simon hat seine Vorgeschichte. Auch er kann seinen Weg finden vom Zerbruch hin zur Dankbarkeit und dann zur Liebe.
Und je klarer er spürt, was er Jesus verdankt, desto schöner wird der Besuch von Jesus bei ihm. Besuch von Jesus – das ist Advent. Je klarer du dir wirst, was du Jesus verdankst, desto schöner ist dein Advent, der Besuch von Jesus bei dir.

Ich will abschließend noch mal meine drei Punkte nennen, um die es  heute geht: 

1. Advent ist riskant. Denn wenn Jesus kommt, fällt er aus der Rolle. Echter Advent kostet seinen Preis – z.B. den Preis der Gemütlichkeit.

2. Bei Jesus hast du ein Ansehen: wie die Frau bei Jesus gut angesehen war. Und einen Namen: wie Simon von Jesus beim Namen genannt wurde. Niemand ist abgestempelt.

3. Liebe hat eine Vorgeschichte. Weißt du, was du Jesus verdankst? Kannst du es benennen? Auch vielleicht als jemand, der versucht hat, alles richtig zu machen?

Versuche, eine Antwort darauf zu finden. Dann wird es Advent bei dir. Echter Advent. Jesus-Advent.

Donnerstag, 7. Februar 2013

Mit Jesus durch die Passionszeit

Kommenden Mittwoch (13.2.) beginnt die Passionszeit. Jetzt wäre die richtige Zeit, sich mit geistlichem Lesestoff dafür zu versorgen. Um eine Beispiel wahllos herauszugreifen: Mein Buch "Sieben Worte für das Leben". Worum es dabei geht, steht unter dem ersten der beiden folgenden links. Der zweite enthält (runterscrollen) u.a. eine Rezension.  
http://www.scm-brockhaus.de/newsarchiv/detailansicht/article/1525/4625.html  
http://www.scm-brockhaus.de/produkt/titel/sieben-worte-fuer-das-leben/175354/175354/175354.html