Montag, 28. September 2009

Erntedankpredigt: „Gute Früchte, um uns zu nähren“

Predigt über Jak 3,17-18: „Gute Früchte, um uns zu nähren“
Liebe Gemeinde,
wer unsere Gemeinde näher kennen lernt, dem wird auffallen: Wir haben bemerkenswert viele Gartenfreunde unter uns. Jetzt ist die Zeit, wo man einen Korb Obst oder Gemüse im Kofferraum herumfährt, um anderen was mitzubringen – für den eigenen Gebrauch war die Ernte zu groß. Ein wenig spüren unsere Gartenbesitzer noch ursprünglich etwas von Erntedank: Man hat wirklich ernten können, mit eigenen Händen von eigenen Bäumen oder Stauden.
Ernte: die gibt es natürlich nicht nur im Garten – und auch nicht nur auf dem Bankkonto, wenn jemand den Ertrag seiner Arbeit dort vorfindet. Ernte gibt es in vielen Lebensbereichen. Ein arabisches Sprichwort heißt: „Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt.“ Also hat jeder einen Garten, der ein Buch hat. Und jeder Lesende hat dann auch eine Ernte. Ich habe schon erzählt, dass ich im Urlaub das Buch „Die Hütte“ gelesen habe und sehr bewegt war. Das ist eine Buch-Ernte von vielen anderen in diesem Jahr.
Und noch weitere Ernten gibt es. In der Bibel wird eine lebendige Familie mit einem Garten verglichen. Die Frau ist wie ein Weinstock, die Kinder sind wie Äste eines Ölbaums. (Ps 128) Auch wer Familie hat, kann also ernten. Dabei kommt es ja nicht auf die Zahl der „Früchtchen“, der Kinder an. Sondern wir ernten Zuneigung, Treue, gegenseitige Unterstützung. Oft auch Geduld, die wir aneinander lernen mussten. Neue Ideen, die einer in die ganze Familie eingebracht hat, und nun haben alle was davon. Ja, es gibt wirklich viel zu ernten durch eine Familie.
Für die Predigt heute habe ich aus der Bibel ein Wort geerntet, das uns zeigt, welche Frucht Gott für uns bereit hat. Ich lese es aus dem Jakobusbrief, am Schluss des 3. Kapitels.

17 Die Weisheit von oben ist erstens rein, sodann friedfertig, gütig; sie lässt sich etwas sagen, ist voll Barmherzigkeit und guter Früchte, unparteiisch und frei von Heuchelei. 18 Die Frucht der Gerechtigkeit aber wird in Frieden denen gesät, die Frieden stiften. Jak 3

Zweimal schreibt Jakobus hier von Früchten: Zuerst ist die Weisheit von oben voller guter Früchte, und dann wird noch eine Frucht der Gerechtigkeit gesät. Wo Saat ist, folgt irgendwann auch die Ernte. Gott sät gute Frucht in unser Leben und freut sich auf die Ernte. Und wenn Gott sich freut, dann können wir uns immer genauso freuen.

1. Früchte, um uns zu nähren
Was für Früchte möchte Gott in unser Leben geben? Sie sind hier beschrieben. Was wir von Gott ernten können, ist „rein, sodann friedfertig, gütig; man lässt sich etwas sagen, ist voll Barmherzigkeit, unparteiisch und frei von Heuchelei.“ Es ist „Frucht der Gerechtigkeit.“ Eine reiche Ernte! Wer die einbringt, hat einen Vorrat, von dem er leben kann. Denken wir noch einmal an die Familie. Wenn einer mit dem anderen so zusammenlebt: „rein, friedfertig, gütig; man lässt sich etwas sagen, ist voll Barmherzigkeit, unparteiisch und frei von Heuchelei“ – da ist das Miteinander stark. Diese Ernte, die Jakobus beschreibt, ernährt die Familie geradezu. Ohne solche Früchte verhungert und verdorrt eine Gemeinschaft.
Das gilt nicht nur für Menschen, die in einer Familie leben. Es gilt auch für Singles, Witwer, Witwen: Wir leben von solcher Zuwendung. Unsere Seele braucht diese Nahrung. Es macht unser Herz satt, wenn wir spüren: Ich werde respektiert, man begegnet mir höflich, man traut mir erst einmal das Gute zu. Davon nährt sich Herz und Seele. Und wir erleben so etwas ja auch. Vorhin im Gottesdienst haben wir zusammengetragen, wo wir Liebe, Freude, Frieden, Geduld usw. empfangen haben (nach Gal 5,22). Für diese Ernte sind wir denen dankbar, die so mit uns umgegangen sind. Und wir sind zugleich Gott dankbar, der Menschen so prägt, dass die das können: voller Liebe, Freude, Friede, Geduld mit uns umgehen. Natürlich gibt es auch das andere – Umbarmherzigkeit und das alles. Aber so wie wir nun einmal sind, klebt unser Blick oft am Schlechten und das Gute vergessen wir schnell. Deshalb dürfen wir an Erntedank auch mal einseitig sein und dankbar werden für die gute Ernte in unserem Leben.
Wenn Gott Menschen so prägt, dass sie das praktizieren können, dann kommen wir also auch Gottes Absicht auf die Spur. Was hat Gott vor? Er will uns nähren mit diesen Gaben. Gott will uns satt machen. Er will, dass wir voll versorgt sind. Deshalb macht er unser Leben zu einem Garten voller Früchte.
Gott will dich als Fruchtgarten. Nicht als Blumengarten. Warum? Blumengärten sind doch auch wunderschön! Unsere Seele wäre arm, wenn es keine Blumen gäbe. Im diesjährigen Sommer wurde in Cölbe in der Heinrich-Heine-Straße eine Sommerwiese ausgesät und es war eine atemberaubende Pracht, das anzuschauen. Aber Blumen kann man nicht essen. Blumen erfreuen die Seele, solange sie blühen, aber Blumen machen nicht satt. Deshalb will Gott dich nicht als Blumengarten, sondern als Fruchtgarten. Von uns darf etwas ausgehen – etwas, das andere nicht nur kurz erfreut, sondern lange sättigt. Früchte voller Vitamine, die die Abwehrkräfte stärken; saftige Früchte, die den Durst nach Liebe löschen. Nämlich „rein sein, friedfertig, gütig; sich etwas sagen lassen, voll Barmherzigkeit sein, unparteiisch und frei von Heuchelei“ – das macht satt. Das ernährt dich, wenn du so lebst, und die Leute um dich, die dich so erleben. Wenn die dann Gott für das danken, was sie genährt hat – wenn die Gott danken für Liebe, Freude, Friede, Geduld, die sie empfangen haben, dann denken sie dabei auch an dich, weil Gott diese nahrhaften Früchte ja auch in deinem Leben säen will. Wie siehst du dich? Trägst du Blüten oder Früchte? – – – –

Unser Leben bringt einen reichen Ertrag, wenn wir gütig und freundlich und gerecht sind. Es bringt Ertrag für uns und Ertrag für andere. So zu leben ist das Klügste, was wir erreichen können. Es ist noch mehr als klug: es ist weise. Wer so leben will, ist weise. Denn alle diese Früchte gehen aus von der „Weisheit von oben“. Die Weisheit von oben ist erstens rein, sodann friedfertig, gütig; sie lässt sich etwas sagen, ist voll Barmherzigkeit und guter Früchte. Es ist weise, ein Fruchtgarten zu sein, der andere nährt. Wie kommen denn nun solche Früchte in unser Leben? Müssen wir uns Mühe geben? Uns selbst erziehen? Güte trainieren? Jakobus gibt uns eine klare Antwort.

2. Die Früchte werden von Gott gesät!
Nicht wir bemühen uns, sondern Gott sät diese Früchte. Der Fruchtgarten bepflanzt sich nicht selbst und gräbt sich nicht selbst um, sondern das macht der Gärtner. In den Zeilen unseres Bibelwortes kommt das klar zum Ausdruck:
„Die Frucht der Gerechtigkeit aber wird in Frieden gesät.“ Sie wird gesät – das ist für jüdische Ohren eine eindeutige Aussage. Man spricht als Jude den Namen Gottes nicht aus und am besten das Wort „Gott“ auch schon nicht. Also gibt es dafür Ersatzformulierungen. An Stelle des Satzes: „Gott gibt dir ein volles Maß“ sagte Jesus z. B., gut jüdisch: „Ein volles Maß wird dir gegeben werden.“ – „Selig sind die Trauernden, denn sie sollen getröstet werden“ – damit meinte Jesus und so versteht es jeder Jude: „Gott wird die Trauenden trösten“. Also auch hier im Jakobusbrief: „Die Frucht der Gerechtigkeit aber wird in Frieden gesät“, das heißt: Gott sät die Frucht. Nicht wir schaffen die Gerechtigkeit, nicht wir erziehen uns zur Güte, sondern Gott handelt.
Auch mit einem weiteren Ausdruck macht Jakobus klar, dass Gott der Handelnde ist. Er spricht von der Weisheit, „die von oben kommt.“ Gottes Weisheit kommt. Nicht wir kommen zu ihr, sie kommt zu uns, sie bewegt sich. Also keine Angst vor Forderungen, auch in dieser Predigt nicht. Ich möchte euch nicht ermahnen zu mehr Güte, Gerechtigkeit, Ehrlichkeit. Von diesem Bibelwort aus Jakobus her habe ich keinen Auftrag, mich und euch zu ermahnen. Denn Jakobus sagt: Gott sät. Die Weisheit von oben, sie kommt. Gott handelt. Gott ist der Gärtner. Wir sind der Garten. So ist es verteilt. Gott sei Dank! Und das meine ich wörtlich. Halten wir drei Sekunden inne und sagen Gott im Stillen: Gott sei Dank – du bist der Gärtner, du handelst an uns. – – – –

Gott sei Dank!
Wie macht Gott das aber? Wo sät er solche Früchte in meinem Leben? Wo kommt Gottes Weisheit?
Schauen wir uns diese Früchte noch mal genauer an. „Rein sein, friedfertig, gütig; sich etwas sagen lassen, voll Barmherzigkeit sein, unparteiisch und frei von Heuchelei“, „Frucht der Gerechtigkeit“ bringen: Gibt es dafür ein Bild? Gibt es Erlebnisse, wo wir das erfahren? All das sogar auf einmal – kann es so was geben?
Ja, allerdings. Das beste Bild für so ein Leben ist das Leben von Jesus Christus. Er war rein – frei von Ehrgeiz, Lüge und Macht. Er war friedfertig. Gütig zu denen, die bei anderen abgeschrieben waren. Er ließ sich etwas sagen. Zuerst von seinem Vater, dem er vertrauensvoll gehorsam war. Aber auch von Menschen. Von der Frau z. B., die ihn um Hilfe für ihre belastete Tochter bat (Mt 15). Er ging auf sie ein. Er hörte auch den Pharisäern aufmerksam zu. Er ließ sich etwas sagen. Er war voller Barmherzigkeit, auch noch seinen Schülern gegenüber, als sie nichts kapierten, auch noch Petrus gegenüber, als der ihn verleugnete. Jesus war unparteiisch. Hat sich von keinem äußeren Eindruck blenden lassen, hat sich von keiner nutzbringenden Beziehung bestechen lassen. Jesus war gerecht, in sich selber und zu anderen, und er macht die, die ihm vertrauen, gerecht. Jesus war schließlich weise – ganz tief weise. Jesus war das alles, sage ich, und gleichzeitig ist er immer noch genau so, denn er lebt.
Jesus Christus ist gekommen, in die Welt und in mein und dein Leben. Wenn Jakobus schreibt: „die Weisheit, die von oben kommt“ und die Früchte der Weisheit dann ausmalt, dann denken wir am besten an Jesus: der zu uns kommt, dessen Leben genau diese Früchte trug und der sich in unserem Leben ausformen will. Wenn das geschieht – wenn Jesus sich ausformt, dann entstehen natürlich auch alle Früchte. Aber wiederum sehen wir, dass nicht wir uns bemühen müssen um ein gutes Verhalten. Das bringt Jesus mit. Wir müssen vielmehr dies tun: Jesus zulassen – es begrüßen, dass er sich in uns ausformt. Dann nähren uns seine Früchte und durch uns nähren sie andere Menschen. Dann gibt es eine reiche Ernte an Güte, Gerechtigkeit, Barmherzigkeit. Wenn Jesus kommt und wir das begrüßen.

Ein ganz ganz altes Gebet der Christenheit besteht aus diesem einen Wort: „Maranata.“ – „Unser Herr, komm!“ Vielleicht halten wir wiederum mal drei Sekunden inne und beten im Stillen dieses Gebet: Maranata, komm, Herr Jesus, mitsamt deinen Früchten; komm, Herr Jesus und forme dich in mir aus. Maranata. – – – –

Die Früchte werden von Gott gesät. Jesus kommt. Was ist dann noch unser Anteil bei der Sache?

3. Wie empfangen wir die Ernte?
Die Weisheit Gottes ist die, die von oben kommt. Was ist, wenn jemand zu uns kommt? Ganz einfach, dann machen wir ihm auf. Sonst kommt er zwar, muss aber draußen bleiben.
Wenn die Weisheit Gottes von oben zu uns kommt, wenn Jesus kommt – dann machen wir ihn auf! Dann öffnen wir uns für ihn. Sonst bleiben die Früchte draußen und werden überreif und verfaulen schließlich wie ein Kürbis, den keiner wollte.
Was tun wir genau, wenn wir uns für Gottes Weisheit öffnen? Wie geht das vor sich? Wieder bekommen wir von Jakobus genaue Auskunft. Über die Weisheit schreibt er am Anfang seines Briefes:

Wenn es aber jemand unter euch an Weisheit mangelt, so erbitte er sie von Gott, der allen gern und ohne Vorwurf gibt, so wird sie ihm gegeben werden. Jak 1,5

Gott gibt die Weisheit dem, der sie braucht und der ihn bittet. Dann „wird sie ihm gegeben werden“ – jawohl, das haben wir ja schon gelernt, dieser Ausdruck bedeutet: Gott wird sie ihm geben.
Also wird die Frucht, ausgesät in unserem Leben, wenn wir Gott darum bitten. Es ist eine Frage des Gebets. Solch ein Gebet ist in sich allerdings eine entscheidende und wirkungsvolle Tat. Beten wir also – nicht so matt wie z. B. so: „Gott, wenn du sowieso willst, dass ich voller Güte bin und wenn du das sowieso bewirkst, dann mach es meinetwegen auch in meinem Leben.“ Das wäre ein mattes Gebet. Besser wäre es so: „Gott, ich will (!), dass Güte und Gerechtigkeit und Barmherzigkeit in meinem Leben heranwachsen. Ich will das und ich bitte dich, dass du es in mir einpflanzt.“ Das wäre ein starkes Gebet. Solch ein Gebet wäre eine Tat.
Also: Die Weisheit von oben kommt und wem Weisheit mangelt, der bitte Gott. So sagt es Jakobus uns. Dann sät Gott die Frucht aus, die Frucht der Gerechtigkeit.

Nur eine einzige Einschränkung macht Gott, und das ist dann doch unser Anteil, auch wenn Gott alles gibt. In einem Punkt kommt es wohl auf uns an. Wir lesen bei Jakobus: „Die Frucht der Gerechtigkeit aber wird in Frieden denen gesät, die Frieden stiften.“ Denen, die Frieden stiften. Das ist die Vorbereitung, die unser Garten braucht. Die Erde muss wenigstens so weit aufgelockert sein, dass sie das Saatgut empfangen kann. Ohne Bild gesagt: Wir müssen wenigstens so weit auf dem Weg des Friedens sein, dass wir empfänglich sind für Gottes Frucht. Also wir beginnen, Frieden zu stiften, und dann empfangen wir alles andere von Gott: dass wir „rein sind, friedfertig, gütig; uns etwas sagen lassen, voll Barmherzigkeit sind, unparteiisch und frei von Heuchelei“. Dafür sind wir aufnahmefähig, wenn wir beginnen, Frieden zu stiften.
Auf das Beginnen kommt es an. Nicht dass der Friede schon komplett da sein muss. Frieden stiften heißt ja: Er ist noch nicht völlig ausgebreitet. Es gibt noch Unfrieden, Zwist, Distanzen. Das können wir gar nicht aus eigener Kraft überwinden, da brauchen wir Gottes Weisheit von oben. Aber den ersten Schritt, den sollten wir schon gegangen sein. Jakobus sagt uns nicht: Die Frucht wird gesät für die, die Frieden gestiftet haben. Nein, wir müssen nicht schon den Erfolg vorweisen. Aber angefangen müssen wir haben. „Die Frucht der Gerechtigkeit aber wird in Frieden denen gesät, die Frieden stiften.“

Wie geht Frieden stiften? Wenn man das so einfach sagen könnte! Aber so unterschiedlich die Situationen sind – jeder Unfriede und Zwist ist anders –, eins ist doch gleich: Wenn einer den ersten Schritt macht, kommt es in Bewegung. Friedensstifter sind die, die nicht auf den anderen warten. Friedenstifter sind die, die den ersten Schritt machen. Und dieser erste Schritt löst eine Menge aus. Er gibt nämlich den Anstoß, dass Gott die Frucht der Gerechtigkeit sät. „Rein sein, friedfertig, gütig; sich etwas sagen lassen, voll Barmherzigkeit sein, unparteiisch und frei von Heuchelei.“ Das kommt von Gott, das baut sich auf, das wächst heran, wenn Friedenstifter mutig sind. Friedensstifter sind Auslöser.

Ich komme zum Schluss. Wir feiern Erntedank und freuen uns über die nahrhaften Früchte, die Gott in unserem Leben sät. Es sind Früchte, die uns und andere satt machen. Früchte, keine Blüten. Diese Früchte kommen von Gott. Er ist der Handelnde. Wir sind Empfänger. An ihm liegt es. Was uns betrifft, da kommt es nur auf zwei Auslöser an: dass wir Frieden stiften gehen. Und dass wir beten. Gott um Weisheit bitten. Dann gibt er, ohne jeden Vorwurf.
Beten um gute Frucht. Z. B. so wie Paul Gerhardt es gedichtet hat:
„Mach in mir deinem Geiste Raum, dass ich dir werd ein guter Baum, und lass mich in dir bleiben, damit der Sommer deiner Gnad in meinem Leben früh und spät möge Glaubensfrüchte treiben.“
Amen.

Montag, 21. September 2009

Predigt über Mk 2,13-17: „Mein Leben – ein Weg“

Predigt über Mk 2,13-17: „Mein Leben – ein Weg“
Liebe Gemeinde, liebe Gäste,
„Mein Leben – ein Weg“? Ja, natürlich! Unser Leben gleicht einem Weg. Wir sprechen von unserem Lebensweg. Als Kind beginnt man eine Schullaufbahn. Danach den Ausbildungsweg oder vielleicht später auch einen Dritten Bildungsweg. Beruflich schlägt man ebenfalls eine Laufbahn ein. Die Liebe kommt offenbar auf dem Seeweg, wenn man irgendwann in den Hafen der Ehe einläuft. Und so geht es weiter auf dem Weg. Den Tod nennen manche „die letzte Reise“. Tatsächlich ist unser Leben ein Weg.
Wer schon einmal in Marburger Rathaussaal war, hat das große Gemälde von Carl Bantzer gesehen: Der Weg des Lebens. In einer Kreisbahn werden in 15 Stationen die verschiedenen Lebensalter dargestellt, und es ist ein Weg von Start zum Ziel. Als Carl Bantzer das Leben malen wollte, ist ihm eben der Weg eingefallen.
Und nun kommt es darauf an, welchen Weg man einschlägt. In der Berufslaufbahn kann man mit Glück weit voran kommen. Karriere nennt man das. Dieses Wort „Karriere“ kommt aus dem alten Frankreich und heißt einfach „Rennbahn“. Vielleicht heißen die Rennautos deswegen „Carrera“ – wer weiß?
Nicht jeder aber, der Karriere macht, ist gut angesehen. Bestimmte Karriereberufe sind im letzten Jahr geradewegs zum Feindbild geworden: Banker und Finanzanleger z. B. Hier kann man Karriere machen, aber hat nicht mehr unbedingt viele Freunde im Land.
In der Bibel steht eine Geschichte von gerade so einem Mann: Er hat Karriere gemacht im Finanzsektor. Sein Lebensweg geht also steil nach oben – was den Wohlstand anbetrifft. Aber ein gutes Image hatte er nicht. Man sah ihn lieber gehen als kommen. Er war ein Zollpächter, d.h.: Er hatte die Lizenz gemietet, Zölle und Gebühren einzutreiben. Das tat er z. B. von den Händlern und Gewerbetreibenden am Ort. Und da musste er kräftig zulangen. Er musste die Lizenzgebühren bezahlen, Angestellte entlohnen und für ihn selber sollte ja auch noch was bleiben. Also wurden damals zur biblischen Zeit die Zolltarife ziemlich nach oben gezogen. Zum Missfallen aller Leute am Ort. Hören wir auf diesen Bericht aus dem Markusevangelium:

13 Dann ging Jesus wieder hinaus an den See. Alle kamen zu ihm und er sprach zu ihnen. 14 Als er weiterging, sah er einen Zolleinnehmer an der Zollstelle sitzen: Levi, den Sohn von Alphäus. Jesus sagte zu ihm: »Komm, folge mir!« Und Levi stand auf und folgte ihm. 15 Als Jesus dann in seinem Haus zu Tisch saß, waren auch viele Zolleinnehmer dabei und andere, die einen ebenso schlechten Ruf hatten. Sie alle aßen zusammen mit Jesus und seinen Jüngern. – Was die Zahl der Jünger betrifft: Es waren inzwischen viele, die Jesus nachfolgten. 16 Die Gesetzeslehrer von der Partei der Pharisäer sahen, wie Jesus mit diesen Leuten zusammen aß. Sie fragten seine Jünger: »Wie kann er sich mit den Zolleinnehmern und ähnlichem Volk an einen Tisch setzen?« 17 Jesus hörte es und er antwortete ihnen: »Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Ich bin nicht gekommen, solche Menschen in Gottes neue Welt einzuladen, bei denen alles in Ordnung ist, sondern solche, die Gott den Rücken gekehrt haben.« Mk 2

Levi heißt dieser reiche Zollpächter. Wir erfahren nicht sehr viel über seinen Lebensweg, aber das Wichtigste schon. Achten wir mal auf die Bewegungen, die in diesem Bericht drinstecken. Wie bewegt sich dieser Mann? Er sitzt zuerst. Später steht er auf und geht los. Er folgt jemandem. Dann treffen wir ihn wieder an, wie er sitzt – aber anderswo und mit anderen Leuten. Er sitzt nun aber nicht mehr fest, sondern ist meistens unterwegs: Er folgt Jesus nach.
Am Anfang also finden wir ihn sitzend vor. „Jesus sah er einen Zolleinnehmer an der Zollstelle sitzen: Levi.“ Das können wir uns ganz wörtlich vorstellen. Levi hatte vermutlich ein kleines Häuschen an einer zentralen Stelle im Ort, da saß er, um zu kassieren. Viele verschiedene Menschen gingen vorbei in diesem Ort Kafarnaum. Dieses Städtchen lag an einem großen See. Es war ein Fischereiort, viele Männer ernährten sich und ihre Familien von Fischfang. Aber jeder Fischer musste von seinem Ertrag Zoll zahlen an Levi.

Levi saß in seiner Station – er saß nicht nur dort auf seinem Stuhl, sondern er saß auch irgendwie in seinem Leben fest. Gut eingerichtet in einem Beruf, der Geld brachte. Aber ausgegrenzt in der Stadt, weil er eben diesen Beruf hatte. Zollpächter galten damals im Lande soviel bzw. so wenig wie Diebe und Räuber. Du konntest eine Karawane überfallen und ausrauben oder Zollpächter sein – für dein Image kam das aufs Gleiche raus. „Heuschrecke!“ Zollpächter waren vor Gericht nicht als Zeugen zugelassen, weil man ihnen nicht über den Weg traute. In die Kirche der Juden durften sie auch nicht. Auch Ihre Familien waren ausgegrenzt, denn sie wurden ja ernährt von einem, der anderen in die Tasche griff. Pfui!
So saß Levi fest in diesem Leben. Es wurde versüßt durch das Geld, aber vergiftet durch Ablehnung und Misstrauen. Geld, das süße Gift. Aber das Leben war doch wenigstens so angenehm, dass man nicht unbedingt alles ändern musste. Es gab Nachteile, ja – aber deswegen die Vorteile aufgeben? Vielleicht dann doch lieber sitzen bleiben dort, wo man sich’s eingerichtet hat? Es ging nicht richtig vorwärts auf dem Lebensweg dieses Levi.
Kennen Sie das auch? Eigentlich müsste man aufbrechen, müsste sich mal was anderes trauen, aber das Gewohnte hat doch eine starke Schwerkraft. Die zieht mich runter auf den Platz, wo ich festsitze. Angewohnheiten, derer ich schon lange überdrüssig bin, aber ich werde sie nicht los. Sitze fest. – Viele machen auch die Erfahrung, dass man immer wieder den Kürzeren zieht gegenüber anderen. Es ist wie verhext. Immer trifft es mich. So ein Finanzhai wurde abgelehnt, weil er sich selber unbeliebt machte, aber ich bin ja nicht so ein Geldsauger – und trotzdem bin ich oft der Verlierer, Andere greifen schneller zu, sind beliebter. Beim nächsten Mal gebe ich schon auf, bevor ich überhaupt angefangen habe. Auch das kann ein süßes Gift sein: Ich mache mich selbst zum Opfer, voreilig, dann hab ich es wenigstens schon gewusst, wenn es wirklich so kommt. In so einem Denkmuster kann ich ganz schön festsitzen. Und übersehe alle Gelegenheiten, wo es dann doch anders laufen könnte.
Unterm Strich sehe ich mich dann so: Ich werde ja doch bleiben, wie ich bin. Anders werden geht nicht. Wenn ich so über mich denke, dann sitze ich eben fest.
Levi saß so lange fest, bis jemand seinen Weg kreuzte, der ihn anders sah. Jesus kam vorbei, dieser Wanderprediger, von dem damals viele sagten, er sei direkt von Gott gekommen. Einige Menschen waren schon mit dem unterwegs auf Wanderschaft, ihm hinterher. Jesus kommt vorbei, sieht den Levi, wie er festsitzt und sagt: „Komm, folge mir.“ Mit anderen Worten: Du musst nicht mehr festsitzen. Dein Lebensweg führt dich noch weiter und noch woandershin. Levi dachte entweder: Ich will gar nicht anders leben – das Geld reicht mir, da brauch ich nicht viele Freunde. Oder er dachte: Ich kann ja doch nicht anders leben. Ich muss wohl bleiben, wie ich bin. Aber als Jesus kam, hatte der offenbar eine andere Sicht von Levi: Der muss nicht bleiben, wie er ist. Der kann werden, wer er eigentlich ist. Jesus sah den Levi, wie er von Gott, seinem Schöpfer her eigentlich gedacht war. Den Levi, der er eigentlich sein konnte. Das ist das Besondere an Jesus, dass er uns Menschen so sieht, uns alle: Ich muss nicht bleiben, wie ich bin. Ich kann der werden, der ich bin – der ich eigentlich von Gott her bin. Und dann ist mein Leben ein Weg, der wieder ganz offen ist und der vorwärts führt.

Für mich ist das eine der besten Sachen beim Glauben an Jesus: Ich kann aufbrechen und anders werden. Jesus traut mir neue Wege zu, wo ich mich das noch gar nicht traue. Ich habe auch einen Moment in meinem Leben gehabt, wo ich Jesus sozusagen gehört habe, wie er zu mir gesagt hat: „Komm, folge mir!“ Ich habe das nicht akustisch durch die Ohren gehört, aber es kamen damals so viele Dinge zusammen, dass das kein Zufall sein konnte und ich habe es Jesus geglaubt: Er sagt mir, ich solle aufstehen und ihm nachfolgen, ab jetzt für immer, meinen ganzen Lebensweg lang. Und wie gesagt: Mit das Beste dabei ist, dass ich nicht bleiben muss, wie ich bin. Ich muss nicht mehr festsitzen. Mein Lebensweg ist bisher so gelaufen, dass ich an vielen wichtigen Stellen oft langsam war. Ich brauche oft viel Zeit, um mich auf Neues einzulassen. Ich bin da nicht besonders mutig. Hier wünsche ich mir oft, anders zu sein: mutiger, entschlossener und auch, dass ich klarer ansagen kann: Das will ich jetzt. Solche Sätze fallen mir oft schwer. Ich denke an Momente, wo ich nur unter größter Überwindung und mit Herzklopfen und Schweißausbrüchen sagen konnte: Das will ich jetzt.
Aber ich merke auch: Nach und nach ändert sich da was. Ich glaube, das liegt an Jesus – weil er mir immer wieder sagt: Folge mir, und weil er mir neue Chancen gibt. Entscheidungen, die mir früher schwer gefallen wären, kann ich mittlerweile leichter treffen. Es ist eine Veränderung auf meinem Lebensweg, die langsam vor sich geht – na klar, ich bin eben doch der, der ich bin, und eine gewisse Langsamkeit hat Gott anscheinend bei mir eingebaut. Aber dennoch bleibe ich nicht, wie ich bin, mit allen hinderlichen Eigenschaften, sondern Jesus verändert mich – langsam und geduldig.
Das ist mein Lebensweg: Ich erlebe, dass Jesus mich voranbringt, wo ich festsitze. Levi aus der Bibel hat es auch, auf seine Weise, mit Jesus erlebt. „Jesus sagte zu ihm: »Komm, folge mir!« Und Levi stand auf und folgte ihm.“ Jetzt ist Bewegung auf seinem Lebensweg, jetzt ist sein Leben erst wirklich ein Weg geworden, dank Jesus.

Was hat sich verändert für diesen Levi? Welche neuen Erfahrungen hat er gemacht? Bei Levi hat Jesus den Lebensbereich in Ordnung gebracht, der ihm vielleicht am meisten weh getan hat. In dem biblischen Bericht heißt das so:

„Und Levi stand auf und folgte ihm. Als Jesus dann in seinem Haus zu Tisch saß, waren auch viele Zolleinnehmer dabei und andere, die einen ebenso schlechten Ruf hatten. Sie alle aßen zusammen mit Jesus und seinen Jüngern.“

Das klingt hier wie eine fröhliche und harmlose Feier. Jesus und die, die ihm schon länger nachfolgten, die sogenannten Jünger – sie feiern zusammen mit Levi und seinen Kollegen eine Grillparty oder so was. Aber bei näherem Hinsehen passiert hier eine kleine Sensation. Die Jünger von Jesus nämlich waren zu einem großen Teil von Beruf Fischer. Sie kamen aus den Orten um den See herum. Es waren also die Leute, die nachts aufstanden, auf den dunklen See rausfuhren, hart arbeiteten, um ihren Fang einzubringen, mittags waren sie zurück – und dann mussten sie an der Zollstation vorbei, wo bis eben noch Levi gesessen hatte und wo seine Kollegen sitzen. Und dann werden die Fischer abkassiert. Jetzt aber sehen wir beide Sorten von Menschen gemeinsam in einem Haus, wie sie miteinander feiern: die Fischer und die Zollkassierer. Wie kann das gehen? Jesus ist halt in ihrer Mitte!
Levi und seine Kollegen haben bestimmt gestaunt: Da ist Jesus und da sind Leute, die von Jesus lernen – und die trauen uns plötzlich über den Weg! Die sehen nicht nur den Abzocker in uns, sondern noch mehr! Und wenn Jesus der ist, von dem sie sagen, er sei von Gott gekommen, er sei ein Prophet oder eine Art Heiliger und wenn gerade der mit uns zusammen sein will – dann denkt Jesus wohl, Gott würde uns doch nicht ablehnen! Auch Leute wie wir, die bei allen verrufen sind, haben was mit Gott zu tun. Unglaublich!
Jesus hat bei Levi das in Ordnung gebracht, was ihm wahrscheinlich am meisten weh getan hat. Levi war ausgegrenzt und man sagte, Gott hätte ihn verstoßen. Beides ist anders geworden, als Jesus ihn gerufen hat: „Folge mir“. Gerade diese schmerzhaften Lebensbereiche sind in Bewegung gekommen und nun hat Levi einen offenen hoffnungsvollen Lebensweg vor sich. Bei uns sind es vermutlich andere Lebensbereiche, die besonders weh tun. Oder wo wir besonders fest sitzen. Oder wo wir am häufigsten an unsere Grenzen stoßen. Aber was Jesus bei Levi getan hat, das kann und will er immer noch machen, bei jedem Menschen: den Lebensweg hoffnungsvoll öffnen. Die Lebensbereiche in Ordnung bringen, die besonders weh tun. Und jedem will er zeigen: Du hast doch was mit Gott zu tun, auch wenn du bisher dachtest, Religion sei überflüssig oder Gott sei zu weit weg.
Nein, Gott ist nicht weit weg. Wir Menschen neigen dazu, uns von Gott abzuwenden. Wir organisieren unser Leben oft lieber selbst, ohne uns vor einem Gott verantworten zu wollen. Wenn wir uns auf diese Weise von Gott trennen, dann ist es exakt das, was die Bibel mit „Sünde“ bezeichnet. Sünde ist nicht ein moralischer Verstoß. Sondern Abwendung von Gott, egal ob in einem moralisch beachtlichen Leben oder einem anderen. Abwendung von Gott ist Sünde. Sie wird begangen von Anständigen und von unmoralischen Leuten, aber das Ergebnis ist das Gleiche.
Trotzdem hat Gott mit jedem von uns zu tun, auch wenn wir uns lieber von ihm abwenden. Die Frommen damals konnten sich nicht vorstellen, dass Gott mit Leuten wie Levi und den anderen Zollkassierern was zu tun haben wollte. Jesus hat denen geantwortet: „Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Ich bin nicht gekommen, solche Menschen in Gottes neue Welt einzuladen, bei denen alles in Ordnung ist, sondern solche, die Gott den Rücken gekehrt haben.“
Jesus lädt Menschen wie uns zu Gott ein, auch wenn wir Gott den Rücken gekehrt haben. Wenn wir festsitzen in der Abwendung von Gott. Gerade dann sagt Jesus: „Komm, folge mir.“ Damit unser Lebensweg wieder wirklich ein Weg wird.

Levi ist in Bewegung gekommen. Der Bericht aus der Bibel besteht aus lauter Worten, die das nachmalen: Er saß erst fest, dann stand er auf, ging los, folgte Jesus. Zwischendurch saß man wieder, nämlich zum Feiern. Aber da war Levi schon längst unterwegs gewesen, Jesus hinterher. Das war von nun an DIE Bewegung in seinem Leben: Er folgte Jesus nach – dem, der ihm Hoffnung gegeben hat, dem, der ihm über den Weg traute.

Aber in dem biblischen Bericht steckt nicht nur der Lebensweg von Levi drin. Sondern auch der Lebensweg von Jesus. Auch von dem finden wir Worte, die seine Bewegung malen:
Er ging, er ging weiter, er saß zusammen mit den Ausgegrenzten. Und zum Schluss sagte er seinen Kritikern: ich bin gekommen. „Ich bin gekommen, solche Menschen in Gottes neue Welt einzuladen, die Gott den Rücken gekehrt haben.“ Das ist die Grundbewegung von Jesus: Er ist gekommen, direkt von Gott her in unsere Welt, in unsere Begrenzungen. Der Lebensweg von Jesus führt steil abwärts. Er war bei Gott, hat dann aber auf alle Rechte verzichtet. Ist ein Mensch geworden, um uns Menschen aufzusuchen: Levi und viele andere und mich und auch uns alle hier. Zum Schluss wurde er getötet. Gott hat ihn dann auferweckt. Das ist der Lebensweg von Jesus: abwärts zunächst – damit unsere Lebenswege aufwärts führen können. Jesus gibt uns Hoffnung, er bietet an, das zu ordnen, was uns so weh tut. Wo wir festsitzen, sagt er: „folge mir“. Daraus entsteht ein Lebensweg mit unglaublichen Möglichkeiten.

Ich möchte diesen Lebensweg nicht mehr missen. Ich möchte nie mehr hinter meine Entscheidung zurück, Jesus nachzufolgen. Weniger als solch ein Leben wäre mir zu wenig. Weniger Lebensqualität will ich nicht.
Und jedem hier im Raum wünsche ich von Herzen ein Leben, das wirklich ein Weg ist. Ein Weg, den Jesus Christus aufmacht, ein Weg voller Hoffnung.
Amen.

Montag, 14. September 2009

Predigt vom 13.9.: "Jesus - unser Stellvertreter?"

Predigt über Joh 16,23b-27: „Jesus – unser Stellvertreter?“
Liebe Gemeinde,
manchmal sind es ganz banale Momente, wo uns etwas Wichtiges klar wird. Ich erinnere mich an so einen Moment, als ich Kind war. Unsere Mutter hat uns immer geholfen, die Kleidung für den nächsten Tag auszusuchen. Sie brachte uns dabei die Farben bei – was zusammenpasst und was nicht. Grün und blau zusammen geht nicht, hab ich damals gelernt. Eines Tages stand ich vor dem Kleiderschrank, nahm Hemd und Pullover heraus, lief in die Küche und fragte: „Mama, passt das zusammen?“ Ich weiß nicht, ob meine Mutter grad keine Zeit hatte, jedenfalls sagte sie: „Das kannst du doch selbst entscheiden.“ Das war ein Satz, der bei mir so richtig durchzuckte. So was hatte ich bisher noch nicht gehört: Das kannst du selbst entscheiden. Diese Möglichkeit hatte ich nie in Betracht gezogen. Aber in derselben Sekunde hab ich auch gemerkt: Es war sehr bequem gewesen, immer die Mutter zu fragen, aber nötig war es schon lange nicht mehr gewesen. Ich war an dieser Stelle einfach denkfaul.
Wie gesagt: eine eigentlich beiläufige Sache – aber für mich damals ein neuer Gedanke. Ich habe es später noch manches Mal erlebt, dass jemand etwas für mich nicht getan hat. In einem Gemeindepraktikum als Theologiestudent war der Pastor grad im Urlaub, aber eine herzliche schwäbische Gemeindeschwester hat mich mit auf ihre Besuche genommen. Schwester Luise. Wir wollten eine alte, etwas kranke Dame zu Hause besuchen. Kurz vor dem Ziel im Auto sagte Schwester Luise dann zu mir: „Die Andacht wirst du dann halten.“ Ich wurde blass – darauf war ich nicht eingestellt, ich hatte nichts ausgearbeitet. Aber Schwester Luise meinte es ernst. Also kramte ich im Hinterkopf nach irgendeinem Bibelwort ... und sagte dann der alten Dame ein aufbauendes Wort von Gott. Es ging.
Auf solche Weise hab ich manches von meinem Handwerk gelernt: Es wurde mir nicht abgenommen, sondern irgendwann musste ich es selbst machen. Und wenn ich jetzt mit meinen Kindern lebe, dann ist das ja eine ständig mitlaufende Aufgabe in der Erziehung: entscheiden, wann ich meinem Kind helfe und wann nicht – damit es selbst die Dinge tun kann. Wenn’s schnell gehen muss oder ich unkonzentriert bin, dann erledige ich schon mal eine Aufgabe, die sie eigentlich selbst können und auch tun müssen. Aber klug ist das nicht. Auf lange Sicht ist es schlau, langsam immer weniger für sie zu tun.

Wie ist das für uns, die wir mit Gott leben? Wie sieht da das Leben aus? Was tut Gott für uns? Wir haben vorhin im Gottesdienst diese ganz schönen und wichtigen Versprechen von Jesus gehört: Er ist unser Stellvertreter. Er setzt sich für uns ein, weil wir die Kluft zwischen uns und Gott nicht schließen können. Jesus legt sein gutes Wort für uns ein.
Also ist Jesus unser Stellvertreter. Immer? In jeder Lage?
Wir hören heute auf Worte von Jesus, wo er geradezu das Gegenteil sagt. Das klingt fremd für uns, aber Jesus hat eine bestimmte Absicht damit. Hören wir auf Joh 16,23-27:

23b Amen, amen, ich sage euch: Wenn ihr den Vater in meinem Namen um etwas bittet, wird er es euch geben. 24 Bis jetzt habt ihr noch nie in meinem Namen um etwas gebeten. Bittet, und ihr werdet empfangen, damit eure Freude vollkommen sei. 25 Dies habe ich euch in verhüllter Sprache gesagt. Die Stunde kommt, da ich nicht mehr in verhüllter Sprache mit euch reden, sondern euch offen über den Vater Kunde geben werde. 26 An jenem Tag werdet ihr in meinem Namen bitten, und ich sage nicht, dass ich den Vater für euch fragen werde. 27 Denn der Vater selbst liebt euch, weil ihr mich lieb gewonnen habt und zum Glauben gekommen seid, dass ich von Gott ausgegangen bin. Joh 16

„Ich frage den Vater nicht für euch“ – ich tu’s nicht. Macht es bitte selber! So redet Jesus hier. Jesus verweigert geradezu seine Vermittlung, seine Fürbitte, und zwar grundsätzlich für seine Jünger. Ab jetzt sollt ihr den Vater selber bitten, in Jesu Namen.
Wie kann Jesus so etwas tun? Sind wir denn nicht bleibend darauf angewiesen, dass er für uns spricht? „Wenn jemand sündigt, haben wir einen Fürsprecher beim Vater, Jesus Christus, den Gerechten.“ (1 Joh 2,1) So steht es doch in der Bibel!

Aber wir müssen hier unterscheiden. Wenn es um unsere Schuld geht und darum, ob Gott uns annimmt – dann bittet Jesus für uns. Dann ist er unser Stellvertreter bis ans Ende aller Zeit. Davon leben wir. Aber wenn es um einzelne Bitten geht, um einzelne Anliegen – dann sagt Jesus: Ihr bittet mal schön selbst euren Vater im Himmel. In meinem Namen sollt ihr wohl bitten, aber ich mach’s nicht für euch.

Jesus weigert sich. Jesus ist nicht immer und überall unser Stellvertreter. Jesus macht das öfter so. Unser heutiges Bibelwort ist keine Ausnahme. Denken wir an diesen schwierigen Abend, wo Jesus stundenlang mit den Menschen gesprochen hat. Das brauchten sie. Aber jetzt, am Abend, brauchen sie auch was zu essen. Die Schüler von Jesus sprechen das Problem an. Aber Jesus will es nicht einfach selbst lösen. Sondern er sagt. „Gebt ihr ihnen zu essen!“ Das können die Schüler nur, weil sie von Jesus etwas empfangen, aber Jesus gibt das, was er zu geben hat, nicht direkt den Menschen, sondern die Schüler sollen es geben. „Ihr macht das jetzt!“
Oder als die Schüler Jesus gebeten haben: „Vergrößere bitte unseren Glauben!“ (Lk 17,5) Eigentlich ein sehr erfreulicher und tiefer Wunsch: Wir wollen unserm Vater im Himmel noch mehr vertrauen. Aber Jesus sagt auch hier: Nein. Euer Glaube reicht, und sei er so winzig wie ein Staubkorn. Es ist nicht wichtig, ob sie einen großen oder kleinen Glauben haben, sondern dass sie das bisschen Glauben dann wagen und darauf bauen. Die Nachfolger Jesu brauchen keinen großen Glauben, sondern den Glauben an einen großen Gott. Jesus vergrößert ihren Glauben nicht, sondern schickt sie zurück zu dem Wenigen, was sie haben: damit sollen sie etwas anfangen.
Liebe Gemeinde, Jesus ist an vielen Stellen nicht unser Stellvertreter. Wir können nicht von ihm erwarten, dass er uns unseren Lebensweg klar macht, wenn wir selbst nur zu faul oder feige sind, alle Möglichkeiten mal zu durchdenken. Wir können nicht von ihm erwarten, dass er unsere Probleme direkt und wunderbar löst, wenn wir doch eigentlich die Möglichkeit haben, mit einem Seelsorger gemeinsam daran zu arbeiten. Vielleicht kommt es uns ein wenig peinlich vor, unsere Probleme in der Seelsorge zuzugeben – aber erstens stimmt das gar nicht, es ist nicht peinlich, sondern menschlich. Und zweitens ist der Weg in die Seelsorge oft gerade der Weg, auf dem Jesus uns helfen will. Er nimmt uns das aber nicht stellvertretend ab.

Wir können nicht von Jesus erwarten, dass er uns Gottes Absichten und Gedanken klar macht, wenn wir selbst uns nicht die Zeit nehmen, in der Bibel zu lesen und uns geduldig in Gottes Gedanken hineinzudenken. Wir können nicht von ihm erwarten, dass er unseren Charakter wahrhaftiger macht, einfach durch direkte Einwirkung, wenn wir nicht bereit sind, ein geordnetes geistliches Leben zu pflegen. Wir können nicht erwarten, dass er uns neue Leute in die Gemeinde schickt, wenn wir selber nicht willens sind, uns zu öffnen und auf neue Menschen auch dann einzugehen. Jesus macht nicht alles stellvertretend für uns.

Warum nicht? Er hat doch sicher eine Absicht dabei, dass er sich an manchen Stellen verweigert?
Natürlich. Wir können zunächst an die Erziehung denken. Wenn meine Mutter nicht einmal gesagt hätte: Das kannst du selbst entscheiden, dann hätte ich womöglich noch heute morgen den Schrank geöffnet, Jacke, Hemd und Krawatte fotografiert, ihr das Foto per Email geschickt und dann angerufen: Mama, passen diese Farben zusammen?
Wenn ich nicht darauf bestehe, dass mein Sohn zuschaut, wie ich seinen Fahrradreifen flicke, dann hat er keine Ahnung, wie das abläuft. Und beim nächsten platten Reifen werde ich es ihm nicht mehr einfach vorführen, sondern ich frage ihn, wie es geht, und mache nur noch die Griffe, für die seine Hände noch nicht stark genug sind.

Jesus wird wohl ähnlich denken. Aber ich glaube, seine Absichten gehen noch tiefer. Jesus ist mehr als ein Pädagoge. Was wäre denn, wenn Jesus stellvertretend für uns bitten und für uns glauben würde? Wenn er den fünftausend Menschen damals am Abend selber zu Essen gegeben hätte? Wenn er seinen Schülern durch eine Infusion des Heiligen Geistes den Glauben vergrößert hätte? Wenn er die Menschenmenge gesehen hätte, voll Erbarmen, weil sie wie Schafe ohne Hirten waren, und wenn er dann selbst losgezogen wäre zum Predigen und Kranke Heilen, anstatt seine Jünger zu senden, so wie er es dann ja tat? Was wäre gewesen?
Seine Schüler hätten keine eigenen Erfahrungen gemacht. Sie hätten das pulsierende Leben, das Gott gibt, wie durch eine Schaufensterscheibe bestaunt. Aber weil Jesus gesagt hat: Gebt ihr ihnen zu essen, deshalb haben sie Gottes Macht in ihren eigenen Händen erlebt. Weil Jesus es bei ihrem staubkorngroßen Glauben gelassen hat, haben sie erleben können, dass der große Gott auch auf ihr kleines Vertrauen antwortet. Weil Jesus seine Schüler zu den Menschen gesandt hat, haben sie erlebt, dass Gottes Reich mitten unter ihnen ist und dass es durch ihr Leben hindurchfließt. Weil Jesus seinen Schülern ihre Gebete nicht abnimmt, werden sie es selber erleben, dass Gott ihnen zuhört und auf sie hört und antwortet und sie beschenkt. Diesen Moment, der einen wirklich manchmal den Atem anhalten lässt: Er hat mich gemeint, wirklich mich, Gott hat es für mich getan, nur weil ich ihn gefragt habe, so barmherzig ist er mit mir – diesen Moment hätte Jesus verhindert, wenn er selber es grad mal mit seinem Vater abgesprochen hätte. Aber Jesus ist kein Verhinderer. Jesus möchte uns nicht um Erfahrungen bringen, die prägend sein können für unser Leben und Sterben. Jesus sagt uns: „Macht es mal selber, geht mal selber hin“, weil er unserem Leben so ein wertvolles Gepräge geben will. Die Erfahrungen, die er uns machen lässt, wachsen zusammen zu einem Erfahrungsschatz – und an dieser Stelle ist das Wort „Schatz“ nicht kitschig. Werte sammeln sich an, Erfahrungswerte, und uns wird wachsend deutlicher, wer wir sind und wer Gott ist.
Es steht also wirklich was auf dem Spiel, wenn Jesus sich entscheidet, kein Stellvertreter zu sein. Bequemer und schneller wäre es für uns, wenn er uns ständig vertreten würde. Aber unser Leben würde ärmer. Das steht auf dem Spiel.

Auf welcher Grundlage kann Jesus uns das zumuten, dass wir selber es machen sollen? Dass wir z. B. selber Gott bitten, in Jesu Namen? Woran macht Jesus das fest?
Wenn ich meinem Sohn beibringe, seinen Reifen selber zu flicken, dann sage ich ihm: „Du wirst das schon schaffen. Du hast es bei mir gesehen, du bist nicht dumm, du kannst das.“ Ich mache das also an den Fähigkeiten meines Sohnes fest. Er glaubt noch nicht, dass er es kann, aber ich glaube es. Ich sehe etwas in ihm.
Wenn aber nun Jesus sagt, er wolle nicht stellvertretend für uns beten, dann sieht er eine andere Grundlage. Er macht es nicht an einer verborgenen Fähigkeit in uns fest. Sondern er macht es an Gott fest:

... ich sage nicht, dass ich den Vater für euch fragen werde. Denn der Vater selbst liebt euch.

Der Vater selbst liebt euch. Er ist der Grund, weshalb ihr ihn direkt fragen sollt. Seine Väterlichkeit, sein Erbarmen. Jesus sagt uns auch in anderen Momenten: „ihr macht es mal schön selbst“ nicht, weil er verborgene Möglichkeiten sieht in uns. Sondern weil er Gott am Werk sieht. Als Jesu Schüler den 5000 Menschen Essen gaben, da hat er zuvor seinen Jüngern die Hände gefüllt. Als Jesus ihnen sagte, ihr staubkorngroßer Glaube genügt, da dachte er an den großen Gott, der reagieren wird. Als er seine Schüler aussandte zum Predigen und Kranke Heilen, da hatte er im Blick: Gottes Königsherrschaft ist es, die sich so ausbreitet, nicht das Reich des menschlichen Mitleids. Jesus macht es in Gott fest. Den Vater im Himmel sieht er am Werk. Aber dieser Vater im Himmel tut sein Werk eben in den Menschen, die ihm direkt vertrauen und die sich selber wagen. Die sich nicht vertreten lassen, auch nicht von Jesus. Menschen, die den Sprung zu Gott hin selber machen – in denen ist er dann am Werk. Gottes Kraft ist es. Aber wir sind es, die sie auslösen. Das tut kein Stellvertreter.

Was ist also in den Momenten, wo dich eine Last auf der Seele drückt? Gott nimmt sie nicht immer durch ein Wunder fort. Gott ebnet aber den Weg in die vertrauliche Seelsorge. Wirst du das schaffen? Kannst du dich überwinden? Schlummert in dir schon die Lösung deines Problems? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Aber wenn du Verantwortung übernimmst und dich einem Seelsorger anvertraust, dann wirst du merken: Gottes Kraft ist es, die jetzt als neue Qualität hineinkommt, es sind nicht deine schlummernden Reserven. Und zwar kam Gottes Kraft in dem Moment, wo du Verantwortung übernahmst. Und dann erlebst du: Der Vater selbst hat dich lieb, an ihm liegt es.
Was ist, wenn du den Eindruck hast, Gott sei so unwirklich über deinem Leben? Und verstehst kaum, wie Gott sich alles denkt, wenn so viel in der Welt durcheinander läuft? Du wirst mehr verstehen, wenn du dich geduldig hineinliest in Gottes Wort, in die Bibel. Das nimmt dir keiner ab und auch die Predigten sind dafür kein Ersatz. Wenn du es aber machst – planmäßig die Bibel lesen, dann wirst du bald auf Gottes Kraft stoßen. Du kannst erfahren: Gott formt sich in deinem Denken neu aus. Er pflanzt sein Wort in deine Gedanken, und umgekehrt: Er zieht dich in sein Wort hinein und du findest deinen Platz in einem Psalm, in einem Gleichnis. Du lernst, dich selbst besser zu verstehen, und hältst es besser aus, wenn Gott dir eine Weile fremd bleibt. In all dem ist es aber nicht dein Verstand, der bereichert wird durch die Bibel. Sondern Gottes Kraft flammt auf. Du wirst dann erfahren: Der Vater selbst hat mich lieb, an ihm liegt es.
Und genauso mit dem Beten. Jesus nimmt es dir nicht ab. Du selbst wagst dich zum Vater. Und wenn er dir antwortet – vielleicht anders als erhofft, aber er meldet sich, er reagiert: dann war es ja seine Antwort. Es hat letztlich doch nicht an deinem Mut zum Beten gelegen, sondern daran hat es gelegen: Der Vater selbst hat dich lieb, an ihm liegt es.
Dein Vater im Himmel läuft nicht für dich. Laufen musst du selber. Aber er streckt dir die Hand aus und deshalb kommst du auf die Füße.

Jesus – er ist nicht unser Stellvertreter. Außer in der zentralen Frage nach der Versöhnung. Versöhnen mit Gott müssen wir uns nicht selber. Das können wir auch gar nicht und schon der Versuch würde uns ins Stolpern bringen. Gott hat uns in Christus mit sich versöhnt. Jesus hat als Stellvertreter unsere Schuld getragen und er legt nach wie vor sein Wort für uns ein, wenn die Sünde uns anklagt. Das gilt. Hier wackelt nichts.

Aber wenn ich wackele? Beten soll ich selber. Doch wenn ich schwanke in meinem Vertrauen zu Gott? In meinem Beten? Ich soll es selber tun, selber glauben, selber beten, selber laufen. Oft kann ich das auch. Aber wenn nicht? Wenn ich zu schwach bin oder scheitere? Jesus hat es nun einmal als Prinzip verkündet, dass er den Vater nicht dauernd bitten will, also hält er sich auch an sein Prinzip, selbst wenn ich am Boden liege und keinen Funken Gebet mehr in mir habe?
An dieser Stelle begegnen wir neu der wunderbaren Barmherzigkeit Gottes in Jesus. Ja, Gott hat seine Absichten, aber er macht sich nie zum Sklaven seiner eigenen Prinzipien. Er verweigert die Gnade nicht, nur weil er sich auf einen anderen Plan festgelegt hat. Gott bleibt erbittlich.
Wie hat Jesus es denn gemacht? Derselbe Jesus, der den Jüngern sagte, er wolle den Vater nicht stellvertretend bitten, er hat es später Petrus versprochen: „Ich habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhöre.“ (Lk 22,32) Und im großen Abschlussgebet seines Lebens – wir nennen es das hohepriesterliche Gebet – hat er eben doch für seine Jünger gebetet (Joh 17). Seine Grundhaltung bleibt: Wir selber sollen es tun. Er steht unserer eigenen Erfahrung nicht im Weg. Er macht unseren Erfahrungsschatz nicht arm. Aber wenn wir am Boden liegen oder kurz vor dem Hinfallen sind wie Petrus – dann tut Jesus es eben doch. Tritt für uns ein. Nicht damit wir schwach bleiben, sondern im Gegenteil: damit wir wieder auf die Beine kommen – und dann wieder selbst laufen. Selber beten.

Jesus hat uns seine feste Absicht angekündigt. Aber wenn’s hart auf hart kommt, ist seine Gnade größer als seine feste Absicht. Ist das nicht noch ein Grund mehr, selber zum Vater zu gehen? Uns nicht vertreten zu lassen? Wenn Gott so dermaßen gütig ist, wer wollte da noch einen anderen vorschicken? Lasst uns selbst zum Vater gehen, voller Vertrauen. Suchen wir ihn, indem wir ihn selber fragen und danach wagen, uns selber auf den Weg zu machen! Haben wir nicht allen Grund dafür? Der beste Grund ist doch dieser: Der Vater selbst hat uns lieb.
Amen.