Dienstag, 13. Oktober 2009

Predigt über Lk 12,13-21: „Hast du Geld oder hat dein Geld dich?“

Predigt über Lk 12,13-21: „Hast du Geld oder hat dein Geld dich?“
Liebe Gemeinde,
es ist das Geld, das dafür sorgt, dass die Welt sich noch dreht. „Money Makes The World Go Round“ war der Titel des Präludiums, und der Text dieses Liedes sagt: „Geld macht, dass die Welt sich dreht. Horch auf seinen Ruf! Hundert Pfennig sind ne Mark. Winkt uns allen zu: Liebe füllt das Herz mit Glück, Glück weicht dann dem Schmerz. Doch mit Geld scheint dir die Sonne, jeder Regen ist aus Gold.“
Natürlich ist das ein bescheuerter Text, aber tatsächlich sieht es so aus, als ob das Leben nach so einem bescheuerten Text funktioniert: „Geld macht, dass die Welt sich dreht.“
Eigentlich wird alles in Geld gemessen: Gesundheit, Ehre, Zeit. Wir merken das, wenn wir Berichte über Gerichtsverfahren lesen. Egal was das Verbrechen war – ganz oft wird der Schaden mit einem Geldbetrag gemessen. Wenn ich jemanden verletze, muss ich Schmerzensgeld zahlen. Der Schmerz wird dadurch ja nicht leichter und das gebrochene Bein heilt nicht schneller, aber es muss ja irgend eine Gerechtigkeit her, und die wird in Geld dargestellt, als ob das Geld gesund machen würde. Wenn jemand mich in der Sauna fotografiert und die Bilder dann in der Zeitung druckt, vielleicht noch mit einer zweideutigen Bildunterschrift, dann kann ich ebenfalls auf Schmerzensgeld klagen. Meine Ehre ist beschädigt, also wird mir Schadensersatz zugesprochen. Für das Geld kann ich mir keine intakte Ehre kaufen, aber wie soll man es denn nun einmal anders bemessen als in Geldbeträgen? Unsere Gesellschaft kennt kein anderes Mittel.
Und Zeit wird sowieso mit Geld bewertet. Auch wenn es eigentlich gar nicht stimmt, dass Zeit Geld ist. Ein schlauer Mensch hat gesagt: „Zeit ist Geld. Aber viel Geld lässt kaum noch Zeit.“ Allerdings. Wer Geld erwirbt, kommt in Zugzwang. Das war schon zu allen Zeiten so und auch die Menschen um Jesus haben es erlebt. Das Lukasevangelium berichtet von einer Begegnung eines Menschen mit Jesus und was Jesus dazu gesagt hat:

13 Da rief einer aus der Menge: »Meister, sag doch meinem Bruder, dass er das väterliche Erbe mit mir teilen soll.«14 Jesus erwiderte: »Mann, wer hat mich zum Richter über euch gemacht, um in solchen Dingen zu entscheiden?« 15 Und er fuhr fort: »Nehmt euch in Acht! Begehrt nicht das, was ihr nicht habt. Denn auch dem, der im Überfluss lebt, wächst sein Leben nicht aus dem Besitz zu.«
16 Und er gab ihnen folgendes Gleichnis: »Das Land eines reichen Mannes hatte gut getragen. 17 Da dachte er bei sich: Was soll ich tun? Ich habe keinen Raum, wo ich meine Ernte lagern kann. 18 Und er sagte sich: ‚Ich weiß, was ich mache! Ich werde meine Scheunen abreißen und größere bauen. Auf diese Weise habe ich genug Platz, um alles zu lagern. 19 Und dann werde ich mich zurücklehnen und mir sagen: Mein Freund, du hast für Jahre genug eingelagert. Genieße das Leben. Iss, trink und sei fröhlich!‘ 20 Aber Gott sagte zu ihm: ‚Wie dumm von dir! Du wirst noch heute Nacht sterben. Und wer wird dann das alles bekommen?‘ 21 So geht es dem, der für sich Reichtümer aufhäuft und nicht reich ist vor Gott.« Lk 12

Zwei Männer. Einer aus dem echten Leben und der andere aus einer Beispielgeschichte. Beide meinen, ihr Leben ginge vorwärts durch das Geld – Geld würde dafür sorgen, dass ihre Welt sich dreht. Beide drehen sich selbst um das Geld. Beide erscheinen gar nicht besonders geldgeil, sondern ihr Leben stellt ihnen Fragen, auf die sie Antwort finden müssen.
Dem ersten Mann steht ein Erbe zu. Sein Bruder will es nicht rausrücken. Nach jüdischem Recht musste immer der älteste Bruder einverstanden sein, wenn das Erbe geteilt wurde. Der war das offenbar nicht. Der Mann, der zu Jesus kam, war also ein jüngerer Bruder, dem Geld zustand, aber der sein Recht nicht bekam. Ein Betrogener, ein Unterlegener – ein Fall für Jesus? Um die Unterlegenen hat Jesus sich ja oft gekümmert. Jetzt tut er’s aber nicht. Denn obwohl dieser Mann im Recht ist, sieht Jesus ihn in eine Falle laufen. Von dieser Falle erzählt Jesus dann in seiner Beispielgeschichte.
Auch der zweite Mann, der aus der Geschichte, war nicht von vornherein gierig und versessen aufs Geld. Er war nun einmal reich und er hatte noch zusätzliches Glück. In diesem Jahr konnte er nämlich eine sehr gute Ernte einfahren. Es ist völlig klar, dass er reagieren muss. Er steht in der Verantwortung, achtsam mit dem Segen umzugehen, den er bekam. Aus Faulheit die Hälfte verrotten lassen – das wäre ganz falsch. Er muss sich kümmern.

1. Warum wollen wir Geld haben?
Welche Rolle spielt das Geld oder der Besitz nun für diese beiden Männer? Es spielt ungefähr dieselbe Rolle wie bei uns heute auch. Der erste Mann, der mit dem Erbe rechnete, hat wahrscheinlich an seine Zukunftsvorsorge gedacht. Er wusste, dass ihm einmal etwas zufallen würde, so wie wir wissen, wann z. B. ein Bausparvertrag fällig ist. Das kalkulieren wir ein, das rechnen wir in unsere Altersvorsorge ein. Es ist klug, das zu tun. Es geht uns eben um Vorsorge, nicht um Geld an sich oder um Reichtum. Aber vorsorgen müssen wir nun mal. Hinter dem Geld steckt ein Grundbedürfnis, das jeder Mensch hat: das Bedürfnis nach Sicherheit. Niemand will böse überrascht werden, niemand will plötzlich im Regen stehen. Ich will nicht als eine Niete dastehen, die Frau und Kinder nur lückenhaft versorgt hätte. Jeder Mensch hat einen natürlichen Sicherheitstrieb, und heute wie damals ist Geld der Stoff, aus dem sich Sicherheit schneidern lässt.
Auch der zweite Mann, der aus der Beispielgeschichte, zeigt dieses urtümliche Grundbedürfnis. „Du hast für Jahre genug eingelagert. Genieße das Leben. Iss, trink und sei fröhlich“ – das will er erreichen. Er sucht also nach Ruhe vor dem täglichen Existenzkampf, er will genug auf dem Teller und im Becher haben und er will, dass sich das gut anfühlt. Wenn wir in Sicherheit sind, ist das eben auch einfach ein gutes Gefühl. Wie kommen wir dahin? Durch Geld. Geld ist nicht das Eigentliche. Um Sicherheit geht es. Sollte Jesus etwas dagegen haben?
Bestimmt nicht. Aber Jesus zeigt den Preis, den ein Mensch bezahlt, wenn er sich Sicherheit einfach durch Geld erkaufen will. Der Preis für diese Sicherheit ist ein Leben, das auf sehr festgelegten Schienen verläuft. Solch ein Leben ist ziemlich vorprogrammiert.

2. Was macht das Geld mit uns?
Achten wir mal darauf, wie Jesus das Leben des reichen Gutsbesitzers beschreibt. Es fällt auf, dass er mehrmals mit sich selbst zu Rate geht. „Er dachte bei sich“, „er sagte zu sich“, „er sprach zu seiner Seele“. Ich finde das zunächst eigentlich gut. Er handelt nicht blind drauflos, sondern überlegt. Er hat offenbar Zugang zu sich selbst. Er hält inne und fragt: Was brauche ich jetzt? Es ist nicht das Schlechteste, wenn man sich erst einmal über sich selbst klar wird, wenn die eigene Seele kein Fremder ist und wenn man zu sich selbst Kontakt hat.
Doch andererseits – es zeigt auch, wie arm er ist, wenn er nur mit sich selbst zu Rate geht. Ein Orientkenner schreibt: „Das ist ein ganz trauriges Bild. Im Nahen Osten treffen Dorfbewohner ihre wichtigen Entscheidungen immer nach langen Aussprachen mit ihren Freunden. Familien, Gemeinwesen und Dörfer sind eng miteinander verwoben. Was dich betrifft, betrifft jeden dort. Selbst banale Entschlüsse trifft man nach stundenlangen Debatten mit Familie und Freunden. Aber dieser Mann hat anscheinend keine Freunde. Er lebt isoliert von der menschlichen Gemeinschaft um ihn, und der einzige, mit dem er vor einer wichtigen Entscheidung sprechen kann, ist – er selbst.“ (Kenneth E. Bailey, Jesus Through Middle Eastern Eyes, 2008, S. 303.)
Also ist dieser Mann wohlhabend, aber einsam. Er hat mehr als genug, aber menschlich muss er sich selbst genügen. Der Preis für seinen Wohlstand. Er hat sich nicht nur von den Menschen isoliert, sondern auch von Gott. Denn wenn ihm plötzlich dies passiert: „Das Land eines reichen Mannes hatte gut getragen“ – wenn ihm das passiert, dann ist ihm ja ein Glück in den Schoß gefallen. Eine gute Ernte kann man nur erhoffen, sie kommt nicht automatisch für jeden, der fleißig ist. Ihm ist das in diesem Jahr in den Schoß gefallen, aber wer hat es ihm denn hineingeworfen? Jeder glaubende Jude erkennt Gottes Segen darin. Im Selbstgespräch des Mannes aber kommt Gott mit keiner Silbe vor, auch kein Dank. Der Mann ist in sich selbst verkapselt.

Macht Geld einsam? Uns heute nicht. Wir haben Geld und haben Freunde. Aber übers Geld redet jeder doch nur mit sich selbst. Geld ist bei uns ein Tabu. Man verrät einander nicht, wie viel Geld man verdient, und jemanden nach der Höhe seines Einkommens zu fragen wäre taktlos. Wir verraten es nicht aus Angst vor Neid und zeigen so sehr deutlich, wie das Geld doch Freundschaften belasten könnte. Geld ist intim und die Geldbörse ist eine Schamzone. Mir fällt das oft bei Kollekten auf. Natürlich will man nicht mit seiner Spende prunken, aber ich finde es witzig, dass der Korb verschämt und schnell weitergereicht wird wie ein glühendes Eisen, und bei der Kollekte gucken alle unter sich und wer was reintut, beugt sich vor, damit niemand es sieht – so eine Scham kenne ich sonst nur vom Herren-WC. Geld ist intim! Also folgen Selbstgespräche.

Jesus zeigt uns noch eine andere Wirkung des Wohlstandes. Er bringt in Zugzwang. Sobald der Mann mehr Besitz hat, muss er reagieren. Geld macht Stress! Er ist fast getrieben. „Er dachte bei sich: Was soll ich tun?“ Womit er nun seine Gedanken füllt, das ist vorprogrammiert. Merkwürdig. Geld soll uns Sicherheit geben, aber es macht uns Stress. Einer der Reichen unserer Republik hat im Interview gesagt: „Der Wert von Geld interessiert mich null. Mich interessiert die Freiheit, die das Geld mir verschafft: morgens aufstehen und machen, worauf ich Lust hab.“ Es war Dieter Bohlen, der das sagte. Klingt ganz ähnlich wie der reiche Gutsbesitzer: „Genieße das Leben. Iss, trink und sei fröhlich!“ Aber so frei ist er ja gar nicht – er muss eben reagieren. Wie ich es am Anfang der Predigt zitiert habe: „Zeit ist Geld. Aber viel Geld lässt kaum noch Zeit.“ Das Geld nimmt seine Maske herunter. Es ist eine Macht. Es ist ein strenger Herrscher. Wir denken, wir hätten Geld, aber allzu oft hat das Geld uns. Wir haben’s nicht in der Hand, sondern es hat uns im Griff. Es setzt unser Leben auf fest einzementierte Schienen. Es verspricht uns Sicherheit, aber dafür müssen wir uns ihm unterwerfen.

Aber später – später hat man doch ausgesorgt. Jetzt muss man reagieren, ja, auch sich antreiben lassen vom Geld, jetzt muss man in Kauf nehmen, dass das Geld Stress macht. Jetzt auf den festgelegten Schienen fahren, aber später, wenn genug Geld da ist, dann frei sein. Sicherheit und das gute Gefühl. Wäre es das nicht wert?
Aber was heißt denn „später“? Der reiche Mann hat sich für jetzt auf die festen Schienen setzen lassen, in der Hoffnung auf die Freiheit später, aber er musste plötzlich erfahren, dass es kein „Später“ gibt. Er war vielleicht klug – aber nicht weise. Er legte sich für die Gegenwart enge Grenzen auf – „ich werde meine Scheunen abreißen und größere bauen“, ich stecke jetzt meine ganze Zeit in dieses Projekt – er legte sich diese engen Grenzen auf, als ob er unbegrenzt Lebenszeit hätte. In Wahrheit war es umgekehrt. Seine Lebenszeit war begrenzt, aber in der Gegenwart hätte er schon in Freiheit leben sollen und nicht abgekapselt vom Leben. Das war der große Irrtum: Er dachte, Reichtum würde ihn einmal frei machen, aber in Wahrheit war arm. Lebensarm. Deshalb sagt Jesus: „Nehmt euch in Acht! Begehrt nicht das, was ihr nicht habt. Denn auch dem, der im Überfluss lebt, wächst sein Leben nicht aus dem Besitz zu.“

Jesus sagt das dem Mann, der sein Erbe bekommen will. Dem Mann, der ja im Recht war und nur allzu verständlich die Altersvorsorge sichern wollte. Auch für so einen verantwortlich rechnenden Menschen gilt: „Begehrt nicht das, was ihr nicht habt. Denn auch dem, der im Überfluss lebt, wächst sein Leben nicht aus dem Besitz zu.“ Auch dieser Mann soll nicht einfach klug sein. Sondern weise. Nicht klug: Geld jetzt, Leben später. Sondern weise: Leben jetzt!
Was erwartet Jesus also von ihm? Und von uns?

3. Jesus stellt uns vor eine Entscheidung.
Jesus sagt dem Mann nicht, was er tun soll. Er zeigt ihm nur die Möglichkeiten auf. Er sagt: Wenn – dann. Wenn du aus deinem Besitz heraus dein Leben erwartest, dann wirst du es verpassen. Wenn du dein Leben auf dein gutes Recht gründest, dann wirst du vielleicht dein Recht bekommen. Aber nicht das Leben. Genauso urteilt er auch über den reichen Gutsbesitzer. Jesus sagt nicht: Ihr dürft nicht so leben wie der. Jesus sagt bloß: Wenn man so lebt wie der – dann ist man arm vor Gott. Aussuchen müssen wir es uns selbst, was wir wollen. Jesus drängt uns nicht zu der einen oder der anderen Seite. Er zeigt nur auf die Tatsachen und auf die Folgen. Auch zu anderer Gelegenheit hat er ja nicht gesagt: „Unterwerft euch bloß nicht dem Mammon, der Macht des Geldes, bitte tut das nicht!“ Er hat bloß die Tatsachen aufgezeigt: Niemand kann zwei Herren gleichzeitig dienen. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon. Es geht einfach nicht – das ist die Tatsache.

So ist es auch heute. Jesus drängt uns nicht zu einem bestimmten Leben. Er sagt nur was geht und was nicht – und lässt uns dann wählen. Wir können nicht Hingabe an Gott kombinieren mit einem geldbestimmten Leben. Das geht nicht. Wo Geld die letzte Instanz ist, sind wir eben nicht an Gott hingegeben. Wir können auch nicht ein erfülltes Leben finden, wenn wir zugleich arm vor Gott sind. Wir können aber dies: alles von Gott erwarten – von Gott, der dem reichen Gutsbesitzer eine gute Ernte in den Schoß fallen ließ; alles von Gott erwarten, der unser Ratgeber sein will anstatt dass wir Selbstgespräche führen. Wir können wohl alles von Gott erwarten, der ja selber will, dass wir aufatmen und essen und trinken und fröhlich sind. Ja, wenn Gott es uns sagt, was der reiche Mann zu sich selber sagt: „Genieße das Leben. Iss, trink und sei fröhlich!“ – wenn wir es von Gott hören und empfangen, dann gewinnen wir das echte Leben. Der tiefe Reichtum, den Gott uns gibt, der reicht dann weit über unsere Lebenszeit hinaus.
Jesus lässt uns wählen. Wir müssen nur den Tatsachen ins Auge sehen. Wir müssen uns entscheiden, entweder klug zu sein oder weise. Wir haben die Wahl.
„So geht es dem, der für sich Reichtümer aufhäuft und nicht reich ist vor Gott.“ Das war Jesu Schlusswort. Wie werden wir denn reich vor Gott?

4. Wie werde ich reich vor Gott?
Arm vor Gott ist ein Leben, das in sich verkapselt ist. Das keinen Blick für den hat, von dem der Segen kommt. Reich vor Gott also ist mein Leben, wenn ich dankbar bin: wenn ich das Gute, das ich erfahre, immer zurückführe auf den Guten, der mich beschenkt. Wenn ich von der Sache durchblicke in die Beziehung.
Reich vor Gott ist mein Leben, wenn ich danke. Je öfter ich Dankgebete zu Gott schicke, desto aufrechter werde ich. Ohne Gott bin ich verkrümmt in mich selbst. Der dankbare Blick zu Gott aber richtet mich auf, stärkt mein Rückgrat, macht mich stark. Jedes Dankgebet ist also ein Kraftzentrum. Jedes Dankgebet zeigt mir, wer mich in Wahrheit regiert: Gott und keine andere Macht neben ihm. Danken macht mich also frei. So lebe ich demütig und zugleich reich vor Gott.

Und noch einen anderen Weg gibt es, reich vor Gott zu werden. Er ist genauso wichtig. Wenn ich meinen irdischen Wohlstand richtig investiere, werde ich reich vor Gott. Und wohinein soll ich meinen Wohlstand investieren? Dorthin, wo Gott mein Geld vervielfacht. Gott tut das bei den Armen. Er vervielfacht mein Geld, wenn ich es spende, denn er macht daraus Nahrung, Medizin, Gesundheit, Hoffnung, Dankbarkeit, Zukunft, Lebenszeit, Lebensmut. Welche Bank könnte denn sonst eine solch reiche Rendite versprechen? Der Kirchenlehrer Bischof Augustinus hat über den reichen Gutsbesitzer gesagt: „Er hat nicht gemerkt, dass die Bäuche der Armen ein viel sichereres Depot wären als seine Scheunen.“
Ich werde reich vor Gott, wenn ich mein Geld in diesem sicheren Depot anlege: bei den Armen. Deren Leben und vielleicht deren Dank zu Gott sind eine unvergleichliche Rendite.
Ich müsste dazu natürlich von meinem Geld was weggeben. Ich kann es eigentlich komplett selber gut gebrauchen. Weggeben ist immer ein Einschnitt. Aber erst wenn ich von meinem Geld was weggebe, merke ich wirklich, ob ich mein Geld habe oder ob mein Geld mich im Griff hat. Erst wenn ich es schaffe, abzugeben, merke ich, ob ich arm vor Gott bin oder reich. Erst wenn ich mich traue, Geld zu verschenken, merke ich, ob ich nur klug bin – oder weise.

Kann ich das schaffen? Nicht wenn ich es mir nur selbst überlege. Nie im Selbstgespräch. Nur im Zwiegespräch mit Gott.
Amen.