Sonntag, 9. Januar 2011

Predigt: „Warum Jesus Besseres zu tun hat als unsere Probleme zu lösen“

Predigt über Joh 6,1-21
Liebe Gemeinde,
meist besteht unser Leben nicht aus großen Katastrophen. Zum Glück! Die großen Notlagen gibt es zwar auch. In der Jahresschlussandacht haben einige hier berichtet von Schwierigkeiten aus dem letzten Jahr. Da war Gottes Hilfe nicht schon die ganze Zeit zu sehen, sondern oft erst ganz zum Schluss.
Aber unser Alltag ist meist nicht voller Stürme und Gewitter. Und trotzdem kann er mühsam sein. Viele Dinge laufen eintönig vor sich hin, so dass wir uns fragen: Kann ich eigentlich noch Gott entdecken? Wir haben dann keine riesigen Hürden zu nehmen, aber es scheint doch ein wenig Sand im Getriebe zu sein, ein bisschen nur, aber genug, um all unsere Kraft auf sich zu ziehen. „Ich wollte doch schon längst den Brief geschrieben haben. Eigentlich hätte ich doch mehr auf meine Ernährung achten wollen.“ Aber das ist schnell untergegangen in täglichen Einerlei. Ja, jetzt würden wir gern erleben, dass Jesus eingreift, aber ist er wirklich da? Oder schaut er aus der Ferne bloß zu?

Den meisten von uns ist eine Verheißung Gottes sehr vertraut, und sie ist ein wichtiger Trost – nämlich diese Verheißung: „Ich habe einen Plan für dein Leben.“ Wie gut! Nichts ist dann also Zufall. Bloß – was ist es denn für ein Plan, wenn Unglücke zugelassen werden, wenn die Krankenkasse auf einmal nicht zahlen will, Medikamente plötzlich das Falsche bewirken, wenn ein Streit ausbricht, in den wir verwickelt werden, oder auch bloß wenn wir uns im Dickicht des Alltags verlieren und so zu leben scheinen wie Menschen ohne Gott auch? Wo ist dann Gottes Plan für unser Leben?

Mir hat vor längerer Zeit der Bericht über Jesus zu denken gegeben, wie er Tausende von Menschen mit Essen versorgt. Ich habe mich gefragt, welche Absicht Jesus damals gehabt hatte, als er das tat. Ich habe diesen Bericht gelesen, und zwar nach dem Berichterstatter Johannes. Er erzählt uns das Geschehen etwas anders als die anderen Evangelien, und gerade im Bericht von Johannes habe ich Neuigkeiten entdeckt. Leuchtsätze, die aufscheinen und sich mir einprägen. Ich möchte diesen Bericht mit euch lesen, zusammen mit der nachfolgenden Erzählung.

1 Danach ging Jesus fort zum jenseitigen (Ufer) des Sees von Galiläa oder Tiberias. 2 Ihm folgte dabei eine große Menschenmenge, denn sie sahen die Zeichen, die er an den Kranken tat. 3 Jesus aber ging hinauf auf den Berg und setzte sich dort mit seinen Schülern. 4 Das Passa stand bevor, das Fest der Juden.
5 Wie Jesus nun aufblickt und sieht, dass eine große Menschenmenge zu ihm kommt, spricht er Philippus an: Woher sollen wir Brote kaufen, damit die hier essen können? 6 Das sagte er aber (nur), um ihn auf die Probe zu stellen; er selbst nämlich wusste, was er zu tun vorhatte. 7 Philippus antwortete ihm: Brote für zweihundert Denare (Tageslöhne) reichen nicht aus, dass jeder von ihnen auch nur ein bisschen bekäme. 8 Einer seiner Schüler, Andreas, der Bruder von Simon Petrus, sagte ihm: 9 Ein kleines Kind ist hier, das fünf Gerstenbrote und zwei Bratfische hat – aber was ist das für so viele? 10 Jesus sagte: Bringt die Menschen dazu, sich zum Mahl zu lagern. Es war nämlich viel Gras dort. Da lagerten sie sich zum Mahl: ungefähr fünftausend Männer. 11 Nun nahm Jesus die Brote und gab sie nach einem Dankgebet denen, die da saßen, ebenso auch von den Bratfischen, soviel sie wollten. 12 Als sie sich dann sattgegessen hatten, sagt er zu seinen Schülern: Sammelt die überschüssigen Brocken auf, damit nichts schlecht wird. 13 Da sammelten sie auf und füllten zwölf Körbe mit Brocken von den fünf Gerstenbroten: das, was denen zu viel war, die gegessen hatten. 14 Als nun die Menschen sahen, was er als Zeichen getan hatte, sagten sie: Der ist wirklich der Prophet, der in die Welt kommt. 15 Da Jesus nun merkte, dass sie im Begriff waren, zu kommen und ihn zu packen, um ihn zum König zu machen, wich er wieder auf den Berg zurück: er allein.

16 Als es aber Abend geworden war, gingen seine Schüler hinunter zum See, 17 bestiegen ein Schiff und überquerten den See nach Kafarnaum. Schon war es dunkel geworden und Jesus war noch nicht zu ihnen gekommen, 18 zudem war der See durch das Wehen eines starken Windes in Bewegung. 19 Sie haben nun fünfundzwanzig bis dreißig Stadien (um die fünf Kilometer) gerudert, da sehen sie, wie Jesus auf dem See umhergeht und nahe ans Schiff gekommen ist, und sie bekamen Angst. 20 Er aber sagt zu ihnen: Ich bin’s; habt keine Angst. 21 Da wollten sie ihn ins Schiff nehmen, und sofort war das Schiff am Land, zu dem sie aufgebrochen waren. (Joh 6)

Tausende von Menschen werden plötzlich satt. Das war das eine. Und dann: Zwölf Rabbinerschüler begegnen ihrem Lehrer auf dem Wasser und werden plötzlich mitsamt dem Boot ans Ufer versetzt. Zwei Wunderberichte, verschiedenartig und doch gehören sie zusammen. Beide erzählen letztlich dasselbe.

Fangen wir mit dem zweiten Bericht an. Hier hören wir einen Leuchtsatz, der genauso auch auf viele Tage unseres Lebens passt. Die Schüler von Jesus rudern über den See – und dann: „Schon war es dunkel geworden und Jesus war noch nicht zu ihnen gekommen.“ Jesus war noch nicht zu ihnen gekommen. Sie waren auf sich gestellt. Die Bibel sagt uns klar: solche Zeiten gibt es! Die Bibel benennt frei heraus, dass Jesus nicht immer gleich da ist. Gottes Wort beschreibt, was immer wieder auch möglich ist bei uns: „Jesus war noch nicht zu ihnen gekommen.“ Dieser Leuchtsatz hilft uns, unser Leben in Gottes Licht zu sehen. Es ist normal, dass Jesus manchmal fern ist. Es ist kein Betriebsunfall und kein Versagen von uns Schülern von Jesus, dass er außerhalb unseres Blickfeldes ist. Er selbst, Jesus, war ja bewusst weggegangen. Nicht wir sind dann gescheitert, hätten etwa besser beten oder kräftiger glauben müssen. Sondern es war sein Entschluss. Also rudern wir durch die Nacht, es ist mühsam, es gibt einige Wellen, und Jesus ist noch nicht zu uns gekommen.
Was ist das dann für eine Lebensphase? Wie sieht dann unser Alltag aus? Droht ein Unglück? Sind wir am Rande des Untergangs? Nein. Sondern es ist einfach anstrengend, nicht mehr und nicht weniger. Hier müssen wir jetzt die Ohren besonders spitzen. Hier kann uns unsere Bibelkenntnis auf eine falsche Spur locken. Es wird uns hier, im Bericht von Johannes, kein Sturm auf dem See berichtet. Es schwappen keine Wellen ins Boot. Die Elemente sind nicht entfesselt. Keiner schreit: „Hilf, Herr, wir gehen unter!“ Da geht keiner unter. Sondern es ist einfach ein starker Wind und ein gewisser Wellengang. Damit musste jeder rechnen, der über den See von Galiläa fahren wollte. Es ist nicht schön, aber auch keine Katastrophe. Es ist einfach bloß anstrengend. So berichtet Johannes es uns, und wir wollen uns heute einmal seinem Bericht anvertrauen.

Ganz genau so verhält es sich auch in der Geschichte zuvor, bei den vielen tausend Menschen am Fuße des Berges. Sie haben Jesus aufgesucht, sie wollten etwas von ihm hören. Aber hier, bei Johannes, sind diese Menschen nicht besonders erschöpft und auch nicht ausgehungert. Es ist nicht schon Abend geworden, so dass keiner wüsste, was er essen und wo er schlafen sollte. Sondern es sind einfach viele beieinander, und Jesus ist es dann, der von sich aus die Frage nach dem Essen stellt. Auch hier also: Blenden wir bitte nicht gleich die anderen Berichterstatter ein, Mattäus, Markus und Lukas, sondern vertrauen wir uns dem Bericht von Johannes an! Dem zufolge gab es keinen besonderen Versorgungsengpass, so wie auch auf dem See kein Schiffbruch drohte.

Erneut spiegelt sich also unser Alltag in diesen Berichten. Unser Alltag besteht ja eben meist nicht aus Unglücken, sondern aus der normalen Mühsal. Wir müssen Widerstände überwinden. Wir werden das irgendwie auch meistern, aber es kostet Kraft. Fünf Meter vorwärts, drei wieder zurück. Wir haben noch einen langen Rückweg vor uns. Wir werden nicht so schnell zu Hause sein. Wir werden den Weg wohl schaffen, aber es verrinnt dabei einfach die Zeit. Und als Nachfolgerinnen und Nachfolger Jesu fragen wir uns: Ist das schon das Leben, das Gott versprach? Haben wir auch nur den Hauch einer Ahnung von Jesu Kraft und seinen Möglichkeiten? Ist unser Alltag nicht meilenweit entfernt von Jesus mit seiner Hoheit? Und, übrigens, hatte Gott denn nicht einen Plan für unser Leben? Müsste der nicht wenigstens ein bisschen anders aussehen als der Alltagskram?

Hier nun hören wir einen weiteren Leuchtsatz aus unseren Berichten. Über Jesus ist der gesagt. Jesus sieht, welch große Menschenmenge zu ihm kommt. Er fragt zunächst, woher genug Brote für sie kommen könnten. Diese Frage aber, so hören wir vom Berichterstatter Johannes, war nur ein Test für Philippus. „Er selbst nämlich (Jesus) wusste, was er zu tun vorhatte.“ Das ist jetzt der Leuchtsatz: „Er selbst wusste, was er zu tun vorhatte.“ Da haben wir ihn also, den Plan von Jesus. Es gibt ihn doch. In all unseren mühsamen Aufgaben regiert nicht der Zufall, auch nicht die Resignation, sondern Jesus hat schon seine Absichten, hat seinen Plan und führt ihn durch. „Er selbst wusste, was er zu tun vorhatte.“ Allerdings: Es ist nicht Gottes Plan für unser Leben. Nicht der Plan also, den wir uns so oft wünschen. Es ist Jesu Plan für sein Leben, es ist Jesu Plan für Gottes Herrschaft. Nicht der Plan, der unsere Probleme löst, sondern ein viel größerer Plan. Unseren Leuchtsatz müssen wir so betonen: „Jesus wusste, was er zu tun vorhatte.“
Was hat er denn vor? Welchen Plan hat er sich vorgenommen? Jesus hat vor, sich zu zeigen. Sich selbst in ganzer Größe und ganzer Hoheit herauszustellen. Es geht gar nicht um die Menschen und etwa ihren Hunger. Sie hatten ja noch gar keinen Hunger – sagt Johannes uns. Es war ja noch gar kein Abend geworden, es wäre also für jeden Zeit geblieben, sich selbst zu versorgen. Nein, Jesus behebt keine Notlage, sondern er selbst fragt nach Broten, weil er sich herausstellen möchte. Als den, der ein Wunder tut. Als den, der das Brot ist, das Brot des Lebens. Jesus arrangiert geradezu dieses Wunder mit den Broten. Es war nicht eigentlich nötig, es lag nicht in der Luft, dass etwas passieren musste. Jesus fädelt es ein. Das ist sein Plan. Warum? Weil er sich zeigen möchte. Weil er herausstellen möchte, was Leben eigentlich ist: nicht bloß satt werden, sondern echtes, tiefes Leben haben, Leben, das man täglich von Gott entgegennimmt, ewiges Leben. Deshalb verteilt Jesus Brote – um zu zeigen, dass er das Brot des Lebens ist. Jesus lenkt alle Aufmerksamkeit auf ein einziges Zentrum: auf sich selbst.
Das ist sein Plan. Das hat Jesus vor zu tun. Also ist es nicht seine erste Absicht, unsere Probleme zu lösen. Sein Plan ist viel größer als unsere Probleme. Sein Plan heißt nicht: leichteres Leben, sondern: echtes Leben, ewiges Leben, das ja hier und jetzt in ihm, in Jesus, beginnt. Auch in dem anderen Bericht über die zwölf Schüler im Boot, die sich abmühen müssen, kommt er nicht, um ihnen zu helfen. Sondern um sich ihnen zu zeigen. Er macht sich fremd, kommt ihnen in erschreckender Gestalt entgegen, gerade um ihnen zu sagen: Meine Pläne gehen nicht in eurem Leben auf. Ich umgreife eurer Leben weit. Ich bin anders und größer und habe Größeres vor. Baut mich nicht zu schnell in euer Leben ein. Dann wäre ich ja nichts anderes als ein Bestandteil eures Lebens, eines neben anderen. Baut mich nicht in euer Leben ein, lasst euch lieber einbeziehen in mein Leben. Fragt nicht, was Gottes Plan für euer Leben ist. Fragt lieber, welchen Platz euer Leben in Gottes Plan für seine Herrschaft hat.

Das war nämlich damals die Absicht der Menschen: Sie wollten ihn in ihr Leben einbeziehen. Aber bloß damit er ihre Probleme löst. Als er alle satt gemacht hatte, und zwar überreichlich, da merkten sie: der kommt von Gott. „Das ist der Prophet!“ Der Prophet – auf den haben Glaubende gewartet. Das ist eine uralte Ankündigung in der Heiligen Schrift. Jetzt sehen sie Jesus: „Das ist der Prophet!“ Gut erkannt! Doch dann wollten sie diesen Propheten zum König machen. Weil er Brot verschaffen konnte. Wieder hören wir einen Leuchtsatz in unserem Bericht: „Da Jesus nun merkte, dass sie im Begriff waren, zu kommen und ihn zu packen, um ihn zum König zu machen, wich er wieder auf den Berg zurück.“ Die Worte, die hier leuchten, sind: „kommen und packen“. Das wollten sie mit Jesus, ihn packen, ergreifen, benutzen und als Problemlöser verwenden. Ihn in ihre Pläne hineinziehen. Jesus macht das nicht mit. Er entzieht sich. Und weil er offenbar auch seine zwölf Schüler in der Gefahr sah, ihn misszuverstehen, ihn vielleicht jetzt als glanzvollen König zu benutzen, deshalb kommt er ihnen übers Wasser so entgegen, dass sie Angst kriegen. Das muss so sein, damit sie begreifen: Auch wir können ihn nicht packen. Sie wollen ihn dann doch ins Boot nehmen. Zwar nicht „ergreifen“, aber immerhin doch „nehmen“, und das wäre ja eine schöne Sache, Jesus mit im Boot zu haben, bei all der Mühsal und dem Rudern gegen den Wind. Aber auch das macht Jesus nicht mit. Boot mit Schülern und Jesus daneben sind sofort ans Ufer versetzt, ohne dass Jesus eingestiegen ist. Nein, auch von seinen Schülern lässt Jesus sich nicht „nehmen“. Nicht sie können ihn in seine Pläne hineinziehen. Nur umgekehrt: Er zieht sie in seine Pläne hinein. Gott hat einen Plan für ihr Leben? Wirklich? Gott hat einen Plan für seine Herrschaft, und ihr Leben hat einen Platz in seinem Plan.

Manchmal enttäuscht uns Jesus also. Er tut das dann aus einer bestimmten Absicht: weil er alle Aufmerksamkeit auf sich lenken möchte. „Ich bin's“, sagt er – und benutzt damit dieses biblische Signalwort, das nur Gott von sich sagt: „Ich bin.“ Jesus spricht also göttlich von sich. Und wenn wir dann auf Jesus ausgerichtet und konzentriert sind, und sei es bloß, dass wir ihn fragen: Jesus, was hast du eigentlich vor? Wo bleibst du denn so lange? – auch wenn wir nur so, mit solchen Fragen, auf Jesus konzentriert sind, ist das besser, als wenn wir auf unsere Probleme konzentriert sind. Um uns auf sich zu lenken, deshalb enttäuscht Jesus uns manchmal.

Und das gilt, wie wir schon gemerkt haben, nicht nur für die Menschenmassen, sondern auch für die engen Schüler Jesu, auch für uns als Nachfolgerinnen und Nachfolger. Wir freuen uns, wenn Jesus uns beteiligt und uns einbezieht. Wenn er unserem Leben einen Sinn gibt dadurch, dass wir etwas für ihn oder mit ihm tun dürfen. Es ist eine Auszeichnung, wenn hier einige für Gott Musik machen. Oder im Kindergottesdienst Verantwortung tragen. Oder in der Woche andere besuchen. Wenn einer dem anderen zuhört. Wenn Menschen Gebetsarbeit verrichten – für Gottes Reich. So macht es Jesus auch häufig: uns beteiligen, uns der Mitarbeit würdigen und so unserem Leben einen Sinn geben. Bloß: Auch dies fehlt im Bericht des Johannes. Noch einmal müssen wir die Ohren spitzen und genau darauf achten, wie Johannes uns die Sache mit den Broten und den Fischen erzählt! Wieder erzählt er es anders als die anderen Evangelienschreiber. Johannes sagt nichts davon, dass Jesus seine Jünger einbezieht. Der Auftrag: „Gebt ihr ihnen zu essen“ fehlt in dieser Schilderung. Hier – und wir wollen uns ja heute dem Berichterstatter Johannes anvertrauen – hier ist Jesus allein es, der das Brot nimmt, Gott dankt und es dann an die Tausenden verteilt. Jesus allein tut es. Die Schüler können allenfalls hinterher die Krümel aufsammeln, und schon damit haben sie genug zu tun. Immer wieder stoßen wir auf das eine: Jesus steht im Mittelpunkt. Er stellt sich heraus. Deshalb ist er es, von dem wir alles erwarten können. Er ist das Brot des Lebens, und wir eng vertrauten Nachfolger sind genauso darauf angewiesen, es aus seiner Hand zu empfangen wie alle anderen aus der weiteren Menschenmenge. Wir brauchen Jesus. Wir haben ihn nötig als das Brot des Lebens.

Diese beiden Berichte, auf die wir gehört haben, zielen also auf dies: Jesus hat Besseres zu tun als unsere Probleme zu lösen. Das Bessere, das er zu tun hat, ist: uns sich selbst zu zeigen. Sich herauszustellen. Damit unser Leben nicht nur eines ist, das weniger Probleme hat. Sondern damit unser Leben eines ist, das eine Mitte hat: jemanden, dem wir uns anvertrauen und den wir anbeten und auf den wir uns verlassen. Solch ein Leben ist das ewige Leben, und solch ein Leben bekommen wir durch ihn, das Brot des Lebens: nicht eines mit weniger Problemen. Sondern ein Leben, das eine Mitte hat: Jesus. Jesus allein.

Und unsere Probleme? Kümmern sie Jesus gar nicht?

Nun, was war mit den Alltagsbedürfnissen der Menschen in unseren Berichten? Die Fünftausend wurden ja doch satt, und zwar nicht nur so eben knapp, sondern sie wurden fürstlich bewirtet. Jeder konnte nehmen, „so viel er wollte“, betont der Bericht. Und so überreichlich viel blieb übrig. Wenn Jesus sich in den Mittelpunkt stellt, gehen die Menschen nicht leer aus. Wenn Jesus unsere Aufmerksamkeit auf sich zieht und unsere Anbetung, werden wir nicht dabei billig abgespeist, sondern es geht reich und fürstlich zu. Genauso war es auch mit den zwölf Schülern im Boot. Sie hatten die Mühsal der Reise durchzustehen, es war anstrengend zu rudern, und Jesus war nicht deshalb zu ihnen gekommen, um es ihnen leichter zu machen. Aber als er gekommen war und alle Aufmerksamkeit und Ehrfurcht auf sich konzentriert hatte – da waren die Schüler dann plötzlich doch am Ziel. Eine mühsame Wegstrecke war einfach übersprungen. Auch das kann vorkommen. Sie gingen nicht leer aus, sie waren nicht die Geprellten, als Jesus sich bei ihnen herausstellte. Jesus hat Besseres zu tun als unsere Probleme zu lösen. Aber wenn er dieses Bessere tut – sich selbst zeigt –, dann ist unseren Problemen auch oft geholfen. Wenn unser Leben eine Mitte bekommen hat, Jesus eben, dann sind unsere Probleme auch an ihren passenden Ort gewandert, und sie sind eben nicht mehr in der Mitte. Und manchmal sind sie wunderbar gelöst.

Liebe Gemeinde, wir sind einen Weg in dieser Predigt miteinander gegangen. Wir haben zwei biblische Berichte gehört, die aber anders erzählt wurden als wir es kennen; wir haben uns diesen Berichten anvertraut. Wir konnten entdecken: Jesus steht noch viel mehr im Zentrum, als es bei den bekannten Erzählungen schon war. Wir haben versucht, Jesu Absicht zu entdecken: Er will sich nicht benutzen lassen. Er will lieber uns in seine Pläne hineinziehen. Er stößt uns immer wieder darauf, dass wir ihn brauchen. Er entlockt uns Vertrauen und Anbetung. So gibt er unserem Leben eine Mitte. Damit ist dann auch, nebenher, für die Probleme gesorgt, denn sie können nicht mehr in der Mitte stehen. Jesus hat Besseres zu tun als unsere Probleme zu lösen, aber wenn er dieses Bessere tut, lösen wir uns von manchen Problemen. Ich wünschte, diese Predigt hätte uns begierig gemacht nach dem Besseren. Nach Jesus – Jesus allein.

Gleich feiern wir miteinander das Abendmahl. Das sind Minuten, wo jeder von uns Zeit für sich und für Jesus hat, für das Brot des Lebens. Nutzen wir doch diese Zeit, um ihn zu bitten: „Jesus, zeige dich mir, stelle du dich in meinem Leben heraus.“ Beten wir und sprechen wir Jesus das Vertrauen aus: „Ich verlasse mich neu auf dich!“ Und wir können uns auch im Gebet von dem ein oder anderen Problem lösen und es ihm geben.
Er steht im Mittelpunkt. Lasst uns hungrig werden zuallererst nach ihm, dem Brot des Lebens!

Amen.