Predigt über 1Kor 11,(17-)23-29: „Das Abendmahl spricht die Sprache der Liebe“
Liebe Gemeinde,
vorhin im Gottesdienst haben wir schon gehört, wie sehr Kinder und Teenies diese Sprüche mögen: „Ohne dich ist alles doof.“ ... Oder „Ich denk an dich.“ Es sind ja aber keineswegs nur Kinder, denen solche Sätze etwas bedeuten, es ist keine Kinderei. Ich habe es auch bei Schlagertiteln gefunden, und Schlager hören ja nun meist Erwachsene. Rex Gildo: „Denk an mich in der Ferne!“ Oder Roy Black: „Ich denk an dich.“ Auch die Popgruppe Pur, wohl eher keine Schlager-Kapelle, hat ein Lied, das so heißt: „Ich denk an dich“.
Was ist das für ein Satz: „Ich denke an dich“ -? Wann sagt man so etwas? Wer so redet, will ja in dem Moment nicht einfach Informationen über den anderen abrufen: Ich suche grad deine Adresse heraus, ich versuche mich zu erinnern, also denke ich an dich. Es ist ja kein Informations-Satz. Sondern es ist die Sprache der Liebe. Liebende sagen sich so was am Telefon, wenn sie z. B. voneinander entfernt sind. Dieses Versprechen schlägt eine Verbindung. Wenn ich meiner Frau am Telefon das sage, dann weiß ich: Mein Herz ist ihr nahe, auch über die Entfernung, und zwar nicht nur in dem Moment, wo ich das sage, sondern auch noch später. Das Versprechen „Ich denk an dich“ wirkt nach. Und es wirkt nicht nur bei mir, sonder auch bei ihr. Auch ihr Herz ist meinem dann nahe. Wer es sagt und wer es hört, wird berührt. Die Liebe bekommt neue Funken. „Ich denke an dich“ – das ist die Sprache der Liebe.
Wir Christen sprechen diese Sprache regelmäßig. Wir sagen es oft auch ohne Worte: Ich denke an dich. Wir sagen es zu unserem Herrn Jesus. Denn jedes Mal, wenn wir Abendmahl feiern, passiert das „zu seinem Gedächtnis“ – also: indem wir an ihn denken. So schreibt es Paulus an die Korinther im 11. Kapitel:
23 Ich habe vom Herrn empfangen, was ich euch dann überliefert habe: Jesus, der Herr, nahm in der Nacht, in der er ausgeliefert wurde, Brot, 24 sprach das Dankgebet, brach das Brot und sagte: Das ist mein Leib für euch. Tut dies zu meinem Gedächtnis! 25 Ebenso nahm er nach dem Mahl den Kelch und sprach: Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut. Tut dies, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis! 26 Denn sooft ihr von diesem Brot esst und aus dem Kelch trinkt, verkündet ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.
27 Wer also unwürdig von dem Brot isst und aus dem Kelch des Herrn trinkt, macht sich schuldig am Leib und am Blut des Herrn. 28 Jeder soll sich selbst prüfen; erst dann soll er von dem Brot essen und aus dem Kelch trinken. 29 Denn wer davon isst und trinkt, ohne zu bedenken, dass es der Leib des Herrn ist, der zieht sich das Gericht zu, indem er isst und trinkt. 1Kor 11
Seit Jesus das erste Mal mit seinen Schülern dieses so Festmahl feierte, seitdem feiern Christen immer wieder so ein Festmahl mit Jesus und für Jesus. In der Gemeinde von Korinth war das ebenso. Paulus schreibt an diese Gemeinde und beschreibt dabei noch einmal, was alles passiert bei diesem Festmahl. Es ist ein reichhaltiges Geschehen. Vielerlei liegt in der Luft, vieles passiert gleichzeitig. Ich greife einiges davon heraus.
1. Wir denken in Liebe an Jesus.
„Tut dies zu meinem Gedächtnis!“ So hat Jesus es sich gewünscht. Wenn wir miteinander feiern, denken wir an Jesus. Und zwar in Liebe. „Jesus, ich feiere jetzt dich und denke an dich“ – das ist auch beim Abendmahl kein Satz, der nackte Informationen abruft. An Jesus denken, das bedeutet ja nicht: Wir erinnern uns, da gab es doch diesen Text, der uns beschrieben hat, was Jesus damals getan hat. Wie man sich an Lernstoff aus dem Geschichtsunterricht erinnert – Schlacht bei Marathon 490 v. Chr. – so würden wir uns auch an ein anderes geschichtliches Ereignis erinnern. Nein, so ist es ja nicht. Sondern wir denken an Jesus und an das, was er für uns tat, in Liebe. „Ich denke an dich“, dieser Satz knüpft Verbindung. Diejenigen, die das zueinander sagen, kommen sich nahe. Das geht weit über das Gehirn, das Gedächtnis hinaus, das geht durchs Herz, durch die Seele und zuletzt bis ins Gefühl.
Und so funkt die Liebe zwischen uns und Jesus neu auf. Die Flamme bekommt neue Nahrung. Wir kommen Jesus im Moment des Abendmahls näher. Er wird uns gegenwärtig, er ist dann einfach da: wieder nicht nur in unseren Gedanken da, sondern in unseren Herzen und in unserer Mitte. „Tut das zu meinem Gedächtnis“ – oder „denkt dabei an mich“: Dieses Wort von Jesus ist in der Übersetzung „Gute Nachricht Bibel“ so ausgedrückt: „Tut das immer wieder, damit unter euch gegenwärtig ist, was ich für euch getan habe!“ – „Damit unter euch gegenwärtig ist“: das ist dasselbe wie „zu meinem Gedächtnis“, „indem ihr an mich denkt“. Wenn wir an ihn denken, wird er gegenwärtig. Warum? Weil es eine Angelegenheit der Liebe ist.
Das Abendmahl spricht die Sprache der Liebe. Wie feiern wir es also? Am besten erwartungsvoll. Gelassen. Auch heiter – eichte Liebe ist keine beklemmende Sache. Unter liebenden Menschen wäre das ein verkrampftes Rendezvous, wenn jeder peinlich darauf bedacht wäre, sich nicht zu versprechen, keine falsche Handbewegung zu machen, wenn man lieber gar nichts sagt als etwas Falsches ... so kommt doch keine Liebe auf. Die erste Frage bei unserer Abendmahlsfeier darf nicht sein: Wie mache ich alles richtig? Wie denke ich die richtigen Gedanken, wie unterdrücke ich jede Ablenkung durch banale Gedanken, wie vermeide ich die falschen Worte ... Die erste Frage ist: Wie bekomme ich jetzt Verbindung mit Jesus? Wie erfasse ich seine Liebe? Wie kann ich ihm meine Liebe ausdrücken?
Das Abendmahl spricht die Sprache der Liebe und deshalb dürfen wir gelassen und erwartungsvoll in die Begegnung mit Jesus gehen.
2. In der Abendmahlsfeier stellen wir uns zu Jesus.
Die Bibel drückt das so aus: „Denn sooft ihr von diesem Brot esst und aus dem Kelch trinkt, verkündet ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.“ Wir verkünden etwas über den Herrn, an den wir glauben, Jesus. Wir verkünden das nicht mit Worten, sondern indem wir dieses Jesus-Festmahl feiern.
Darin liegt zunächst eine Information: Es ist ein gestorbener Herr, dem wir vertrauen. Wir verlassen uns mit unserem ganzen Leben auf jemanden, der hingerichtet worden ist. Wir drücken also etwas aus, das charakteristisch für Jesus ist. Er ist kein unberührbarer Superheld, sondern sterblicher Mensch, verletzlicher und tödlich verletzter Mensch. Und auch darin ist er noch Gott.
Für jeden Nachbarn eines Christen aus Korinth war diese Information, diese Verkündigung eine Zumutung. Etwas Abscheuerregendes. Der römische Schriftsteller Cicero hatte gesagt: „Die bloße Bezeichnung ‚Kreuz‘ sei nicht nur von Leib und Leben der römischen Bürger verbannt, sondern auch von ihren Gedanken, Augen und Ohren. Denn alle diese Dinge sind eines römischen Bürgers und freien Mannes unwürdig." Kurz gesagt: Pfui! Zu so einem Gekreuzigten bekennen sich nun die Christen. Das verkündigen sie, das machen sie bekannt, indem sie das Abendmahl feiern.
Aber auch hier ist es nicht einfach eine Information. Die könnten wir auch auf Handzettel drucken oder von der Kanzel vorlesen. Indem wir „verkündigen“, an wen wir glauben, bekennen wir uns zu ihm. Jede und jeder, der das Abendmahl empfängt, bekennt sich dazu: So einer ist mein Herr, so einer, der am Kreuz hingerichtet wurde. Und zugleich bekennt sich jede und jeder dazu: Ich hatte das nötig. Für mich hat er es gemacht.
Ein Mensch bekennt sich zu einem anderen: Das ist in unserem Alltag wiederum eine Angelegenheit der Liebe. Nicht der Information. Wenn ein Mann seinen neunzigjährigen Vater im Rollstuhl durch den Park schiebt, der Vater ist dement, er wird in Abständen böse und beschimpft den Sohn, weil der Verstand schon längst erloschen ist, der Speichel rinnt ihm aus dem Mundwinkel – und der Sohn schiebt seinen Vater so durch die frische Luft und das Sonnenlicht im Park, dann bekennt sich der Sohn zu seinem Vater. Er zeigt: Der gehört zu mir, auch jetzt noch. Der ist mir nicht peinlich. Das ist ein Bekenntnis und es ist keine Information, sondern ein Ausdruck von Liebe.
Und wenn eine junge Frau einen neuen Freund hat, aber sie mag ihn ihren Eltern nicht vorstellen, weil er deren Erwartungen nicht entspricht, dann empfindet der Freund wohl: Die bekennt sich nicht zu mir. Und er kann an der Liebe zweifeln. Bekenntnis – Freundschaft – Liebe: das gehört zusammen.
„Sooft ihr von diesem Brot esst und aus dem Kelch trinkt, verkündet ihr den Tod des Herrn.“ Wir verkünden ihn, d.h. wir bekennen uns zu ihm. Gerade der Jesus ist unser Herr, dem wir vertrauen im Leben und im Sterben. Wir stellen uns zu ihm. Das wird Jesus achten als ein Zeichen der Liebe. Petrus hatte es im Feuerschein des Hofes der Hohenpriester nicht geschafft: Er hatte sich nicht bekannt. Das war ein Schnitt in die Liebe zu Jesus. „Dieser war auch mit dem Jesus von Nazareth“ – das zu bejahen, das wäre Liebe gewesen. Jesus hat sich später dennoch zu Petrus bekannt. Jesus hat ihm dieses Zeichen der Liebe gegeben. Und seitdem hat Petrus sich ebenfalls zu Jesus bekannt: „Der gehört zu mir. Zu dem gehöre ich.“ Genauso können wir uns zu Jesus stellen – z. B. indem wir das Abendmahl empfangen.
Deshalb kann es sinnvoll sein, es auch in der Form des Abendmahls auszudrücken: Ich bekenne mich zu ihm. Den liebe ich. Den habe ich nötig. Wenn wir nachher nach vorn gehen, um das Abendmahl zu empfangen, wenn es also nicht durch die Reihen geht, sondern wir uns sozusagen danach ausstrecken, uns aufmachen dorthin – dann ist das auch ein persönliches Bekenntnis. Und ein Zeichen der Liebe. „Der gehört zu mir. Zu dem gehöre ich.“ Ich stelle mich buchstäblich zu ihm. Das Abendmahl spricht die Sprache der Liebe.
3. Jesus sagt uns seine Liebe zu.
Die Zeichen der Liebe gehen nicht nur von uns zu Jesus. Sondern mehr noch umgekehrt. Er hat ja selbst klar gesagt, was er mit dem Abendmahl meint, was er damit ausdrücken will: „Das ist mein Leib für euch.“ – „Ich gebe mich für euch. Ich bin für euch.“ Erneut hören wir die Sprache der Liebe.
Für wen denn hat Jesus sich selbst gegeben? Für uns, für Menschen, die durchaus vergesslich sind. Menschen, die noch zu oft in der Gleichgültigkeit des Alltags ertrinken. Menschen, die gern mal Kompromisse schließen zu den eigenen Gunsten. Menschen, deren Treue nicht einmal ein Zehntel so groß ist wie die Treue von Jesus. Jesus wusste das ja. Er kennt uns doch. Und gerade so, gerade für uns, die wir so sind, hat er sich hingegeben. „Das ist mein Leib für euch.“ Für euch, so wie ihr seid.
Jesus bekennt sich also seinerseits zu uns. Bei Petrus hat er es ja auch getan, nachdem Petrus es nicht über sich gebracht hat, sich zu ihm zu bekennen. Jesus stellte sich dann zu ihm und stellt sich zu uns. Es ist ihm nicht peinlich, mit uns zusammen gesehen zu werden. Es ist ihm nicht peinlich, von so unvollkommenen und manchmal unbegreiflichen Menschen angebetet zu werden. „Für euch, so wir ihr seid, habe ich mich gegeben, und gerade euch gebe ich jetzt neu das Zeichen meiner Treue“ – das sagt Jesus uns, das sagt er dir in der Abendmahlsfeier.
Eigentlich wissen wir, dass er so ist. Eigentlich glauben wir es ihm auch. Aber in Wahrheit dringt es natürlich nicht immer in unsere Seele durch. Vor allem dann nicht, wenn wir uns selber kaum ertragen können, wenn wir uns selber verurteilen. Es ist dann im tiefsten Sinne des Wortes unglaublich, dass Jesus es noch gut meinen könnte mit uns.
Was wir dann brauchen, ist ein Zeichen. Um so ein Zeichen darf man durchaus beten – der 86. Psalm enthält exakt diese Bitte: „Tu ein Zeichen an mir, dass du’s gut mit mir meinst.“
Wer so etwas braucht, wer so betet, für den hat Jesus das Gebet erhört. Jawohl, er gibt ein Zeichen dafür, dass er dir gut ist: sein Festmahl. Deinen Platz an seinem Tisch. Dass auch du Brot und Kelch empfängst, das ist sein Zeichen dafür, dass er dir gut ist. Das ist seine Sprache der Liebe für dich.
Unsere Liebe zu Jesus und seine zu uns wird im Abendmahl gegenwärtig. Aber noch mehr. Allein solche zweiseitige Liebe ist zu wenig. Das Jesus-Festmahl am Tisch des Herrn verbindet uns ja auch untereinander.
4. Wir denken im Abendmahl zum andern hin.
Das wussten die Christen in Korinth nicht so richtig. Oder wenn sie es wussten, richteten sie sich nicht danach. Paulus muss einiges dazu sagen. Seine Briefzeilen zum Abendmahl fangen ziemlich negativ an – weil es in Korinth so negativ lief. Dies schreibt Paulus:
17 Wenn ich schon Anweisungen gebe: Das kann ich nicht loben, dass ihr nicht mehr zu eurem Nutzen, sondern zu eurem Schaden zusammenkommt. 18 Zunächst höre ich, dass es Spaltungen unter euch gibt, wenn ihr als Gemeinde zusammenkommt; zum Teil glaube ich das auch. 19 Denn es muss Parteiungen geben unter euch; nur so wird sichtbar, wer unter euch treu und zuverlässig ist. 20 Was ihr bei euren Zusammenkünften tut, ist keine Feier des Herrenmahls mehr; 21 denn jeder verzehrt sogleich seine eigenen Speisen, und dann hungert der eine, während der andere schon betrunken ist. 22 Könnt ihr denn nicht zu Hause essen und trinken? Oder verachtet ihr die Kirche Gottes? Wollt ihr jene demütigen, die nichts haben? Was soll ich dazu sagen? Soll ich euch etwa loben? In diesem Fall kann ich euch nicht loben. 1Kor 11
Was die Korinther da veranstalteten, verdiente den Namen „Abendmahl“ nicht! Warum nicht?
Nun, die Gemeinde bestand aus Reichen und Armen. Die Reichen mussten tagsüber wenig oder gar nicht arbeiten. Sie konnten schon früh zu den Gottesdiensten gehen – das waren damals immer Abendgottesdienste. Und die waren immer mit einem gemeinsamen Essen verbunden. Also wie unser Brunch – essen, um satt zu werden. Die Reichen hatten reichlich Zeit dafür. Danach ging abends der Gottesdienst los. Die Armen waren zumeist Sklaven. Die mussten lange arbeiten und kamen erst abends spät. Die Reichen hatten da das Büffet schon ziemlich leergegessen. Sie dachten: Ist ja nicht so schlimm – das echte Abendmahl, den Tisch des Herrn, das bekommen die Armen ja noch mit. Geistlich kommen sie nicht zu kurz. Aber was den Reichen egal war: dass die Armen geistlich versorgt wurden, doch mit knurrenden Mägen, während die Reichen z.T. schon angeheitert waren vom Wein.
Das ist kein Abendmahl! Das ist unwürdiges Feiern! Da essen und trinken die Reichen sich zum Gericht. Sie „bedenken nicht, dass es der Leib des Herrn ist“. Aufgepasst: „Wer nun unwürdig isst“ – das bedeutet nicht: Wer sich unwürdig fühlt. Wer unter seiner Schuld seufzt. Für Schuldbeladene ist das Abendmahl gerade da. Nein es geht nicht darum, dass jemand sich unwürdig fühlt. Die Reichen, Satten fühlten sich durchaus würdig und gerade sie waren es nicht. Es kommt auf ihre Haltung zu den anderen an. Auf die Haltung und das Verhalten.
Welche Haltung macht das Abendmahl zum Abendmahl? Welches Verhalten entspricht einem Jesus-Festmahl am Tisch des Herrn?
„Ich muss darauf achten, dass der andere satt wird.“ Wer so denkt, der feiert würdig. „Ich frage mich: Was braucht der andere?“ Diese Haltung macht das Abendmahl zum Abendmahl. Wer sich allein darum sorgt, ob er selbst eine gute Zeit hat, der feiert unwürdig. Der prüfe sich selbst.
Und dann? Nachdem man sich geprüft hat? Dann lieber kein Abendmahl feiern? Es könnte ja was falsch sein? Nein, dann gerade Abendmahl feiern – mit der erneuerten Haltung und dem erneuerten Verhalten. „Jeder soll sich selbst prüfen; dann soll er von dem Brot essen und aus dem Kelch trinken.“ Dann soll er essen und trinken. Paulus möchte nicht, dass viele reumütig neben dem Abendmahl stehen und sich nicht trauen mitzumachen. Paulus möchte vielmehr, dass viele, dass alle teilnehmen, weil alle ihre Haltung erneuert haben. Weil nun alle sich sagen: „Ich will darauf achten, dass der andere satt wird.“
Was macht in unseren Mahlfeiern den anderen satt? Eine Sättigungsmahlzeit haben wir nicht mehr im Gottesdienst. Kaffee und Kuchen gibt es nachher. Dennoch macht das Jesus-Festmahl am Tisch des Herrn die Seele satt. Was braucht also meine Mitschwester, mein Bruder im Glauben, um satt zu werden?
Einen Segen von mir. Ein gutes Wort manchmal. Oder einen freundlichen Blick. Er und sie braucht Wohlwollen: das Wohlwollen nämlich, dass er und sie Jesus feiern kann, ohne unter Beobachtung zu stehen, ob er es auch richtig macht. Wir brauchen gegenseitige Freiheit, damit jeder in seiner Seele satt werden kann. Freiheit. Und Mitfreude. Wenn ich den anderen spüren lasse: Ich freue mich mit dir, dass du deinen Herrn liebst und ihm gerade begegnest – das ist Wohlwollen.
„Ich muss darauf achten, dass der andere satt wird.“ Das macht eine würdige Feier. Ist unser Feiern auf diese Weise würdig? Nun, wer kann das beurteilen? Niemand. Beurteilen kann jeder von uns nur sich selbst. „Ein jeder prüfe sich selbst“ – nicht den anderen.
Das Abendmahl spricht die Sprache der Liebe. Auch der Liebe untereinander. Lassen wir diese Sprache zu Wort kommen! Geben wir uns diese Liebe! Die Freiheit. Das Wohlwollen. Die Mitfreude. Den Raum, dass jeder auch auf seine Weise heiter Liebe zu seinem Herrn Jesus ausdrücken kann.
Wir werden gleich das Jesus-Festmahl am Tisch des Herrn miteinander feiern. Wir sprechen die Sprache der Liebe zu Jesus hin, indem wir an ihn denken. Und er bekennt sich zu uns, er gibt sein Zeichen, dass er’s gut mit uns meint. „Mein Leib – für dich“. In Liebe zum Herrn und in Liebe untereinander lasst uns dann an den Tisch des Herrn kommen.
Amen.