Montag, 15. Februar 2010

Predigt: „Im Alter lebendig und stark“

Predigt über Josua 14,6-15: „Im Alter lebendig und stark“
Liebe Gemeinde,
sicher kennt ihr das auch: Es gibt alte Menschen, denen man ihr Alter nicht ansieht. Sie gehen glatt für 15 Jahre jünger durch. Ich kenne z. B. jemanden, der 71 ist und noch regelmäßig das goldene Sportabzeichen erneuert. Ich begegne anderen, die körperlich längst ganz schwach sind und deren Gedächtnis und Konzentration ebenfalls abnimmt – aber immer wieder sind sie ganz klar und dann auch voller Weisheit und Glauben und Lebenserfahrung. Da machen sie Leuten meines Alters noch was vor.
Wahrscheinlich wünscht sich jeder von uns das: noch im Alter fit sein, lebendig und hellwach. Gott hat das nicht allen versprochen. Doch andererseits hat Gott ja seine Geschichte geschrieben gerade mit Menschen, die schon ziemlich alt waren. Da ging es bei manchen erst richtig los. Ich habe einen Mann aus der Bibel entdeckt, der etwas ganz Erstaunliches von sich gesagt hat:

„Heute bin ich fünfundachtzig Jahre alt. Ich bin immer noch so stark wie damals – mit vierzig Jahren –; wie meine Kraft damals war, so ist sie noch heute, wenn es gilt, zu kämpfen, auszuziehen und heimzukehren.“

Was für eine Behauptung! Ein Fünfundachtzigjähriger kommt sich vor wie 45 Jahre jünger. Er ist noch stark, auch körperlich fit, und unternehmungslustig. Dieser Mann heißt Kaleb. Über ihn wird berichtet im Josuabuch und auch im 4. Buch Mose. Kaleb – ein Vorbild für heutige Senioren? Oder für die „jungen Alten“? Nein, kein Vorbild, kein Muster, aber wohl ein Beispiel dafür, was Gott mit einem Menschen machen kann durch die Lebensalter hindurch. Und dann sehen wir an ihm auch, wie man Gottes Kraft lebendig erhalten kann, auch noch wenn man hochbetagt ist.
Über den möchte ich heute also predigen. Weil Gott sich eben noch bloß für die Jungen interessiert, sondern ein Herz für alle hat, auch für unsere Gemeinde, auch mit ihrem höheren Alterdurchschnitt. Das ist für Gott keine Problemzone. Sondern auch den Betagten unter uns hat Gott ganz viel zu geben. Also eine Predigt über den fünfundachtzigjährigen Kaleb. Ein bisschen komisch ist das nun schon. Ich bin 45 und weiß also nicht ganz genau, wovon ich rede. Wie dann über Kaleb predigen? Aber wenn ich warte bis 85, sind viele hier schon im Himmel und ihr braucht keine Predigt mehr ... also versuche ich es doch heute.

Wer war Kaleb? Ein Mann aus der Frühzeit Israels. Kurzer Überblick: Gott hatte sein Volk aus Ägypten befreit. Sie hatten einen Weg vor sich, der durch die Wüste führte. Das versprochene Land lag bald vor ihnen. Man erkundete es. Kaleb war einer der Kundschafter – er war da 40 Jahre alt. Er hatte ein sehr reiches, attraktives Land gesehen, aber auch starke Gegner. Davor bekam Israel Angst. Starke Gegner – die traute man sich nicht zu. Die meisten wollten das Land nicht einnehmen. Daraus machte Gott dann einen Umweg durch die Wüste von mehr als 40 Jahren. Fast niemand dieser Generation erreichte das versprochene Land. Wohl aber Kaleb.
Unser Bericht setzt nun zu dieser Zeit ein, als sie das versprochene Land eingenommen hatten. Nun wurden die einzelnen Bezirke unter dem Volk verteilt.

6 Damals traten die Judäer in Gilgal an Josua heran und Kaleb, der Sohn des Kenasiters Jefunne, sagte zu ihm: Du weißt, was der Herr zu Mose, dem Gottesmann, in Kadesch-Barnea über mich und dich gesagt hat. 7 Ich war vierzig Jahre alt, als mich Mose, der Knecht des Herrn, in Kadesch-Barnea aussandte, damit ich das Land erkundete, und ich erstattete ihm Bericht, wie ich es mir vorgenommen hatte. 8 Während meine Brüder, die mit mir hinaufgezogen waren, das Volk mutlos machten, hielt ich treu zum Herrn, meinem Gott. 9 An jenem Tag schwor Mose: Das Land, das dein Fuß betreten hat, soll dir und deinen Söhnen für immer als Erbbesitz gehören, weil du treu zum Herrn, deinem Gott, gehalten hast. 10 Nun sieh her: Der Herr hat mich, wie er es versprochen hat, am Leben gelassen. Fünfundvierzig Jahre ist es her, seit der Herr dieses Wort zu Mose gesprochen hat, als Israel durch die Wüste zog. Heute bin ich, wie du siehst, fünfundachtzig Jahre alt. 11 Ich bin immer noch so stark wie damals, als Mose mich ausgesandt hat; wie meine Kraft damals war, so ist sie noch heute, wenn es gilt, zu kämpfen, auszuziehen und heimzukehren. 12 Nun gib mir also dieses Bergland, von dem der Herr an jenem Tag geredet hat. Denn du hast selbst an jenem Tag gehört, dass Anakiter dort sind und große befestigte Städte. Vielleicht ist der Herr mit mir, sodass ich sie vertreiben kann, wie der Herr gesagt hat. 13 Da segnete Josua Kaleb, den Sohn Jefunnes, und gab ihm Hebron als Erbbesitz. 14 Deshalb gehört Hebron bis zum heutigen Tag dem Kenasiter Kaleb, dem Sohn Jefunnes, weil er treu zum Herrn, dem Gott Israels, gehalten hat.     Jos 14

Die Geschichte von Kaleb. Jetzt endlich, am Ende seines Lebens, erfüllen sich seine Hoffnungen. Aber erst jetzt, nach 45 Jahren. Dazwischen: eine Durststrecke. Verschenkte Jahrzehnte, hätte man denken können. Wie kommt Kaleb dazu, dass er dennoch mit 85 so fit ist wie mit 45? Was ist das Geheimnis seines Lebens?

1. Kein bitteres „Was wäre wenn“
Kaleb blickt mit 85 auf sein bisheriges Leben zurück. Er redet bei diesem Rückblick von zweierlei: von dem, was er getan hat und davon, was Gott getan hat. Was Kaleb getan hat: „Ich folgte Gott, dem Herrn, treu nach.“ Was hat Gott getan? „Der Herr hat mich, wie er es versprochen hat, am Leben gelassen.“ Diese beiden Wirkungen haben das Leben von Kaleb am meisten beeinflusst.
Aber da gab es ja noch andere Einflüsse. Andere, die es für Kaleb verpfuscht haben. „Ich erkundete das Land und erstattete dann Mose, der mich ausgesandt hatte, Bericht. Meine Brüder, die mit mir hinaufgezogen waren, machten das Volk mutlos.“ Kaleb spricht hier von der Chance seines Lebens – und der Chance des Lebens für seine ganze Generation. Gott hatte ihnen ein sicheres Heimatland versprochen. Nun lag es ausgebreitet vor ihren Augen. Kaleb hatte die Chance erkannt. Aber die anderen Israeliten haben es schlechtgeredet. Haben die Chance kaputtgeredet. Wenn alle auf Kaleb gehört hätten, dann hätten sie sich 40 Jahre Wüstenreise ersparen können. Kaleb hatte es geblickt und die anderen hatten es vermasselt. Vielen Dank auch für vier Jahrzehnte Durststrecke!

Nun ist Kaleb steinalt, er blickt zurück, er erwähnt auch diese Episode. Aber fast nur am Rande. Ja, das gehört zu seiner Geschichte. Ja, die 40 Wüstenjahre hat er nicht verschuldet. Aber wir treffen Kaleb nicht an, wie er in Anklagen badet. Die Frage: „Was wäre gewesen, wenn ...“ – sie füllt seine Gedanken nicht völlig aus. Obwohl er Recht gehabt hätte, wenn er sagen würde: „Wenn die es damals anders gemacht hätten, dann hätte ich schon längst mein Häuschen im Grünen. Dann wäre mein Leben schön im grünen Bereich.“ Recht hätte er gehabt. Aber hätte ihn das aufgebaut? Hätte er positive Lebenskraft daraus geschöpft? „Ich konnte dies und das nicht erreichen, nur weil damals dieser eine Mensch mir eine Grube gegraben hat ...“ – solche Sätze saugen Energie. Sie verströmen Bitterkeit. So was zerfrisst die Seele. Mit solch einer Bitterkeit kann man wohl 85 werden, aber niemals dieselbe Kraft behalten wie mit 40. Kaleb erkennt an, was andere verbockt haben in seinem Leben. Er nennt es am Rande. Aber damit ist gut. Er badet nicht in der Säure.

Wie hat er das geschafft? Was ist sein Geheimnis? Nun, es liegt an den beiden Faktoren, von denen Kaleb bei seinem Lebensrückblick spricht. Was Gott getan hat und was er getan hat. Schon als damals das Drama mit den Kundschaftern passierte, da hat Gott Kaleb beurteilt, und zwar so: „Mein Knecht Kaleb: ein anderer Geist ist ihm und er ist mir treu gefolgt.“ (4Mose 14,24) Ein anderer Geist in ihm: nicht bloß die menschliche Gesinnung, sondern Gottes Geist. Das hat Gott geschenkt. Das kam von außen zu Kaleb. Das hat Gott eingepflanzt. Kaleb seinerseits hat sich dann konsequent Gottes Geist ausgesetzt, hat ihm Raum gegeben, hat ein Leben in Gottes Gesinnung eingeübt: „Er ist mir treu gefolgt.“ Gottes Anteil: Er füllt mit dem Heiligen Geist. Unser Anteil: wir folgen diesem Geist und üben diese Nachfolge ein.
Jedem Christen, jedem aus unserer Gemeinde, der Jesus Christus nachfolgt, ist Gottes Geist versprochen. Das gilt für 15jährige, für 45jährige und für 85jährige. Deshalb haben wir alle Zugang zu Kalebs Lebensenergie. Achten wir auf die Reihenfolge. Gott sagt über Kaleb: „Ein anderer Geist ist ihm – und – er ist mir treu gefolgt.“ Zuerst kommt Gottes Geist. Unsere Antwort heißt: ihm folgen. Nicht wir formen unser Leben so, dass es Energie behält. Gott macht den entscheidenden Anfang. Wir folgen nur noch dem, was Gott begonnen hat. Aber das müssen wir auch: dem folgen. Treue einüben. Das ist der Schlüssel zu einem Leben wie Kaleb es führte. Einem Leben z. B. ohne Bitterkeit.

2. Kaleb gibt 100 % – seine 100 %
Jetzt also ist Kaleb alt. Jetzt endlich tritt das ein, was im vor 45 Jahren vor der Nase weg verschwunden ist: Gottes Volk ist in das versprochene Heimatland eingezogen. Jetzt werden die Bezirke verteilt. Und jetzt ist der alte Kaleb hellwach. Was auch immer er noch mobilisieren kann an Energie, das bringt er auf.

10b Heute bin ich, wie du siehst, fünfundachtzig Jahre alt. 11 Ich bin immer noch so stark wie damals, als Mose mich ausgesandt hat; wie meine Kraft damals war, so ist sie noch heute, wenn es gilt, zu kämpfen, auszuziehen und heimzukehren. 12 Nun gib mir also dieses Bergland, von dem der Herr an jenem Tag geredet hat. Denn du hast selbst an jenem Tag gehört, dass Anakiter dort sind und große befestigte Städte. Vielleicht ist der Herr mit mir, sodass ich sie vertreiben kann, wie der Herr gesagt hat.

Kaleb macht kurz Bestandsaufnahme. Gottvertrauen: vorhanden. Körperliche Kraft: auch vorhanden. Mut: reichlich vorhanden. All das hat er zur Verfügung. Und alles davon setzt er nun ein. „Ich pack’s an und nehme das Land ein.“ Keine Gedanke daran, dass er es damals versucht hatte und damals seine Zeit gehabt hatte und jetzt sollten doch mal andere ran, Jüngere. Nein, Kaleb ist noch ganz da und setzt seine 100 % voll ein.

Seine 100 %. Nicht jedem unserer Senioren ist dasselbe Maß an Energie und Gesundheit gegeben wie dem alten Kaleb. Viele haben eben doch starke körperliche Einschränkungen. Manche haben auch nicht mehr so viel seelische Spannkraft. Das, was man damals an Problemen verkraften konnte, das würde einem heute über den Kopf wachsen und den Schlaf rauben. Vor 40 Jahren, ja, da konnte man Pläne machen und durchziehen, nach Feierabend noch kräftig anpacken, manches Treffen ging bis Mitternacht – und heute ist es schon eine Heldentat, morgens aufzustehen und es bis 11 Uhr zur Lymphdrainage zu schaffen. Ja, das ist so. Das verdient aufrichtigen Respekt.
Du bist nicht Kaleb. Was du kannst und was du nicht kannst, das sind deine 100 %. Sie sehen vielleicht kleiner aus als Kalebs 100 %. Aber so rechnet Gott nicht. Er sieht deine 100 %. Und die kannst du voll einsetzen. Du wirst keine Städte erobern. Vielleicht wirst du nur äußerlich unscheinbare Dinge tun: einen jungen Christen der Gemeinde im Gebet durchtragen. Oder auf das kleine Kind der Nachbarsfamilie aufpassen, wenn die Eltern beide weg müssen. Das ist viel, wenn es deine 100 % ausschöpft. Vielleicht hast du auch noch mehr Energie und Zeit. Liegt noch etwas ungenutzt rum? Ist da noch mehr drin für Gott? Oder bist du dir nicht ganz sicher? Frage Gott danach – und lege diese Predigt bitte nicht zu den Akten, bis du dir klar geworden bist.
Wenn Kaleb weniger als seine 100 % eingesetzt hätte – dann hätte er im Zelt gelegen, ganz am äußeren Rand des versprochenen Heimatlandes, und andere wären eingezogen. Kaleb hätte das große Ziel seines Lebens verpasst. Aber nur griff er zu. Volle 100 % für Gott.

3. Echter Glaube zwischen Demut und Verlangen
Kaleb macht es uns allen noch vor, selbst als 85jähriger. Z. B. zeigt er uns, was echter Glaube ist. Einen wunderbaren Satz spricht er aus, der diesen echten Glauben enthält.

„Nun gib mir also dieses Bergland, von dem der Herr an jenem Tag geredet hat. Denn du hast selbst an jenem Tag gehört, dass Anakiter dort sind und große befestigte Städte. Vielleicht ist der Herr mit mir, sodass ich sie vertreiben kann, wie der Herr gesagt hat.“

„Vielleicht!“ Das ist das Schlüsselwort. Wir sehen hier keinen siegesgewissen Kämpfer. Keinen von sich total überzeugten Glaubenden, der alle aufkommenden Probleme wegfegt. Er hat seine Wünsche und Gottes Willen auch nicht total gleichgesetzt: „Gott wird mir geben, was ich möchte, da gibt es kein Vertun!“ Sondern Kaleb lässt es offen: vielleicht. Ein Wort voller Hoffnung, aber zugleich voller Demut. In diesem „vielleicht“ steckt die Haltung: Gott, dein Wille geschehe, nicht mein Wille. Aber so wie ich dich kenne, Gott, wirst du treu zu deinen Versprechen stehen. So wie ich dich kenne, willst du mir Raum zum Leben geben. Also – dein Wille geschehe, und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass du mir jetzt das geben möchtest, was ich vorhabe. Sicher? Nicht, nicht sicher. Aber „vielleicht“ – diese Hoffnung hat Kaleb.

Wir finden dieses Wort noch manches Mal in der Bibel: „vielleicht – wer weiß?!“ Menschen haben es im Gebet zu Gott gesagt. Menschen, die eigentlich kein Recht auf Gottes Güte hätten, die aber trotzdem an seine Barmherzigkeit appelliert haben. „Wer weiß, vielleicht reut es Gott wieder und er lässt ab von seinem glühenden Zorn, sodass wir nicht zugrunde gehen.“ So beteten die Leute aus der gottlosen Stadt Ninive. (Jona 3,9). „Gott ist gnädig und barmherzig, langmütig und reich an Güte und es reut ihn, dass er das Unheil verhängt hat. Vielleicht kehrt er um und es reut ihn und er lässt Segen zurück.“ So sagt es ein Prophet, der vorher die verdiente Katastrophe angekündigt hat. (Joël 2,19) „Vielleicht – verdient habe ich es nicht. Aber ich kenne doch Gott.“ Eine Haltung voller Demut ist das und zugleich voller Verlangen. Verlangen, dass Gott eingreift. Verlangen danach, dass sein Reich komme.

Kaleb hat beides in seinem Glauben: er ordnet sich demütig Gott unter – „vielleicht,“ sagt er. Das heißt: „Ich weiß es nicht. Aber – ich will es wissen! Auch mit 85 will ich es noch mal wissen. Damals mit 40 dachte ich, diese starken Gegner sind kein Problem für Gott. Jetzt ist die Gelegenheit, dass Gott zeigt, wie er zu seinem Versprechen steht. Jetzt könnte Gott es einlösen. Vielleicht. Ich weiß es nicht. Aber ich will es wissen. Vielleicht macht er es ja. Vielleicht – warum denn nicht?“ Danach verlangt dieser Senior – in aller Demut.
So glaubt Kaleb. Und sicher ist es auch solch eine Glaubenshaltung, die den Alten frisch erhält, frisch wie vor 45 Jahren.

Mit solch einem Glauben macht Kaleb uns Jungen noch etwas vor. Es ist wie sein Vermächtnis für uns. Gehört nicht auch dies zu einem lebendigen und starken Alter, dass man den Jungen etwas hinterlässt? Eine Art Vermächtnis? Ein Erbe, eine Mitgift? Wie macht Kaleb das?

4. Die folgende Generation beteiligen
Die Geschichte ist schnell erzählt. Kaleb kriegt den Bezirk im neuen Heimatland, den er damals versprochen bekam. Er muss ihn aber noch erobern. Das tut er auch – er spürte ja noch die Power eines Vierzigjährigen in sich. Die Hauptstadt nimmt er siegreich ein. Drei mächtige Stadtherrscher überwindet er. Ja, er hat’s noch drauf. Nun liegt in seinem Bezirk eine weitere Stadt. Die müsste er auch einnehmen. Soll er also weitermachen? Seine Siegesserie fortsetzen? Er macht es anders. Er schreibt die Aufgabe aus. „Wer diese Stadt besiegt und einnimmt, dem gebe ich meine Tochter Achsa zur Frau.“ (Josua 15,13-17) Er macht es also nicht selbst. Er macht Platz, damit auch andere sich bewähren können. Sein Neffe packt es an und schafft es auch. Und heiratet die versprochene Tochter. Tritt also in das Erbe Kalebs ein. Bekommt die Mitgift.
Kaleb, ein Mensch, der noch im Alter lebendig und stark ist. Er hat seine 100 % voll für Gott gegeben, aber er beteiligt zugleich die folgende Generation. Bindet sie ein. Und hinterlässt ihr ein Erbe.

Welches Erbe hinterlässt du? Ich meine nicht deine Kinder, die du verheiraten solltest, und mit Erbe meine ich auch nicht Vermögen und Grundbesitz. Sondern ich spreche von einem Lebensertrag. Was wäre das für ein wertvolles Erbe für die folgenden Generationen, wenn sie Zugang bekommen zum Ertrag deines Lebens: was sich bewährt hat. Wie Gott dich trug, als du dich einmal nicht bewährt hast. Wie du vielleicht gestolpert bist, aber wieder aufstehen konntest. Wie Gott dir Treue hielt. Haben andere Zugang zu diesem Erfahrungsschatz? Hast du denn nicht wirklich ein Erbe weiterzugeben an die folgende Generation? Kaleb beteiligte die Jüngeren. Er ließ sie in sein Erbe eintreten. Auch das macht ihn zu einem bemerkenswerten, einem beneidenswerten Senior.

„Im Alter lebendig und stark“ – heute war Kaleb unser Beispiel. Jemand, der auf seine Weise mit 85 so fit war wie mit 40. Du wirst das nicht auf Kalebs Weise sein können. Aber auf deine Weise? Vielleicht?
Erinnern wir uns an die Geheimnisse von Kalebs Leben. Er brütete kein bitteres „Was wäre wenn“ aus. Er gab 100 % – seine 100 %. Er hatte echten Glauben zwischen Demut und großem Verlangen. Und er beteiligte die folgende Generation.

Wie konnte er all das? Wie war das noch mal? Gott hatte ja dies über ihn gesagt: „Mein Knecht Kaleb: ein anderer Geist ist ihm und er ist mir treu gefolgt.“ Gottes Geist, der ist heute lebendig wie immer. Der lebt in dir, der du Jesus folgst. Der will dich auf deine Weise lebendig und stark machen – und das gilt für jeden, ob 15, 45, 65 oder 85. Gottes Geist wirkt. Du darfst erwartungsvoll sein. Du darfst mehr davon wollen. Gott hat überreich davon bereit. Lass dich tragen und erfüllen von Gottes Geist! Und das ist keine Frage des Alters!
Amen.

(Die Begegnung mit Kaleb und die Anregung zu dieser Predigt verdanke ich dem schönen Buch "Sehr geehrter Herr Isaak -- Briefwechsel mit biblischen Senioren" von Eckart zur Nieden, S. 34-47.)