Montag, 11. Januar 2010

Predigt „Den roten Faden im Leben finden“

Predigt über Ex 3,1-10: „Den roten Faden im Leben finden“
Liebe Gemeinde,
im letzten Jahr gab es hier in Marburg den Seelsorgekongress. Er hatte das Thema „Der rote Faden in meinem Leben“. Es ist gar nicht so einfach, den zu finden. Unser Leben verläuft meist durch viele verschiedene Abschnitte. Einige bauen aufeinander auf, aber andere scheinen gar nichts miteinander zu tun zu haben. All unsere Lebensstationen machen uns insgesamt zu dem, der wir sind. Wenn wir da einen roten Faden entdecken würden, würden wir auch besser mit uns selbst klar kommen. Deshalb gibt es viele Seelsorgeangebote, die dieses Thema haben: „Der rote Faden in meinem Leben“, und eben auch den Kongress letztes Jahr.
Wenn wir schon nur selten den Überblick haben über den roten Faden: Kennt Gott ihn dann wenigstens? Schauen wir mal in das Leben eines Mannes, der eine sehr zerrissene Vergangenheit hat und der lange Jahre den Faden eigentlich gar nicht finden kann. Hören wir , wie Gott dem Mose begegnet.

1 Mose weidete die Schafe und Ziegen seines Schwiegervaters Jitro, des Priesters von Midian. Eines Tages trieb er das Vieh über die Steppe hinaus und kam zum Gottesberg Horeb. 2 Dort erschien ihm der Engel des Herrn in einer Flamme, die aus einem Dornbusch emporschlug. Er schaute hin: Da brannte der Dornbusch und verbrannte doch nicht. 3 Mose sagte: Ich will dorthin gehen und mir die außergewöhnliche Erscheinung ansehen. Warum verbrennt denn der Dornbusch nicht?
4 Als der Herr sah, dass Mose näher kam, um sich das anzusehen, rief Gott ihm aus dem Dornbusch zu: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich. 5 Der Herr sagte: Komm nicht näher heran! Leg deine Schuhe ab; denn der Ort, wo du stehst, ist heiliger Boden. 6 Dann fuhr er fort: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Da verhüllte Mose sein Gesicht; denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen.
7 Der Herr sprach: Ich habe das Elend meines Volkes in Ägypten gesehen und ihre laute Klage über ihre Antreiber habe ich gehört. Ich kenne ihr Leid. 8 Ich bin herabgestiegen, um sie der Hand der Ägypter zu entreißen und aus jenem Land hinaufzuführen in ein schönes, weites Land, in ein Land, in dem Milch und Honig fließen, in das Gebiet der Kanaaniter, Hetiter, Amoriter, Perisiter, Hiwiter und Jebusiter. 9 Jetzt ist die laute Klage der Israeliten zu mir gedrungen und ich habe auch gesehen, wie die Ägypter sie unterdrücken. 10 Und jetzt geh! Ich sende dich zum Pharao. Führe mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten heraus! (Exodus 3)

Wir haben in der Adventszeit eine Predigt über diesen Bericht gehört. Ich hatte den Blick dabei auf den heiligen Gott gelenkt: Sehen wir ihn wie Dornen oder wie Feuer? Gefährlich abweisend wie ein Dornbusch oder leidenschaftlich brennend wie das Feuer? So, voller glühender Liebe, ist der heilige Gott.
Heute lasst uns mal auf den Menschen Mose sehen. Am Ende begegnet ihm Gott. Und Gott gibt ihm einen unglaublichen Auftrag. Er soll das Volk Gottes aus der Unterdrückung herausführen. Ab jetzt ist sein Leben ganz auf diesen Auftrag ausgerichtet. Jetzt hat er einen roten Faden. Aber wie lange hat es gebraucht, bis es so weit war – bis er so weit war. Blicken wir mal zurück in das bisherige Leben von Mose.

1. Entwurzelt
Mose war von Beginn an ein entwurzelter Mensch, heimatlos, oder besser gesagt: mit zwei oder drei Heimaten – und das sind ein paar zu viel.
Geboren war Mose ja als Hebräer in Ägypten. Die Hebräer lebten dort. Mittlerweile waren sie unterdrückt als Zwangsarbeiter. Eine sehr unwillkommene Volksgruppe im Kulturland Ägypten. Der Herrscher des Landes, der Pharao, ging sogar so weit, dass er alle neugeborenen Jungen töten lassen wollte, damit die Hebräer nicht so zahlreich werden. Auch Mose hätte also gar nicht leben sollen. Eine dunkle Last über seinem Leben von Geburt an.
Mose selbst wird nicht getötet. Er wurde ja im Körbchen am Nil ausgesetzt. Die Tochter des Pharao fand ihn – und fand ihn wohl so süß, dass sie ihn behalten wollte. Also wuchs Mose nun am Herrschaftshof auf. Eben noch sollte er sterben – jetzt wurde er aufgezogen als ägyptischer Prinz. Mit der Unterdrückung der Hebräer hatte er erst mal nichts zu tun, ihm ging es glänzend. Allen anderen Hebräern nicht.
Doch als Mose dann erwachsen war und immer mehr davon mitbekam, was im Lande passierte, da spürte er, wie er zwischen den beiden Welten stand. Er war geschont, er war bevorzugt und empfand doch, dass die versklavten Hebräer seine Brüder waren. Er hatte mit ihnen nichts zu tun und hatte eben doch etwas damit zu tun. Er war ihnen trotz aller Fremdheit doch verbunden. Das kann einen Menschen wirklich zerreißen. Wenn jemand zu viele Wurzeln hat, ein bisschen hier welche und ein bisschen da, dann hat er in Wirklichkeit gar keine Wurzeln. Keine jedenfalls, die tief genug reichen. Migranten könne wohl am besten nachempfinden, wie Mose sich fühlte. Mose war wie ein Migrant zwischen den Kulturen.
Zugleich war Mose ein moderner, heutiger Mensch: Man sagt über unsere gegenwärtige Gesellschaft, dass jeder sich selbst erfinden muss. Es gibt kaum noch vorgegebene Muster, an denen man sich orientieren könnte. Jeder ist verdammt, der Designer seines Lebens zu sein. Auch Mose musste ohne jede Orientierung herausfinden, wer er denn sein könnte. Also ein ganz moderner Mensch, der gut auf unserem Marburger Uni-Campus herumlaufen könnte.
Zerrissen! Es war nicht seine Schuld. Es lag ja an den dramatischen Lebensumständen nach seiner Geburt. Er war diesen Umständen einfach ausgeliefert. Wir neigen ja manchmal dazu zu denken: Wenn jemand sein Leben nicht auf die Reihe kriegt, wenn jemand haltlos ist, dann hat er wohl irgend was falsch gemacht. Dann war er zu charakterschwach, um sich echte Substanz zu verschaffen. Aber das stimmt ja ganz oft gar nicht! Mose konnte für seinen Start überhaupt nichts dafür. Entwurzelt, zwischen den Welten ... So war es eben. Roter Faden? Fehlanzeige.

2. Gute Absicht, falsche Wege
Irgendwann hat Mose seine ursprüngliche Wurzel wieder gespürt: Ich bin doch eigentlich ein Hebräer! Ich gehöre doch auch zu den Zwangsarbeitern da, die sich abrackern müssen für die Ägypter – wie ich halberlei ja auch einer bin. Aber Prinz hin oder her, diese Sklaven sind meine Brüder. Als Mose eines Tages mit ansah, wie ein Hebräer vom ägyptischen Aufseher geschlagen wurde, da ging er hin und schlug den Ägypter tot. Jetzt, endlich, war er zurückgekehrt auf die Seite der Hebräer.
Warum hat Mose das wohl gemacht? Nur eine momentane Aufwallung an Wut? Sicher war mehr dahinter. Sicher war es auch ein Empfinden für Gerechtigkeit. Es war ungerecht, wie der Ägypter den hebräischen Sklaven quälte. Also hat Mose das richtig gestellt. Ausgleichende Gerechtigkeit. Stellvertretend vielleicht für die vielen anderen gequälten Hebräer. Und das hat Mose sich seitdem offenbar vorgenommen. Jetzt einschreiten und zur Rede stellen, wenn Ungerechtigkeit passiert!

War das so falsch, was Mose gemacht hat? Gerechtigkeit – ist das nicht ganz im Sinne Gottes? Ja, hat Gott nicht dann später zu Mose fast das Gleiche gesagt: „Ich habe diese Ungerechtigkeit gesehen, ich greife jetzt ein und mache der Unterdrückung ein Ende! Führe du mein Volk aus Ägypten heraus!“ Aha. Gott hat dasselbe Ziel. Befreiung. Gerechtigkeit. Hat Mose also nicht geradezu das Werk Gottes getan, als er sich für den gequälten Hebräer einsetzte?
Die Absicht von Mose war gut. Das Ziel war nicht weit entfernt von Gottes Ziel – wenn auch Mose sicher damals noch gar nicht an Gottes Ziele dachte. Dem Mose stand nur sein eigenes Ziel vor Augen. Also die Absicht war gut. Der Weg aber war falsch.
Den Ungerechten umbringen, den Täter töten: Dieser Weg war falsch, weil er aus falschen Beweggründen kam. Mose hatte entschlossen gehandelt, aber bloß aus seiner eigenen Zerrissenheit heraus. Mose fühlte sich hin- und hergerissen zwischen Ägypten und den Hebräern. Er spürte ganz stark den großen Riss in seiner Lebensgeschichte. Seine Lebenswunde pochte und puckerte. Und von da aus wollte er das gute Ziel erreichen. Aber wenn wir etwas tun, und sei es etwas Gutes, aber wir tun es angetrieben von einer Verletzung, dann geht es schief. Wenn wir bewegt sind von dem, was wir erlitten haben und uns von dieser Wunde motivieren lassen, dann richten wir Unheil an. Wer sich engagiert, weil er verletzt wurde, der kann letztlich nur selber andere wieder verletzen. So war es bei Mose. Er war noch nicht heil geworden. Er war noch nicht so weit. Er hat zu früh losgelegt. Das Unrecht – das war wohl reif. Das schrie zum Himmel. Aber Mose, er war noch nicht reif. Also hat er nur getötet anstatt echte Gerechtigkeit zu schaffen.

Der rote Faden in meinem Leben, vielleicht auch in deinem Leben: Er ist an manchen Stellen wohl so verworren, so verknotet oder auch so aufgesplisst, weil ich verwundet wurde. Weil man mir böse mitgespielt hat. Natürlich will ich, dass andere das nicht so erleben müssen wie ich. Jemand erzieht dann z. B. seine Kinder zur grenzenlosen Freiheit, weil er selber bedrückend eng erzogen wurde. Oder umgekehrt. Ich sage anderen nie, was sie eigentlich hören müssten an Korrektur, weil ich selber gegängelt wurde. Oder weil ich in meinem Leben nie ein positives Beispiel erlebt habe, wie man einander in Liebe und Heiterkeit die heilsame Wahrheit sagen kann. Da ist eine Lücke, und deshalb versuche ich es eben so gut zu machen wie ich kann. Immer aber ist dann eine Lebenswunde der Beweggrund. Bloß nicht das wiederholen, was mir passierte ... Aber ich bekomme nichts nachhaltig Gutes zustande, wenn ich nur aus der Verletzung heraus handle. Mein roter Faden ist eben noch ganz verworren.

Mose hatte gute Absichten, aber ging den falschen Weg. Zur falschen Zeit. Er war noch nicht so weit. Und er handelte nur aus sich heraus, ohne Gott. Gott hatte ihm noch keinen Auftrag gegeben. Wenn dann Gott seinen Auftrag geben wird, dann hat er ein ganz ähnliches Ziel: Befreiung und Gerechtigkeit. Aber Mose hat gehandelt, bevor er den Auftrag bekam. Das ging schief. Und ein weiterer dicker Knoten hat sich in seinen Lebensfaden geschlungen.
Und jetzt?

3. Resigniert
Jetzt lebt Mose zurückgezogen ganz woanders. Im Lande Midian, jenseits von Ägypten und vom Land der Hebräer. Wie kam er dorthin?
Nun, er hatte es in Ägypten ein zweites Mal versucht: Den Sklaventreiber zur Rede stellen. Aber der hat geantwortet: Willst du mich jetzt auch erschlagen, wie es neulich passiert ist? Mose musste merken, dass sein Mord beobachtet worden war. Also blieb ihm nur die Flucht. Der Prinz von Ägypten war er nun gewesen. Dieses Kapitel in seinem Leben wurde mit einem Schlag zugeklappt. Er setzte sich ab, eben ins Land Midian. Seinen Sinn für Gerechtigkeit nahm er mit. Als dort in der Fremde an einem Brunnen ein paar Männer eine Frau vom Wasser wegstießen, um sich Vorfahrt zu verschaffen, da griff Mose wieder ein. Hier wieder ganz der Alte. Er half der Frau zu ihrem Recht. Er wurde in deren Familie eingeladen. Er war ein willkommener Gast. Schließlich heiratete er sogar dort ein. Und jetzt? War er einfach Teil seiner neuen Familie. Angestellt beim Schwiegervater. Schafhirte. Ein gutes Auskommen. Endlich ein stilles Glück. In Sicherheit vor den Verfolgern. Und das Elend seiner hebräischen Brüder nicht mehr vor Augen. Jetzt gab es keinen Anlass mehr einzugreifen. Die Ungerechtigkeit, die ihn so empört hatte, war weit weg. Jetzt kommt sein Leben endlich in ruhiges Fahrwasser.
Allerdings – entwurzelt ist Mose um so mehr. Nach den Hebräern und Ägypten jetzt schon seine dritte Heimat. Midian. Zwar hat er hier nun Familie, aber seinen ersten Sohn nennt er "Gerschom": das heißt "Fremdling". So fühlt Mose sich. Aber gut, was soll man machen, das Leben spült einen nun mal umher – – jetzt hat Mose Job, Frau und Kinder, jetzt kann er doch seinen Frieden finden.
Mose hat zurückgesteckt. Die hohen Ziele sind passé. Die Ideale, für die er kämpfte, sind Geschichte. Das war einmal. Das hat nichts gegeben. Es ist so viel schiefgegangen – lieber Finger weg von solchen Flausen. Das Leben hat offenbar nicht mehr bereit für ihn als eben Familie, Job, ruhiges Auskommen, häusliches Glück. Mehr ist nicht drin.
Mose hat zurückgesteckt. Resigniert. Vielleicht sogar voller Zufriedenheit. Vierzig Jahre lang lebt er ruhig vor sich hin. Aber ist das wirklich alles?

Und der rote Faden in deinem Leben? Hast du ihn nach allen Verwirrungen und Verknotungen dann irgendwo festgebunden und zurückgelassen? Aus der Traum? Lieber den mickrigen Spatz in der Hand als irgend eine hochfliegende Taube auf dem Dach? Es waren eben doch nur Träume von früher?
Aber hatte Gott denn nicht doch von sich aus etwas hineingelegt in dein Leben? Das, was dich einmal begeistert hat – war das denn wirklich nur eine Schnapsidee? Du warst damals vielleicht noch nicht so weit, du warst noch nicht reif genug. Aber wann denn dann? Jetzt vielleicht?
Und die Irrungen und Wirrungen in deinem Leben – waren sie wirklich nur eine Geschichte des Scheiterns? Gott hat zugelassen, dass man dir böse mitgespielt hat. Gott hat die Verwundungen zugelassen. Aber wollte er nicht noch etwas daraus machen? Nachdem er deine Wunden versorgt hat – sollten sie nicht gerade zu einer besonderen Stärke werden? Zu deiner speziellen Lebenserfahrung, die dich eben zu einem lebenserfahrenen Menschen macht?

Mose hatte zurückgesteckt. Aber damit ist seine Geschichte noch längst nicht zu Ende.

4. Gott beruft gerade einen wie Mose!
Jetzt übt Mose seinen Beruf aus, er hütet die Schafe seines Schwiegervaters. Und an irgendeinem namenlosen Tag findet er diesen Dornbusch. Er brennt, aber verbrennt nicht. Gott spricht zu ihm aus diesem Busch – der Gott, der heilig ist wie das Feuer. Der voller brennender Leidenschaft ist. Es ist Leidenschaft für sein geliebtes Volk. Er hat lange genug angesehen, wie es unterdrückt wird. Jetzt will er eingreifen. Jetzt ist die Zeit reif. Jetzt ist auch Mose reif. Denn Gott will es nicht aus heiterem Himmel heraus tun – sein Volk befreien –, nicht durch einen Blitzstrahl oder so, sondern durch Mose. Durch diesen Mann mit gerade dieser Geschichte: verworrener roter Faden, entwurzelt, gute Absichten, aber falsche Wege, schließlich zurückgesteckt. Den beruft Gott.
Warum gerade so einen? Hat der denn nicht alles verspielt? Ein vom Leben verletzter Mann. Ein Mörder. Ein Flüchtling. Ein Resignierter. Hätte es nicht bessere Werkzeuge für Gott gegeben? Seelisch gesunde Menschen? Ohne ein Menschenleben auf dem Gewissen? Leute, die nicht ihre Hoffnung schließlich weggeworfen haben?
Gott wollte gerade einen wie Mose. Gott hat es so ausgesucht. In Mose selber waren nicht viele Gründe. Die Gründe für diese Auswahl liegen in Gott. Und seine Geschichte, die Geschichte Gottes, ist voll von solchen Berufungen: Er sucht sich die defekten Menschen aus, die unvollkommenen, die versagenden. Gott wird in ihnen stark. Andere Voraussetzungen sind nicht nötig.

Aber gerade das, was Mose verletzt hatte, kann nun zu seiner Stärke werden. Er ist entwurzelt? Zwischen den Kulturen hin- und hergerissen? Jetzt beruft ihn Gott gerade dazu, in beiden Kulturen zu arbeiten. Den Hebräern verbunden, aber gesandt zum Pharao von Ägypten. Mose weiß, wie der Pharao tickt. Die Zerrissenheit von Moses Leben kann Gott gerade ummünzen in eine besondere Fähigkeit. Moses Wunden müssen erst heilen. Das hat seine Zeit gebraucht. Aber jetzt findet Gott, Mose wäre so weit.
Und der Gerechtigkeitssinn von Mose? Er hatte durchaus Unheil angerichtet. Aber Mose wird bald ein großes Volk führen und er muss es zusammenhalten, muss auch Recht sprechen. Jetzt, nachdem Gott ihn berufen hat, nachdem dies sein Beweggrund ist, jetzt wird es er können.
Und das Gespür für die richtige Zeit? Mose hatte es längst nicht immer. Er war Gott zuvorgekommen. Aber nachdem Gott ihn dennoch berufen hat, wird er nun, wenn er das Volk aus Ägypten führt und später durch die Wüste leitet, wird er nun genau merken, wann Gottes Zeit ist. Er wird auf Gott achten und das tun, was Gott ihm sagt. Nicht immer klappt das. Manchmal wird er immer noch zu weit gehen. Auch jetzt ist Mose nicht sündlos und vollkommen. Aber er hat seine Lektion gelernt und macht sich ganz abhängig von Gott.
Gott beruft gerade einen wie Mose. Die wahre Berufung seines Lebens beginnt erst jetzt. Der rote Faden in seinem Leben – jetzt wird er sichtbar. Jetzt bilden sogar die Knoten und Aufspaltungen ein Muster. Gott beruft diesen Mann und führt dadurch sein ganzes Volk zum Ziel.

Ich möchte heute morgen jedem von uns Mut machen: Gott bringt sein Werk voran mit Menschen wie Mose. Mit Menschen wie dir. Wir müssen nur Gottes Berufung erkennen. Berufung – das ist längst nicht nur etwas für Glaubenshelden wie Johannes Paul II. und Martin Luther King und Bill Hybels und Ulrich Parzany. Berufung, das legt Gott in das Leben von defekten Menschen wie Mose und mir und dir.
Erwarte bitte etwas von deinem Leben. Gib dich bitte nicht zufrieden mit deinem stillen häuslichen Glück! Erwarte, genauer gesagt, etwas von Gott. Setz dich nicht zur Ruhe, wenn er dich ruft. Und wo auch immer du noch kein Muster sieht bei deinem roten Lebensfaden: Frage Gott danach. Warte auf seine Zeit, aber warte aktiv. Besprich dich mit reifen Christen und bete: Bitte Gott, dass er es deutlich macht.
Mose: Er hat dir nichts voraus. Gott hatte seine spezielle Geschichte mit ihm. Und hat seine spezielle Geschichte mit mir und dir. Es gibt Grund, erwartungsvoll zu sein.
Amen.