Predigt über Mk 10,35-45: „Mitten im Leben – die Jesus-Tatsache“
Liebe Gemeinde,
lasst euch mal mitnehmen in folgende Geschichte:
Eine Gruppe von Männern und Frauen sitzt zusammen draußen auf dem staubigen Boden. Eben geht die Sonne auf. Sie bilden eine Expeditionsgruppe. Eine kleine abgelegene Insel haben sie erkundet. Heute Abend müssen sie die Insel verlassen, heute Abend kommt das Schiff, um sie abzuholen. Aber jetzt, bei Sonnenaufgang, sind sie noch viele Kilometer von der Küste entfernt. Ein riesiger Bergzug türmt sich vor ihnen auf. Da müssen sie drüber. Auf der anderen Seite ist die Küste. Sie diskutieren, wie sie das schaffen können. Sie suchen die Berge mit dem Fernglas ab. Die eine sagt: „Links am Gipfel vorbei könnte eine Art Pfad sein.“ Der andere meint: „Weiter östlich, das sieht doch aus wie ein Pass, da geht es vielleicht rüber.“ Der dritte: „Unsere Vorräte reichen gar nicht für so einen anstrengenden Aufstieg.“ Der vierte sagt: „Wir müssen aber rüber. Wenn wir das Schiff heute Abend verpassen, hängen wir fest und die Vorräte reichen schon gar nicht.“ Die erste wieder: „Da oben auf dem Berg zu stehen, das wäre eigentlich der krönende Abschluss der Expedition.“ Ein anderer: „Krönung hin oder her, wir haben nur eine Chance, wir müssen es versuchen, auch wenn’s knapp wird. So sind nun mal die Tatsachen.“ Alle sind in großer Aufregung.
Bis einer anfängt zu lachen. „Was haben wir da die ganze Zeit geredet!“ Er zeigt hinter sich. Dort kommt der Bergführer. Er sieht kein bisschen besorgt aus. Er tritt hinzu und sagt: „Auf geht’s. Wir werden heute eine Schlucht durchqueren. Das ist anstrengend, aber wir können das schaffen. Über die Berge hätte es nie geklappt in einem Tag. Lasst uns gehen!“ Alle atmen durch und brechen auf. Heitere Entschlossenheit macht sich breit.
Was ist hier passiert?
Alle haben auf die Tatsachen geschaut – so wie sie es gesehen haben. Deshalb wollten sie nach oben. Aber plötzlich stand eine ganz andere Tatsache im Raum. Ein Mensch, der in sich eine andere Tatsache war. Der Bergführer. Der wusste: Sie müssen unten hindurch. Bei allem, was sie vorher geplant und geredet haben, haben sie die falschen Tatsachen zugrundegelegt. Der Druck hat sich gelöst, indem die neue Tatsache erschien.
So geht es uns auch manchmal: Wir reden und planen und drehen uns um diese oder jene Tatsache, dabei ist das alles hinfällig, weil längst jemand anders da ist. Jemand, der in sich eine völlig neue Tatsache ist. Jesus. Und dann muss alles neu geplant werden, aber dann geht es endlich auch weiter.
Die Schüler von Jesus waren einmal in so einer Situation. Hören wir auf den Bericht des Markusevangeliums:
35 Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, traten an Jesus heran und sagten: »Meister, wir möchten, dass du uns eine Bitte erfüllst.« – 36 »Was wollt ihr?«, fragte er. »Was soll ich für euch tun?« 37 Sie antworteten: »Wir möchten, dass du uns in deiner Herrlichkeit neben dir sitzen lässt, den einen an deiner rechten Seite und den anderen an deiner linken Seite.« – 38 »Ihr wisst nicht, um was ihr da bittet«, entgegnete Jesus. »Könnt ihr den bitteren Kelch trinken, den ich trinken werde, und die Taufe empfangen, mit der ich getauft werden muss?« – 39 »Das können wir!«, erklärten sie. Da sagte Jesus zu ihnen: »Den Kelch, den ich trinke, werdet ihr zwar auch trinken, und die Taufe, mit der ich getauft werde, werdet auch ihr empfangen. 40 Aber darüber zu verfügen, wer an meiner rechten und an meiner linken Seite sitzen wird, das steht nicht mir zu. Wer dort sitzen wird, das ist von Gott bestimmt.«
41 Die übrigen zehn Jünger hatten dem Gespräch zugehört und ärgerten sich über Jakobus und Johannes. 42 Da rief Jesus sie alle zusammen und sagte: »Ihr wisst, dass die, die als Herrscher über die Völker betrachtet werden, sich als ihre Herren aufführen und dass die Völker die Macht der Großen zu spüren bekommen. 43 Bei euch ist es nicht so. Im Gegenteil: Wer unter euch groß werden will, soll den anderen dienen; 44 wer unter euch der Erste sein will, soll zum Dienst an allen bereit sein. 45 Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben als Lösegeld für viele hinzugeben.« (Mk 10)
Zehn Männer ärgern sich über zwei andere. Das hätten wir auch gemacht. Was denken die Zwei sich bloß? Sie wollen ganz schnell sein und sich die besten Plätze schnappen. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Die anderen Zehn gönnen ihnen diesen Vorteil nicht.
Wie aber sind diese beiden ganz Schlauen überhaupt auf die Idee gekommen, es gäbe in der Herrlichkeit von Jesus bestimmte Regierungsbänke zu verteilen?
Nun, Jesus hatte eben von seinem brutalen Tod gesprochen, der kommen würde, und von seiner Auferstehung von den Toten. Die Schüler haben nur die Hälfte begriffen. Dass Jesus sterben sollte, das ging über ihren Verstand. Aber Auferstehung – das klang besser. Jesus war ja der versprochene Messias. Und Juden damals wussten, was mit dem Messias werden würde: Er würde die Herrschaft antreten und eine Regierung des Friedens anfangen. Keine Gottlosigkeit mehr und keine römischen Besatzertruppen. Scheinbar wird es bald losgehen mit dieser Messiasregierung. So haben sie Jesus verstanden. Und da wollten sie alle gerne weit oben dabei sein. Eigentlich alle zwölf. Wie ärgerlich nur, dass zwei von ihnen sich nach ganz obenauf gedrängt haben. Die zehn anderen waren sauer, weil sie fürchteten, weniger abzukriegen. Eins aber haben sie gar nicht gemerkt: dass sie alle die ganze Zeit über das falsche Thema sprachen.
Jesus hat es zurechtgerückt. Der Weg geht nicht nach oben auf den Gipfel. Der Weg geht untendurch, durch die Schlucht. Nicht Herrscher werdet ihr sein, sondern Diener. Keiner von euch wird groß rauskommen. Sondern wenn ihr ans Ziel kommen wollt, müsst ihr euch bücken. Niedrig werden. Einander dienen. Mehr noch: allen dienen. So kommt ihr ans Ziel. So kommt ihr sogar selbst auf eure Kosten. Ihr werdet nicht als die Verlierer dastehen! Aber das schafft ihr nur, wenn ihr erst mal jeden Ehrgeiz verloren gebt. So kommt ihr ans Ziel. „Wer unter euch groß werden will, soll den anderen dienen; wer unter euch der Erste sein will, soll zum Dienst an allen bereit sein.“
Liebe Gemeinde, bis hierher kennen wir das alles eigentlich. Wir wissen, wie wir uns verhalten sollen. Füreinander da sein. Sich selbst nicht in den Mittelpunkt stellen. Fragen, was der andere braucht. All das ist altbekannt und wir haben es oft so weit verinnerlicht, dass wir meinen: Jesus möchte eben, dass wir uns bremsen. Unserem Ehrgeiz Fesseln anlegen. Unsere Selbstbehauptung an die Kette legen. Das geht zwar wider unsere Natur, aber nun gut, Jesus möchte es so, also versuchen wir es recht und schlecht, auch wenn wir uns nicht sicher sind, ob wir am Ende schlecht dastehen.
Wenn das aber so wäre – wer wäre Jesus dann? Jemand, der uns Fesseln anlegt. Jemand, der unsere Energie kappt. Einer, der unsere Lebenstriebe an die Kette legen will. Ist Jesus so jemand?
Als Jesus mit seinen Schülern geredet hat, da hat er es anders gesagt. Und dieser Unterschied ist entscheidend wichtig. Jesus hat zuerst erinnert, wie es der Lauf der Welt ist und wie es unserer menschlichen Natur entspricht. „Ihr wisst, dass die, die als Herrscher über die Völker betrachtet werden, sich als ihre Herren aufführen und dass die Völker die Macht der Großen zu spüren bekommen.“ Ja, das ist mitten aus dem Leben genommen. So sind nicht nur die Politiker und Wirtschaftskapitäne, sondern ich bin so, jeder von uns. Sobald wir ein wenig Macht oder Einfluss haben, sind wir geneigt, uns damit höher zu stellen. Und wenn einer nicht mitmacht, machen doch die meisten anderen so weiter und der eine kommt unter die Räder. Das sind die Tatsachen dieser Welt. Also verlangt Jesus, dass wir entgegen diesen Tatsachen leben? Uns unter die Räder fallen lassen? ‚Der Lauf der Welt ist nun mal so, aber ihr sollt euch dagegen stemmen!‘ –?
Gerade so sagt Jesus es nicht. Hier, im Markusevangelium, lautet sein Satz nicht: In der Welt geht es nun mal so zu – aber bei euch soll es nicht so sein. Jesus sagt es hier anders, nämlich so: In der Welt unterdrücken die Mächtigen andere – bei euch ist es aber nicht so! Es ist einfach nicht so. Es ist nun mal anders bei euch! Jesus fordert nichts. Sondern er beschreibt eine Tatsache. Es ist anders im Kreis der Jesus-Schüler, dieser Tatsache müsst ihr nur mal ins Auge sehen.
Welche Tatsache meint Jesus?
„Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben als Lösegeld für viele hinzugeben.“ Das ist die Tatsache. Jesus ist so gekommen. Jesus selber ist die Tatsache. Jesus selber ist anders als das Muster dieser Welt, er strebt nicht nach dem Gipfel, sondern geht untendurch, durch die Schlucht, er sogar durch das Tal des Todes. Jesus ist diese Tatsache, mitten im Leben dieser Welt und mitten im Leben seiner Schüler. Es ist wie mit der Expeditionsgruppe, von der ich erzählt habe. Sie hatten sich Sorgen gemacht und hatten geplant anhand der Tatsachen, die sie für gültig befanden. Aber plötzlich war eine neue Tatsache in Person unter ihnen – jemand, der sich nun wirklich auskannte. Und von dieser neuen Tatsache mitten in ihrem Leben ausgehend haben sie sich dann natürlich auch anders verhalten. Jetzt wäre es völliger Blödsinn gewesen, weiter nach oben zu wollen, wo doch die Fakten sagen: untendurch geht der Weg. Aber nun musste sie keiner mehr dazu überreden. Und sie mussten sich auch nicht bremsen und an die Kette legen, weil sie doch eigentlich immer noch auf den Gipfel wollten. Nein, keiner mehr wollte auf den Gipfel. Denn die neue Tatsache sprach dagegen.
Wenn Jesus in unser Leben tritt, dann gruppiert sich alles neu, weil er in Person die Tatsache ist, die alles verändert. Jesus verändert alles, weil er den Weg der Hingabe ging. Er ist wie das Weizenkorn, das in die Erde fällt und sich dort in der Dunkelheit auflöst, aber gerade so bringt es neue Frucht hervor. So ist Jesus, und momentan ist die Zeit im Kirchenjahr, wo wir das nahe an uns heranlassen. Jesus hat sich selber preisgegeben, als Lösegeld, und wir sind damit freigekauft. Also gerade nicht gebremst und an die Kette gelegt, sondern freigekauft. Das verändert uns natürlich. Unsere Expedition wird nun den richtigen Weg gehen, durch die Schlucht, nicht auf den Gipfel; wir werden Diener statt Herrscher, und auch das wird anstrengend sein. Unsere Taten sind jetzt dienende Taten. Aber aus nur einem einzigen Grund: Die Sachen, die wir tun, richten sich nach der Tatsache, die Jesus heißt. Jesus ist die neue Tatsache mitten im Leben, und von daher kommen unsere Taten und Sachen. Aber nicht, weil wir müssen, sondern einfach deshalb, weil es nun das einzig Sinnvolle ist.
Wie tritt Jesus heute mitten in unser Leben als Tatsache?
Es gibt viele Möglichkeiten. Bist du getauft? Erinnerst du dich? Da hat Jesus Christus doch Ja zu dir gesagt. Dich angenommen, ohne eine Vorleistung von dir. Er hat die Vorbedingung erfüllt. Darauf wurdest du getauft. Und es war wie eine Eheschließung: ab jetzt – für immer. Seinen Geist hat er in dich geschenkt. Wenn du dich an deine Taufe erinnerst und zu ihr zurückkehrst – dann siehst du wieder klar die Jesus-Tatsache in deinem Leben.
Hast du Menschen, die dich akzeptieren, so wie du bist? Deine Kinder vielleicht? Dein Ehepartner? Ein guter Freund? Deine Eltern? Leute, die dich spüren lassen: Bleib der, der du bist, so bist du okay? Diese Wertschätzung ist ein Spiegel von Gottes Liebe. Wenn es dich schon wärmt, wie einige Menschen dich akzeptieren – Gott tut das vielfach mehr. Menschen, die dich annehmen, können so eine Erinnerung werden an die Jesus-Tatsache. Jesus sagt: Ich habe dich noch viel mehr akzeptiert.
Die Jesus-Tatsache tritt auch dann neu in dein Leben, wenn du an dein Lebensende denkst. Was wird Jesus dir dann wohl sagen, wenn er dich am Tor des Todes abholt? Wird er sagen: „Ich hoffe, du hast dich auch genug angestrengt in deinem Leben?“ Wird er nach deinen Erfolgen fragen? Wird er nicht vielmehr so sprechen: „Mein Kind, die besten Momente in deinem Leben waren die, wo du mir vertraut hast. Und jetzt: willkommen – weil du mir vertraut hast.“ Wenn du so an dein Lebensende denkst und an Jesus, dann rücken sich die Wichtigkeiten und Unwichtigkeiten heute zurecht. Und heute schon siehst du wieder Jesus als Tatsache in deinem Leben.
Jesus tritt schließlich auch gerade jetzt in dein Leben, wenn du ihn in dieser Predigt sagen hörst: ‚Ich habe mein Leben als Lösegeld gegeben. Für dich, um dich zu lösen. Ich zwänge dich nicht ein, sondern habe dich erlöst. Ich lege dich nicht an die Kette, sondern ich löse dich.‘ Wenn diese Worte jetzt in dein Herz fallen, wie wenn sie von Jesus gesprochen seien, auch dann ist Jesus als Tatsache in dein Leben getreten.
Wir wollen an dieser Stelle die Predigt unterbrechen und bei Jesus blieben. Wir wollen ihm ein Lied singen: „Mein Jesus, mein Retter“
...
Und nun setzen wir die Predigt noch für eine kurze Weile fort. Mich hat noch eine Einzelheit in unserem biblischen Bericht berührt und die möchte ich noch mit euch teilen.
Jesus sagt: „Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben als Lösegeld für viele hinzugeben.“ Das ist so ein unschätzbar wichtiger Satz über Jesus. Er zeigt zusammengefasst, welchen Sinn der schreckliche Tod von Jesus hatte. Nur hier hat Jesus gesagt, er würde uns freikaufen durch seinen Tod. Wenn Jesus seinen Schülern nicht diese Auskunft geschenkt hätte, wenn er sich selber nicht so erklärt hätte – dann wäre es für sie noch schwerer gewesen, an einen Gekreuzigten zu glauben und für uns auch. Dann wäre es für uns auch schwerer, in Frieden zu sterben und getröstet dem Tod zu begegnen. So aber können wir es, weil wir von Jesus wissen: Er hat uns freigekauft, erlöst.
Warum aber hat Jesus das gesagt? Wie kam er dazu, sich seinen Schülern so zu erklären?
Weil seine Schüler so beschränkt gewesen sind! Weil sie Jesus nicht begriffen haben. Weil sie auf die absurde Idee gekommen sind, sie könnten sich auf die Regierungsbänke in der Herrlichkeit drängeln. Als ob es um Glanz und Gloria ginge! Die Schüler waren so beschränkt gewesen, das zu glauben. Sie hatten die total falsche Richtung im Sinn, zum Gipfel anstatt untendurch – und was macht Jesus? Er zeigt ihnen, wo es langgeht, und er beschenkt sie dann mit einer unschätzbar wichtigen Auskunft. Wenn die Schüler nicht so unbedacht losgeplappert hätten in all ihrer Einfältigkeit, dann hätten wir heute womöglich dieses Kernwort von Jesus gar nicht in unseren Bibel.
Ich sehe daran, wie Gott aus menschlicher Dummheit noch etwas wunderbar Großes machen kann. Das war schon immer Gottes Art gewesen. Menschen planten Böses, aber Gott hat Gutes daraus geplant. (Gen 50,20). Wo die Sünde stark geworden ist, ist die Gnade noch viel stärker geworden! (Röm 5,20) So macht Gott es. Bitte erlaubt mir einen vielleicht etwas deftigen Vergleich.
Ein früherer Bekannter von Kerstin und mir war in Hamburg Tontechniker in den Studios von Sony. Er hat da Aufnahmen mit berühmten Künstlern gemacht, Opern mit namhaften Dirigenten aufgezeichnet. Aber natürlich auch mit anderen Musikern. Manchmal waren die Aufnahmebedingungen mies. Er hatte da etwas auf dem Band und musste es wieder und wieder bearbeiten, damit es für die CD tauglich würde. Und einmal hat er geseufzt: „Ich bekomme manchmal so schlechtes Zeug – und dann soll ich aus Schiete Marmelade kochen!“ Liebe Geschwister, ich weiß, dieses Wort gehört sich nicht in der Predigt, aber ich kann mir nicht helfen: Wenn ich an mein Leben denke und was Gott immer wieder noch schafft daraus zu machen, dann muss ich an Toni denken und seinen Job und dass Gott es noch viel besser kann: aus – äh – Ungenießbarem noch was Köstliches machen.
Was die Schüler von Jesus vorhatten, war Mist! Glanz und Gloria unter sich verteilen! Aber Jesus hat sie nicht weggejagt, sondern mit dem Wort beschenkt, das ihnen nun Klarheit gibt im Leben und im Sterben. Jesus hat es öfter so gemacht. Ein weiteres Kernwort über Jesus haben wir anfangs im Gottesdienst gehört: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben – niemand kommt zum Vater außer durch mich.“ (Joh 14,6) Unvorstellbar, wenn dieses Basiswort nicht in der Bibel stünde! Und wieder hat Jesus es nur deshalb gesagt, weil sein Schüler Thomas es vorher nicht kapiert hat! „Wir wissen nicht, welchen Weg du meinst“, hat er gesagt. Wir Schülerinnen und Schüler Jesu heut wissen auch oft nicht, was Jesus meint, wir stehen wie der Ochs vorm Scheunentor, wir sind manchmal ziemlich beschränkt. Und dann nimmt Jesus uns an der Hand und erklärt es noch mal ganz langsam und beschenkt uns dann mit einem Wort, das unendlich kostbar ist. Ich denke manchmal, wenn ich an Gottes Gedanken so kilometerweit vorbeischieße: Es ist zum Weglaufen mit mir. Aber Jesus läuft nicht weg von seinen Leuten, sondern geht noch näher auf uns zu. Wichtige Worte von Jesus, theologisch zentrale Bekenntnissätze stehen in der Bibel, weil Jesus sich nicht abgewendet hat von seinen beschränkten Schülern, sondern sie um so reicher beschenkt hat.
Ich will daraus Hoffnung schöpfen, für mich, für uns. Jesus kann von jedem Punkt unseres Lebens aus weiter kommen mit uns. Nichts ist hoffnungslos, wenn wir es an Jesus abgeben, keine persönliche Krise und auch nichts in der Gemeinde. Lasst uns diese Hoffnung nie vergessen!
Und lasst uns im Blick behalten, was die wirkliche Tatsache in unserem Leben ist: Jesus selbst in Person. Alles andere ordnet sich dann von ihm aus. Auf ihn also lasst uns zugehen!
Noch einmal singen wir miteinander, jetzt wirklich zum Ende der Predigt:
„Jesus, zu dir kann ich so kommen, wie ich bin.“