Montag, 6. Juli 2009

Predigt vom 5. Juli 2009

Predigt über Lk 6,36-42: „Medizin für’s Miteinander“

Liebe Gemeinde,
vor einiger Zeit bekamen wir eine Hochzeitsanzeige ins Haus. Darauf waren einige Puzzleteile mit den Fotos der Brautleute. Auf der Innenseite der Karte waren die Puzzleteile zum vollständigen Bild zusammengesetzt. Ja, so sehen sich Menschen, die sich lieben: wie Puzzleteile, die genau füreinander gemacht sind und die aufs Schönste ineinander greifen.
Aber im Laufe des Lebens treffen wir ja gelegentlich noch andere Menschen als unseren Ehepartner. Und mit anderen Menschen passt es längst nicht so schön wie Puzzleteile. Wir treffen oft aufeinander wie scharfkantige Steine oder gezackte Scherben, wir verletzen uns dann gegenseitig, je näher wir uns kommen. Im Laufe der Jahre kann das dann auch in der Ehe und Familie so werden, wo man doch mit der Hoffnung der Puzzleteile begonnen hat. Unser Miteinander kann weh tun. Das ist also längst nicht nur in der Gemeinde so, sondern überall, wo wir mit anderen zusammen leben, in der Familie, im Betrieb, in der Schule.
Wir brauchen Medizin für unsere Verletzungen und auch ein Mittel zur Vorbeugung, damit unsere Begegnungen nicht scharfkantig sind. Der Bibelabschnitt, der in der Tradition der Kirche für den heutigen Sonntag vorgeschlagen ist, enthält solche Medizin für’s Miteinander. Hören wir auf das Lukasevangelium im 6. Kapitel:

36 Seid barmherzig, wie euer Vater barmherzig ist! 37 Richtet nicht, und ihr werdet nicht gerichtet. Verurteilt nicht, und ihr werdet nicht verurteilt. Lasst frei, und ihr werdet freigelassen werden! 38 Gebt, und es wird euch gegeben werden: ein gutes, festgedrücktes, gerütteltes und übervolles Maß wird man euch in den Schoß schütten. Denn mit dem Maß, mit dem ihr messt, wird auch euch zugemessen werden.
39 Er gab ihnen auch ein Gleichnis: Kann etwa ein Blinder einen Blinden führen? Werden sie nicht beide in die Grube fallen? 40 Kein Jünger steht über dem Meister. Jeder aber wird, wenn er ausgebildet ist, sein wie sein Meister.
41 Was siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, den Balken im eigenen Auge aber nimmst du nicht wahr? 42 Wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Bruder, komm, ich will den Splitter in deinem Auge herausziehen, während du den Balken in deinem Auge nicht siehst? Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, dann wirst du klar genug sehen, um den Splitter im Auge deines Bruders herauszuziehen. (Lk 6)

Jesus sagt hier etwas darüber, wie wir Menschen miteinander gewöhnlich umgehen. Jesus weiß, wovon er spricht. Er ist in einer Familie unter Eltern und Geschwistern aufgewachsen. Er hat in einem Handwerkerbetrieb gearbeitet, vielleicht gar nicht nur in der Werkstatt seines Vaters, sondern auf kleineren oder größeren Baustellen in der Gegend. Er hat dann als Lehrer eine Schülergruppe gesammelt und jahrelang Tag und Nacht mit ihnen gelebt. Und er hat sich in der Öffentlichkeit bewegt unter Sympathisanten wie auch unter Gegnern. Jesus hat sich und andere zur Genüge beobachten können. Was er dabei wahrgenommen hat, finden wir auch in unserem Bibelabschnitt wieder. So sind wir halt: Wir wissen genau, was richtig und was falsch ist – bei anderen. Wir fällen gern abschließende Urteile, als ob unser Bild vom anderen schon vollständig wäre. Wir trauen anderen mehr Schlechtes und uns selbst mehr Gutes zu. Und wir haben manchmal eine regelrechte Entdeckerfreude, wenn es um die Fehler der anderen geht. Jesus kennt das alles. Und wenn ich damals dabei gewesen wäre in Jesu Familie oder auf seiner Baustelle oder in seiner Schülergruppe – ich hätte die Erfahrungen von Jesus kräftig bestätigt. Jesus weiß: Unser Miteinander ist oft nicht gesund und es braucht Medizin.
Wir werden uns das, was hilft, gleich ansehen. Aber vorher möchte ich mit euch darauf achten, in welche Richtung Jesus spricht. Wem sagt er das, was die Gemeinschaft heilt? Zu wem redet er?
Bei seiner großen Predigt über Gottes Herrschaft hatte ja Jesus zwei Gruppen vor sich, seine kleine und eine große. Zu Anfang seiner Predigt heißt es: Er blickte seine Schüler an und begann zu reden. Wenig später aber sagt er: „Euch, die ihr zuhört, sage ich ...“ Seine Stimme trug weiter. Also hat er seine Jünger angesehen, aber in die Ohren einer noch größeren Gruppe gesprochen. Das war die große Volksmenge die ganz nah dabei stand und von denen Jesus eben noch viele Kranke gesund gemacht hat. Nun spricht Jesus über ein heilendes Miteinander. Er blickt seine Schüler an und sagt es in die Ohren aller. Er gibt seinen Schülern – wir könnten sagen: er gibt seiner kleinen Gemeinde eine Medizin für ihr Miteinander. Und dabei wird allen klar: Wenn wir so miteinander umgehen, wie er es sagt, oder wenn wenigstens seine Schüler so miteinander umgehen, dann wirkt sich das aus auch auf die große Gruppe. Jesus gibt Medizin für’s Miteinander, und wenn die Christen so miteinander leben, wird ihr Miteinander wiederum zur Medizin für andere – für die Welt.
Damit haben wir schon einen ersten Punkt erfasst:

1. Unser Miteinander ist Medizin für die Welt.
Wir müssen bei dem, was Jesus sagt, von der ersten Silbe an über unseren Tellerrand hinaus denken, über unsere Gemeinde hinaus. Wie wir miteinander umgehen, hat eine Bedeutung für die Welt. So oder so. Entweder wir bringen heilende Wirkung in die Welt – oder eben nicht, dann fehlt diese Wirkung Auch das hätte Bedeutung. Was wir heute von Jesus hören, ist jedenfalls keine interne Angelegenheit zur Gemeinschaftspflege. Sondern was Jesus sagt, will ein kräftiges Zeichen für Gott in die Welt hinein setzen.
Und was soll nun im einzelnen passieren? Was verschreibt Jesus seinen Schülern?
Zunächst gilt es die richtige Wahl zu treffen. „Seid barmherzig – verurteilt nicht!“ Wählt den Weg der Güte und nicht den weg der urteilenden Gerechtigkeit. Gott macht es ja auch so. Seid barmherzig, wie euer Vater im Himmel barmherzig ist.

2. Güte statt urteilender Gerechtigkeit!
Die richtige Wahl treffen! Das klingt für uns heute ziemlich schlicht. Aber für die Hörer damals hing ein großes Thema an diesen beiden Worten Barmherzigkeit und Gerechtigkeit. So wie uns heute bei einem einzigen Stichwort manchmal lange Unterrichtstunden aus der Schule einfallen – „Jaja, da haben wir damals viel drüber gelernt!“ – so ging es den Hörern damals. Die Rabbinen haben damals über Gott gelehrt. Es gibt zwei Maße, mit denen Gott misst. Einmal das Maß der Gerechtigkeit. Tadelloses Leben gemäß der Gebote. Gott wird darüber urteilen – und die Lehrer taten es ebenso, vor allem die Pharisäer. Das war das eine Maß und der eine Weg zu Gott. Und daneben noch ein zweites Maß: Die Güte. Wer am ersten Maß scheitert, kann auf Gottes Güte hoffen.
Jesus nun sagt etwas anderes: Güte statt urteilender Gerechtigkeit! Nicht entweder – oder. Das erste Maß, das der Gerechtigkeit, wirst du niemals erfüllen. Du kommst gar nicht zu Gott hin. Denn wenn du anfängst, andere zu beurteilen, wird Gott auch über dich urteilen – und dabei kommst du ganz schlecht weg. Diese Gerechtigkeit, die sich mit anderen vergleicht und dann sich selbst ein besseres Zeugnis ausstellt – die hat keinen Bestand vor dem unbestechlichen Gott. Aber Gott ist zugleich voller Güte. Wenn du also auf die Barmherzigkeit setzt, wenn du anderen Barmherzigkeit antust, dann wird Gott auch über dich barmherzig sein.
Was folgt daraus für’s Miteinander? Verurteilt euch nicht gegenseitig. Das wäre Gift. Wählt stattdessen die Güte – das ist die Medizin.
So wie wir Menschen sind, fragen wir natürlich gleich zurück. Nicht richten, nicht urteilen? Aber es gibt doch noch Gut und Böse, es gibt noch Richtig und Falsch. Und es kommt auch vor, dass man mir Unrecht tut. Soll ich dann das Unrecht für Recht erklären? Aus schwarz weiß machen? Und womöglich am Ende selbst ins Unrecht gesetzt werden?
Nein, würde Jesus antworten. Natürlich gibt es feste Maßstäbe. Vergebt einander, hab ich ja gesagt. Sprecht einander frei. Wenn du vergeben musst, dann hat der andere ja Unrecht getan. Sonst gäbe es nichts zu vergeben. Ja, es kommt vor, dass du im Recht bist und der andere im Unrecht. Und dann? Es ist – so höre ich Jesus antworten – es ist für dich nicht dein Ziel, im Recht zu sein. Wenn du Recht hast, ist das nicht der Endpunkt, sondern dann geht es erst richtig los. Nämlich mit dem Vergeben.
Also wähle nicht den Weg des Rechts, sondern wähle die Barmherzigkeit. Wenn du aufs Rechthaben setzt, dann wirst du vor Gott verlieren. Und vor anderen Menschen – vielleicht hast du da Recht. Na und? Dann sprich den frei, der im Unrecht ist. So macht es Gott ja auch mit dir.
Barmherzig, wie Gott barmherzig ist: wie ist denn Gott barmherzig? Er verurteilt oft mein Verhalten – zu Recht. Aber mich als Mensch verurteilt er nicht, sondern beschenkt mich mit Güte. Gott unterscheidet zwischen meinem Tun und meiner Person. Wir aber machen es meist anders, packen alles in ein Paket und verurteilen gleich den gesamten Menschen. Jesus möchte, dass wir nicht so urteilen. Sondern dass die Gesamtüberschrift „Barmherzigkeit“ heißt
Das ist die Medizin, die Jesus uns verschreibt. Unter den zwei Maßen gibt es nur eines, das weiterführt: die Güte. Wer aber urteilt, blickt auf’s Böse und vergiftet sich langsam dabei.
Jesus macht uns ein Versprechen: Wir werden nicht als die Verlierer dastehen, wenn wir einseitig in Vorleistung gehen und Güte verschenken. Wir sind am Ende nicht die Lackierten. Zwischenzeitlich mag es uns so vorkommen. Aber am Ende wird Gott die beschenken, die vorher Güte schenkten. „Gebt, und es wird euch gegeben werden: ein gutes, festgedrücktes, gerütteltes und übervolles Maß wird man euch in den Schoß schütten.“ Das erinnert mich an die Kaffeedose. Es ist gar nicht so leicht, ein ganzes Pfund Kaffee in der Dose unterzubringen. Am Anfang meiner Kaffeetrinkerlaufbahn hab ich immer das meiste in die Dose geschüttet, dann war sie fast voll, dann hab ich es oben mit den Löffel glattgestrichen, ein wenig ist dabei schon übergelaufen, danach hab ich den Rest dazugeschüttet und es war ein Hügel auf der Dose und ich hab den Deckel nicht mehr zubekommen. Bis jemand es mir besser gezeigt hat: Man muss die Dose fast voll machen und dann sie kräftig auf den Tisch stoßen. Dann setzt sich das Pulver und oben kann man mehr einfüllen.
Gott macht es mit seiner Güte für uns wie mit der Kaffeedose: Er stößt und rüttelt und schüttelt, damit möglichst viel hineinpasst. Und was dann immer noch überläuft, ist unser Extra-Bonus. Nein, wir werden am Ende nicht im Nachteil sein. Gott wird uns so viel Güte geben, dass unsere verschenkte Güte daneben bescheiden aussieht.
Also: ich kann durchaus im Recht sein. Aber das ist für Jesus kein Ziel in sich. Sondern dann fängt es erst an. Ich beginne zu schenken, zu vergeben. Ich spreche frei. Und stehe am Ende doch als der Beschenkte da. Güte statt Gerechtigkeit – wie sähe dein Kollegium aus, wenn einer anfinge, so zu leben? Wie sähe deine Familie aus, deine Ehe, wenn du anfingst zu schenken? Wie sähe die Gemeinde aus, wenn nur einige anfingen? Es ist eine Erfahrung aus der Familientherapie, dass das gesamte Gefüge sich ändert, wenn nur einer beginnt, etwas anders zu machen. Man muss gar nicht alle verändern, es reicht, bei sich anzufangen. Dann ist schon so viel Neues im System, dass die anderen irgendwie reagieren werden.
Damit haben wir auch schon den nächsten Punkt erfasst. Jesus spricht von denen, die einen Balken im Auge haben, aber bei anderen den Splitter ziehen wollen. Mit dem Balken im Auge sind sie aber doch so gut wie blind! Sie können dem anderen gar nicht helfen. Sie können momentan nur einen einzigen Menschen ändern: sich selbst. Also:

3. Den ändern, den allein man ändern kann!
„Wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Bruder, komm, ich will den Splitter in deinem Auge herausziehen, während du den Balken in deinem Auge nicht siehst? Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, dann wirst du klar genug sehen, um den Splitter im Auge deines Bruders herauszuziehen.“
Irgendwann kannst du auch dem anderen helfen. Aber vorher musst du selber in Ordnung sein. Wende die Medizin erst bei dir selbst an, bevor du sie anderen verabreichst. Du selbst hast sie wohl auch nötiger.
Seit Jesus das damals sagte, hat die Medizin einige Fortschritte gemacht. Heute sind noch ganz andere Behandlungen möglich. Aber auch da gilt: Fang nicht am falschen Ende an.
Du sieht beim anderen, wie unfreundlich der schaut? Du kannst wohl eine Operation durchführen, kannst ihm seine Stirnfalten glätten. Aber du selber hättest eigentlich eine Gallenoperation nötig – denn dir kocht so oft die Galle über. Keiner sieht es. Das böse Gesicht des anderen sieht man. Doch mach erst deine wütende Galle gesund, bevor du die Stirnfalten anderer behandelst.
Da ist deine Gemeinde, die dir zu unbeweglich vorkommt. Sesshaft, wahrscheinlich Übergewicht. Du kannst ihr wohl eine Diät ausarbeiten oder gar eine Fettabsaugung vornehmen, damit sie beweglicher wird. Aber was ist mit deiner eigenen Hüftsteife, die dich in deinen liebgewordenen Gewohnheiten festsetzt? Komm erst mal selber hoch und beweg was in deinem Leben, lass dir deine starren Gelenke operieren, dann kannst du auch das Übergewicht deiner Gemeinde behandeln.
Die Generationen sind zueinander stumm geworden. Du kannst wohl die Stimmbänder der Gemeinde kurieren, damit man wieder miteinander redet. Aber was ist mit deiner eigenen Augenkrankheit? Übersiehst du die, die zur anderen Generation gehören? Lass dir dafür eine starke Brille verschreiben, danach kannst du auch die Stimmbänder der Sprachlosen kurieren.
Die anderen sind schläfrig und erkennen nicht, wie man sich engagieren müsste? Du kannst ihnen wohl die Kreislauftropfen bringen oder gar Koffein-Pillen, damit sie mal in Wallung kommen. Aber was ist mit den Schlaftabletten deiner Selbstgerechtigkeit, von denen du nicht loskommst? Geh mal auf Entzug von deinen Schlaftabletten, dann kannst du auch den anderen Kreislauftropfen verabreichen.
Dein Mann oder deine Frau braucht eine Handoperation, damit sie endlich mal die Hand ausstreckt anstatt nur was zu erwarten? Wohl möglich. Aber vergiss nicht, wie schwer herzkrank du selbst bist mit einem Herz voller Ablehnung. Tritt zunächst mal deine Herzkur an, danach kannst du auch noch beim Partner die Handoperation vornehmen.
So herum geht die Medizin bei Jesus. Also: Es gibt große Hoffnung für unsere Ehen, unsere Familien, unsere Gemeinde, unsere Kollegien. Denn in all diesen Kreisen wird sich etwas bewegen, wenn einer anfängt, sich zu verändern. Ändere den, den allein du ändern kannst! Die Medizin für’s Miteinander hat Jesus geliefert. Es ist die Güte, die Barmherzigkeit. Nur müsste noch jemand sie einnehmen.
Jesus ist das beste Vorbild für einen, der bei sich selbst angefangen hat. Über sich und dich hat Jesus gesagt: „Kein Jünger steht über dem Meister. Jeder aber wird, wenn er ausgebildet ist, sein wie sein Meister.“ Wie ist der Meister? Wie ist Jesus?
Er hat nun wirklich nicht auf andere gewartet. Er hat sich hineinschicken lassen in unsere Welt mit ihren vielen irdischen Begrenzungen. Er ist vorangegangen abwärts, hat nicht andere vorausgeschickt. Er stand, als er sich taufen ließ, in einer Reihe mit den Sündern. Er hat sich danach in die Wüste führen lassen und wurde dort sehr hart auf die Probe gestellt. Macht, Einfluss und höchste Anerkennung hätte er haben können, er musste nur zugreifen. Aber er hat sich frei von diesen Trieben gehalten. Erst so konnte er zu anderen vom reinen Herzen sprechen. Er selbst hat Heimat aufgegeben, hatte keinen festen Platz auch nur für sein Kopfkissen. Erst so hat er andere zur Nachfolge aufgefordert. Er hat denen vergeben, die ihn verleumdeten und hassten. Er war nie selbstgerecht. Jesus hat wirklich alles daran gesetzt, dass er durch und durch klar ist. Jahrzehnte vor seinem öffentlichen Auftreten lebte er verborgen, hat seinen Charakter gebildet und bewährt. Und am Ende hat er – so sagt es die Bibel einmal – an dem, was er leiden musste, Gehorsam gelernt. Jesus, ein Lernender also auch noch zum Schluss. Jesus hat bei sich angefangen und dann die Welt verändert.
Können wir so sein wie er? Werden wir diese Klarheit, Glaubwürdigkeit, Aufrichtigkeit erreichen? Nun, Jesus sagt: „Jeder wird, wenn er ausgebildet ist, sein wie sein Meister.“ Wir haben die Möglichkeit, uns von Gott ausbilden zu lassen. Jesus benutzt hier ein Wort, das volle Tauglichkeit ausdrückt. Einen Handwerker, der seine Kunst versteht und das vollständige Werkzeug im Koffer hat, den würde man so beschreiben. Jesus verwendet nun dieses Wort für seine Schüler – für uns.

4. Jesu Schüler: wirkungsvoll ausgerüstet
Wir können solche werden, die Gott fit macht, wirkungsvoll, ausgerüstet. Wir werden dann sein wie unser Meister Jesus. Wie passiert das?
Indem wir nicht auf andere warten, sondern uns selbst verändern. Zulassen, dass Gott bei uns ansetzt.
Wir werden tauglich, wenn wir nicht rechnerisch auf Gerechtigkeit setzen, sondern auf Güte.
Wir werden fitte Jünger, wenn wir vielleicht das Verhalten anderer beurteilen. Selbst das ist schon heikel. Aber keinesfalls die ganze Person des anderen verurteilen!
Wir werden wirkungsvoll, wenn wir nicht ängstlich auf unsere Reserven achten, ob wir auch noch gut genug wegkommen, sondern wenn wir uns darauf verlassen: Gott wird uns voll ausfüllen mit Güte. Denkt an die Kaffeedose.
Die Barmherzigkeit, die Jesus an uns sehen möchte, ist keine Schwäche. Nicht der Weg des geringsten Widerstandes. Sondern sie ist eine Stärke. Eine echte Kompetenz. Wir Schüler Jesu sind ausgebildete, qualifizierte Menschen – weil Gott in uns Güte ohne Ende investiert hat.
Lasst uns so hoch von uns denken: Wir haben Kompetenzen, die nur Schüler Jesu haben. Wir kennen die Medizin unseres Meisters für unser Miteinander und für das Miteinander in allen anderen Beziehungen. Lasst uns die Medizin einnehmen. Lassen wir uns füllen mit Gottes Güte. So wird unser Miteinander zur Medizin für die Welt.
Und das Schönste: Wir werden Jesus ganz ähnlich. Wir werden wie er, viel mehr als gerecht, wir werden nämlich barmherzig. „Kein Jünger steht über dem Meister. Jeder aber wird, wenn er ausgebildet ist, sein wie sein Meister.“ Dafür lohnt es sich zu leben!
Amen.
Ulrich Wendel